Claus D. wie Dampf
Wiedereinweihung eines Kessels
Was ist denn an der Wiedereinweihung eines Kessels für ein Dampfschiff so besonders, als das es einen Bericht wert wäre? Die Frage stellt sich auf dem ersten Blick und man bekommt die Antwort postwendend auf der Einweihungsfeier in Övelgönne vom ehemaligen Eigentümer Robert M. Eckelmann. Zum einen – so erfährt man – hat der Dampfschlepper Claus D. das ungeheures Glück gehabt, dass die Betriebserlaubnis für seinen alten Kessel noch vor Beginn der Wirtschaftskrise erloschen ist , während der Krise und auch heute noch hätte man nicht genügend großzügige Spender zusammenbekommen, und zum anderen zählt Eckelmann die vielen erhaltenen und musealen Schiffe in Hamburg zum touristischen Aktivkapital mit dem sich die Stadt schmücken und attraktiver machen kann. Diese Aussage wird die einen freuen und die anderen entsetzen – „was, noch mehr Dampfschiffe?“ werden diejenigen fragen, die sich schon über einen Hauch von Kohlefeuerung in der Luft erregen.
In diesem Fall liegen Kritiker aber komplett falsch, jede Aufregung ist umsonst – denn – das was aus dem Schornstein von Claus D. kommt ist überwiegend Wasserdampf. Der Kessel des Dampfschleppers wird schon seit 1957 mit Öl betrieben, der Kessel hat mehr Ähnlichkeit mit einer Zentralheizung als mit den relativ schmutzigen Kohlefeuerungen der Stettin oder Elbe. Im Maschinenraum der Claus D. blinkt und glänzt es nach der Erneuerung als wäre der Schlepper gerade erst gebaut worden. Also Entwarnung, kein Grund zur Aufregung wenn Claus D. mal im Sandtorhafen auftauchen sollte.
Und das könnte durchaus mal sein, denn das Schiff hat auch Wurzeln im Sandtorhafen. Der Obmann der Claus D., Andreas Westphalen ist wie viele Schiffsfans Nachbar in der HafenCity und hat viel Energie in die Renovierung des Schiffes gesteckt. Die Firma Wulff Engineering & Service, in der Westphalen als Ingenieur arbeitet, übernahm kostenfrei die Projektabwicklung des Vorhabens, eine von vielen großzügigen Spendern, die dazu beigetragen haben den Hafen um eine Attraktion reicher zu machen. Andreas Westphalen selbst ist der personifizierte „Hans Dampf“: Neben einem Buch über den Dampfeisbrecher Stettin hat er auch „Dampfschiffe in Deutschland: Die letzten Zeugen einer Epoche“ und ein Buch über die Flensburger Förderschifffahrt geschrieben.
Kein Wunder das er seine Freizeit mit einem so tollen Dampfschiff wie „Claus D.“ verbringt. Auf der Feier machte der stellvertretende Vorsitzende des Museumshafens Övelgönne, Peter Cordes aber darauf aufmerksam, das noch viele weitere Schiffe auf Unterstützung und Spenden warten. Das maritime Erbe der Stadt ist gleichzeitig auch einer der Schlüssel zur Attraktivität und Zukunft Hamburgs. Die alten Schiffe – natürlich nicht nur unter Dampf – werden von den Touristen erwartet und geliebt, schließlich wird Hamburgs Außenwahrnehmung über den Hafen definiert. Eine Verpflichtung, der sich Hamburg und seine Bürger stellen müssen. Doch zurück zu „Claus D.“: Im Anschluss an die Feier konnten die Gäste unmittelbar den Zauber einer Fahrt mit einem Traditionsschiff erleben. Zusammen mit dem „Tiger“, das Schwesterschiff, dass im Unterschied zur „Claus D.“ tatsächlich noch mit Kohle befeuert wird und dem Feuerwehrschiff „Feuerwehr IV“ zeigten die Schiffe vor dem Köhlbrand was sie konnten.
Robert M. Eckelmann ließ es sich natürlich nicht nehmen auf seinem ehemaligen Schiff mitzufahren, genauso wie Arne Manzke von Uhlig Rohrbogen aus dem Harz, die den neuen Kessel bauten und spendeten – eine unglaubliche Leistung im Angesicht der gerade vergangenen Wirtschaftskrise. Der dritte und vierte Geburtshelfer für das zweite Leben der „Claus D.“ war die im Reiherstieg gegenüber der HafenCity arbeitende Norderwerft, die den Platz für die Bauarbeiten zur Verfügung stellte und die Firma Knaack + Jahn aus Hamburg, die die Arbeiten ausführte. Eine kleine Anekdote aus dem Leben des „Claus D.“ soll zum Schluss nicht verschwiegen werden: Ab den 70er Jahren arbeitete das Schiff als mobiler Dampfreiniger für Tanks – eine Arbeit die ein Dampfschiff mit links macht.