Charley Harper im Kunstverein
oder: warum sind Flamingos rosa?
„Wieviele Halswirbel hat die Giraffe?“ 2 kleine Mädchen melden sich sofort. „7!“ Die Antwort ist korrekt – das wird von der Wissenschaftsredakteurin des Hamburger Abendblatts, die eine Kolumne über die Tiere in Hagenbecks Tierpark schreibt und heute für die Führung durch die Ausstellung engagiert ist, bestätigt. Die Erwachsenen gucken sich verstohlen an – nein, die Antwort hätte nicht jeder von ihnen gewusst. Am 24. Juni um 17.00h wurde die Ausstellung mit Werken von Charley Harper (1922-2007) im Kunstverein eröffnet. Ungewöhnliche Uhrzeit, ungewöhnliche Gäste: dies ist die Führung für Kinder.
Von Charley Harper, der seinen Stil als „minimalen Realismus“ bezeichnet, sind im Hamburger Kunstverein Tierbilder zu sehen: seine Form der Darstellung ist grafisch einfach und reduziert sich auf das Wesentliche: „Wenn ich ein Naturthema betachte, schaue ich mir nicht jede einzelne Feder an den Flügeln der Vögel an, ich zähle einfach nur die Flügel. Ich sehe aufregende Formen, Farbkombinationen, Muster, Strukturen, faszinierendes Verhalten und endlose Möglichkeiten, interessante Bilder zu schaffen.“ Die Bilder sind nicht plastisch dargestellt, die Farben werden klar verwendet.
Die Führung für Kinder steht unter dem Motto „Safari“: „sucht mal das Tier mit dem längsten Hals“, und schon läuft die Horde Kinder durch den Raum, um die Giraffe zu finden. Auch der rote Käfer mit den schwarzen Punkten ist schnell ausgemacht – die Punkte, die übrigens nicht das Alter des Marienkäfers angibt, weisen auf seine Art hin: der deutsche Marienkäfer ist rot und hat entweder zwei oder sieben klar angeordnete Punkte. Er wurde allerdings fast vom orangenen mit den vielen wild angeordneten Punkten verdrängt – das ist eine amerikanische Spezies, die aus Gewächshäusern, in denen er zwecks Ungeziefervernichtung eingesetzt wird, ausgebrochen ist und sich bei uns sehr wohl fühlt. Das ein Flamingo, wenn er nicht ganz bestimmte Krebse bekommt, grau wird und was an dem Bild mit dem Eisbären inhaltlich nicht stimmt, wissen die Kinder natürlich auch. Es sind auch durchaus kritische Bilder, hinter denen sich mahnende Botschaften verstecken.
60 Siebdrucke und Illustrationen aus den Jahren 1956-2007 sind noch bis zum 11. September 2011 im Kunstverein zu sehen, begleitet von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm für Kinder und Jugendliche, Vorträgen und Führungen mit Naturwissenschaftlern, um nicht nur das Werk Harpers zu präsentieren sondern auch auf aktuelle Umweltprobleme hinzuweisen.
Wer also nicht nur an Kunst interessiert ist sondern auch seine Biologie-Kenntnisse aus seiner Schulzeit auffrischen möchte, dem ist die Ausstellung und das begleitende Programm wärmstens empfohlen.