Deichkinder unter sich
Preisverleihung des Hamburger Musikpreises HANS 2015
11 Tage nach dem entsetzlichen Anschlag auf den Pariser Musikclub Bataclan trifft sich Hamburgs Musikszene in der Markthalle.
Rund 500 Gäste sind geladen, und sie kommen. Paris ist nicht vergessen und allgegenwärtig. Ein Pariser ist sogar einer der Preisträger des Abends und nimmt den Preis der Kategorie „Hamburgs bestes Imaging des Jahres“ entgegen: Mit Katrin Vierkant hat Nicolas Christitch das Buch „Recorded. Live in Hamburgs Plattenläden“ geschrieben, das 26 unabhängige Plattenläden porträtiert.
Abräumer des Abends ist die (leider nicht anwesende) Band Deichkind, die gleich in mehreren Kategorien nominiert wurde und als „Hamburger Künstler des Jahres“ und für das „Album des Jahres“ ausgezeichnet wurde: „Deichkind jonglieren kunstvoll mit Sprache und Beats und schaffen es trotzdem, ein gewaltiges Publikum zu erreichen, was eine Kunst ist, die gerne mal unterschätzt wird“, so das Urteil der HANS-Jury über die Hip-Hop- und Electropunk-Formation, die sich via Videoeinspielung bedankte. Die Auszeichnung „Hamburger Lotse des Jahres“ gewann Buback – Label, Musikverlag und Booking-Agentur in einem, die kreative Laudatio hielt Jan Delay.
„Hamburg ist nicht Hollywood“, konstatiert ein Gast, und meinte damit die meist recht offensichtlichen Reden der Laudatoren, die es nicht verstanden, einen Spannungsbogen aufzubauen und den Gewinner der jeweiligen Kategorie gleich im ersten Satz nannten. Spannender waren da schon die Live-Auftritte: Unter anderem trat Max Mutzke mit dem Jazz-Trompeter Nils Wülker auf, der „Hamburger Musiker des Jahres“ wurde; der ohne Preis ausgehende Johannes Oerding sang mit Nico Suave, und auch Joco, Saal 2 und die schrägen MusikerInnen von Schnipo Schranke erfreuten das Fachpublikum.
Der Hamburger Musikpreis HANS wurde bereits zum siebten Mal verliehen. Jeweils vier Künstler, Acts oder Teams standen in insgesamt acht Kategorien im Finale. n AF