Das gemeinsame Erbe
Das Europäische Kulturerbejahr 2018: Die Suche nach den Wurzeln Europas in einer auseinanderbrechenden Staatengemeinschaft
Anfang Januar wurde das Europäische Kulturerbejahr 2018 eröffnet, das in Deutschland unter dem Motto „Sharing Heritage“ ,übersetzt „das Erbe teilen“ stattfindet, der nationale Auftakt fand in Hamburg statt.
Als Senatsvertreter eröffnete Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda (SPD) die Feierlichkeiten im Rathaus, die Bundesregierung hatte die Staatsministerin für Kultur und Medien, Professor Monika Grütters (CDU) nach Hamburg geschickt und das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz, einer der Initiatoren der deutschen Beiträge, war durch seine Präsidentin Dr. Martina Münch vertreten. Im Fokus des Europäischen Kulturerbejahres soll das Gemeinschaftliche und Verbindende der europäischen Kultur stehen, soll das Bewusstsein für viele Gemeinsamkeiten auf kultureller Ebene geschärft werden und die Bewahrung des sowohl geschichtlichen wie architektonischen Erbes stehen. Sich über „gemeinsame Wurzeln und Werte“ auszutauschen und „der Seele Europas nachzuspüren“, so will es Staatsministerin Monika Grütters. Wer an die aktuelle Situation in Europa denkt, könnte es auch als eine konzertierte Suche nach Gemeinsamkeiten bezeichnen, um das fortschreitende Auseinanderbrechens Europas aufzuhalten, denn den 27 Mitgliedsstaaten scheint der europäische Gedanke immer mehr abhanden zu kommen. Und so deutlich sagte es auch Monika Grütters in ihrer Eröffnungsrede: „Die Frage danach, worauf Europa aufgebaut ist, was uns ausmacht als Europäerinnen und Europäer, ist heute drängender denn je angesichts der vielerorts zu beobachtenden Erosion der Europäischen Einigung….Nur als Wertegemeinschaft hat die Europäische Union eine Zukunft! Denn nur so weckt die europäische Idee jenen Enthusiasmus, der Europa vor einem Rückfall in Abschottung, Gewalt und Unfreiheit bewahren kann.“Um so verwunderlicher, dass das Projekt vom Europäischen Parlament gerade einmal mit 8 Millionen Euro europaweit unterstützt wird. Allein das bundesdeutsche Kulturstaatsministerium stellt 7,2 Millionen Euro für deutsche Projekte zur Verfügung und Länder und Kommunen schießen ebenfalls Geld dazu. Das veranlasste die CDU-Ministerin auch dazu, sich nach der Eröffnungsfeier über Brüssels doch eher sparsame Gabe zu beklagen.
Und das lässt auch die Frage aufkommen, wie ernst es denn der Europäischen Union selbst mit dem Europäischen Kulturerbejahr ist, bei diesen wirklich überschaubaren Finanzmitteln. Deutschland hat für seine Aktivitäten zum Kulturerbejahr das Motto „Sharing Heritage“ gewählt, das auf eine Initiative des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, des Bundes, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zurückgeht. Bei allen Projekten soll es um die verbindenden Elemente gehen, mit Fokus auf das gemeinsame bauliche und archäologische Erbe Europas. Die Grundidee aller Projekte soll dabei immer sein, „das Europäische im Lokalen“ zu entdecken. Momentan sind 130 Projekte dieser Art registriert, es wird im Laufe des Jahres mit insgesamt 500 Projekten und rund tausend Veranstaltungen gerechnet. In Deutschland sollen besonders Kinder und Jugendliche angesprochen werden, die historische Bauwerke wie das Brandenburger Tor oder das Schloss Neuschwanstein als viel mehr als nur ein tolles Selfie Hintergrundmotiv entdecken sollen. Dass gerade den nachfolgenden Generationen das gemeinsame kulturelle Erbe Europas vermittelt werden soll, ist sinnvoll. Jedoch ist die Frage, wie die Generation Smartphone begeistert werden kann. In Hamburg sind momentan Projekte wie Instawalks in der St. Jacobikirche und das Elbfest im September im Sandtorhafen in der HafenCity geplant. Diverse Vorträge und Diskussionen werden vom Denkmalrat, dem Denkmalverein und der Patriotischen Gesellschaft angeboten. Ob das alles die richtigen Formate sind, um junge Menschen zu erreichen, muss sich dann zeigen. Alles in allem scheint das Europäische Kulturerbejahr eher eine Veranstaltung zu sein, die von der Hoffnung getragen wird , dass sich die Europäerinnen und Europäer daran erinnern, was Europa ausmacht und auf welchen Gemeinsamkeiten es aufgebaut ist. „Hoffnung sieht das Unsichtbare, fühlt das Unfassbare und erzielt das Unerklärbare“, mit diesem Zitat von Maximilian Kolbe, von den Nazis 1941 in Auschwitz ermordeter polnischer Franziskaner, skizzierte die Staatsministerin Professor Monika Grütters dann auch bezeichnenderweise, was das Europäische Kulturerbejahr 2018 mit sich bringen soll.
Weitere Infos für Interessierte am Kulturerbejahr gibt es unter:
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