Bürgerbeteiligung ist ein schwieriges Geschäft
Publikumsrenner Stadtplanungsausschuss
Zwar setzte Michael Osterburg, Sprecher der GAL im Stadtplanungsausschuss des Bezirks Mitte mit den Worten „Diskurs ist wichtig, früher haben wir alleine im Stadtplanungsausschuss getagt“ auf Bürgernähe, so ganz geheuer schien ihm und den anderen Abgeordneten das große Bürgerinteresse an der Sitzung zum Thema Katharinenquartier aber nicht zu sein. Ruppig teilte er ordentlich gegen Fachleute aus dem Publikum aus, die seiner Meinung nach sich keine Mühe gaben auf die Argumente der Architekten und Planer der Bezirksversammlung einzugehen. In einer ähnlichen Zielrichtung lagen auch die Argumente des FDP-Sprechers Lothar Hänsch, dem die Zielrichtung auch nicht lag und zu ein wenig Dankbarkeit aufforderte, dass überhaupt ein Diskurs stattfände.
Damit bestätigten die beiden die Befürchtungen von Pröpstin Ulrike Murmann von der Katharinenkirche, dass sich eine gewisse Müdigkeit bei Auseinandersetzung breitmache, die der Wichtigkeit des Themas und der Wichtigkeit des Baudenkmals nicht gerecht würde. Einzig von Oberbaudirektor Jörn Walter und dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im Bezirk Mitte, Gunther Böttcher, schien es den Willen auch zu weiterem Diskurs zu geben.
Dabei wurden im proppevollen Sitzungssaal durchaus schon vorzeigbare Ergebnisse der inzwischen jahrelangen Auseinandersetzung zwischen der Katharinenkirche und der IG Katharinen auf der einen und den Stadtplanern, Architekten und Investoren aus der anderen Seite präsentiert. Zwei interessante Varianten zur Sichtbarkeitsmachung des Katharinenkirchturms von der Nordseite wurden den Anwesenden präsentiert. Wahlweise ein großes Tor oder ein Einschnitt als Wintergarten sollen Blicke durch das als Lärmschutzriegel dienende Gebäude ermöglichen. Die Erdgeschossnutzungen sollen variabel gestaltet werden, so dass Gewerbe und Wohnen je nach Wahl möglich sein sollen. Insgesamt 125 Wohnungen sollen entstehen und durch den Büroriegel vom Lärm der Willy-Brandt-Straße abgeschirmt werden. Kaschierte Gebäudegrenzen sollen den Anschein von kleinteiligerer Bebauung erwecken.
Den Katharinista gingen die Änderungen nicht weit genug. Der Bürobaustein sei immer noch zu hoch und der Einschnitt würde den Kirchturm statt hinter Beton hinter Glas verstecken. Auch die Größe der Blöcke würde nicht dem historischen Vorbild entsprechen und nur scheinbar verkleinert worden sein. Clemens Dürr von der IG Katharinen charakterisierte – nicht ganz zu Unrecht – den modifizierten Entwurf der Wohngebäude als aufgetragene Tapete aus Farbe, das Fensterraster verrate den Block dahinter. Weiterer Kritikpunkt war der soziale Aspekt der Vergabe des Baufeldes an einen Investor, der doch nur zu hochpreisigen Luxuswohnungen führen würde. Ulrike Murmann fand die richtigen Worte: „Nun muss doch mal Schluss sein reicht nicht – der Ort verdient es, dass wir umfassend und vollständig die Lösung diskutieren.“ Jörn Walter und Günther Böttcher schienen dabei durchaus gewillt zu sein, dieser Einschätzung zumindest teilweise noch zu folgen, andere Abgeordnete wirkten eher genervt von der Diskussion. Sollte das erwachte Interesse der Bürger an Stadtplanung nicht nur ein Strohfeuer sein, muss sich der Stadtplanungsausschuss umorientieren. Statt weitgehend unbeobachteten Geklüngel wacht das Auge der Bürger nun argwöhnisch über alle Handlungen der Stadtplaner – ein interessantes Arrangement bei dem die Bebauung des Geländes der ehemaligen Katharinenschule exemplarisch zeigt und zeigen wird was möglich ist.