Das Museum und seine Freunde
Manfred Stempels ist neuer Vorsitzender des Vereins Freunde des Speicherstadtmuseums e.V.
Tagtäglich besuchen viele Menschen die Speicherstadt und bestaunen das seit 1991 unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble. Und obwohl allgemein bekannt ist, dass die Speicherstadt als Teil des ehemaligen Hamburger Freihafens ihre ursprüngliche wirtschaftliche Berechtigung verloren hat, fragen sich die Besucher, wie es im Inneren der Gebäude so aussieht und was hier wohl vor sich ging, als die Lagerhäuser und Kontore noch das Wirtschaftszentrum der Stadt waren. Antworten auf all diese Fragen bietet das Speicherstadtmuseum, das im kommenden Jahr 20 Jahre alt wird.
Alles fing mit einer sehr erfolgreichen Ausstellung vor 26 Jahren an: Die Speicherstadt feierte gerade ihr hundertjähriges Jubiläum, war für die breite Öffentlichkeit aber nicht zugänglich. 1995 rettete Henning Rademacher – ehemals Kapitän auf „große Fahrt“, der die Ausstellung als Volontär des Museums der Arbeit erarbeitet hatte – Exponate vor dem Vergessen und gründete „sein“ Speicherstadtmuseum.
Das Haus, das als Privatmuseum unter dem Dach der Stiftung Historische Museen Hamburg geführt wird, ist heute das Fenster in die Arbeit der Quartiersleute und in die Baugeschichte des größten – auf Eichenpfählen gegründeten – Lagerhauskomplexes der Welt. In einem authentischen Speicherblock von 1888 zeigen Rademacher und der Kunsthistoriker Dr. Ralf Lange nicht nur Bilder vergangener Zeiten. Die Besucher sehen typische Arbeitsgeräte, wie Probenstecher zum Bemustern der Säcke oder Griepen und Handhaken zum Greifen der Packstücke. Und auch die silbernen Maurerwerkzeuge, mit denen Kaiser Wilhelm II. 1888 die Eingliederung Hamburgs in das deutsche Zollgebiet symbolisch besiegelte, können hier bestaunt werden.
Aber das Speicherstadtmuseum begrenzt seine Arbeit nicht nur auf die eigenen Räume. Viele Exponate können auf einer Länge von etwa 1,5 Kilometern und rund 250 Metern Breite im Außenbereich besichtigt werden. Besonders beliebt sind die Führungen und so lernen jährlich 12.000 Besucher die Speicherstadt kennen. Die „Entdeckertouren“ für Kinder finden bei Groß und Klein besonderen Anklang.
Die besondere Location lockt auch die Freunde von Krimis und historischen Romanen in das Speicherstadtmuseum. Regelmäßig finden hier Lesungen statt. Ein Highlight sind die langen Kriminächte, bei denen mehrere Autoren unter einem gemeinsamen Motto lesen. Renommierte Hamburger Autoren wie Petra Oelker und Boris Meyn, für die die Speicherstadt die Kulisse für viele ihrer Geschichten liefert, haben hier bereits aus ihren Büchern vorgelesen. Neu im Programm sind Regionalkrimis aus Bayern, Sachsen und dem Rheinland – und auch Newcomer wie Petra Klein und Wolfgang Metzner begeistern das Publikum, das in der Zwischenzeit aus vielen Stammbesuchern besteht.
Aus dieser Gruppe entwickelte sich – in Zeiten chronisch unterfinanzierter Museen – 2010 der Freundeskreis des Speicherstadtmuseums e.V., deren Vorsitz Manfred Stempels (71) von Anette Niewiesk übernahm. Stempels, der beruflich über 40 Jahre in der Speicherstadt unterwegs war und als Graphiker das Corporate Design der HHLA von der Visitenkarte bis zur Containerbrücke entwickelte, und der an diversen Büchern über das Quartier mitwirkte, hat sein Herz an die Speicherstadt verloren. Für die über 60 Mitglieder des Freundeskreises Grund genug, den engagierten Experten als neuen Vorsitzenden zu wählen, nachdem seine Vorgängerin aus Zeitmangel nicht mehr zur Verfügung stand.
Für Henning Rademacher und das Speicherstadtmuseum ist der gemeinnützige Freundeskreis inzwischen eine unverzichtbare Unterstützung. So sorgen die tatkräftigen Freunde nicht nur durch ihre Mitgliedsbeiträge dafür, dass dringend erforderliche Anschaffungen getätigt werden können. Mit dem Catering bei den Ausstellungen, bei Lesungen oder bei der Langen Nacht der Museen erwirtschaften sie jene finanziellen Mittel, die einige Museumsprojekte erst möglich machen und tragen mit ihrer Förderung dazu bei, dass die Ausstellung komplettiert werden kann. Eine Aufgabe, die dem Freundeskreis nicht nur viel Spaß bringt.
Und so wird Manfred Stempels nicht müde, über die Vorteile einer Mitgliedschaft beim Freundeskreis des Speicherstadtstadtmuseums e.V. zu berichten. Für 40 Euro Jahresbeitrag haben die Mitglieder freien Eintritt in die zum Stiftungsverbund gehörenden Häuser wie das Hamburg Museum, das Altonaer Museum und das Museum der Arbeit sowie in die Außenstellen Jenisch Haus und Kramer Amtsstuben. Sie kommen in den Genuss verbilligter Eintrittskarten für Lesungen und weitere Sonderveranstaltungen im Speicherstadtmuseum. Zur
Zeit wird die nächste gemeinsame Ausfahrt geplant. Drei bis vier Mal im Jahr sind die Mitglieder des Freundeskreises gemeinsam unterwegs und genießen unter anderen exklusive Führungen in anderen Museen. CF
Weitere Informationen und den Mitgliedsantrag gibt es im Internet: www.freunde-des-speicherstadtmuseums.de.