Der Dialog um den Vasco-Da-Gama-Platz beginnt
Gespräch am 16.Juni
Die Anwohner des Vasco-Da-Gama-Platzes fanden heute in ihren Briefkästen die Antwort der HafenCity Hamburg GmbH auf die Unterschriftensammlung einiger Anwohner zum Thema Basketballfeld. In der jüngeren Vergangenheit hatte es immer wieder Beschwerden wegen abend- und nächtlichem Spiel auf dem Feld gegeben, so dass es Beschwerdeführern zuviel wurde. Mit einem Brief mit Unterschriftenliste wurde die HafenCity Hamburg GmbH aufgefordert Maßnahmen gegen die nächtlichen Ruhestörungen zu ergreifen. Jürgen Bruns-Berentelg und Marcus Menzl reagieren jetzt auf das Anschreiben und laden die Anwohner zur Diskussion an die Dalmanntreppen. Am 16. Juni um 18:30 soll das Gespräch an den Treppen, die wie ein kleines Auditorium geformt sind, unter freiem Himmel geführt werden. Sollte das Wetter es nicht zulassen, wird die Diskussion in die Räumen der Bergedorf-Bille-Stiftung am Kaiserkai 3 verlegt.
Um der Diskussion und den Argumenten folgen zu können veröffentlichen wir hier den Wortlaut des auslösenden Briefes und ebenfalls den Wortlaut der Einladung der HafenCity Hamburg GmbH.
Hier der Begleitbrief zur Unterschriftensammlung:
Sehr geehrter Herr Menzl,
bezugnehmend auf den Artikel aus dem Hamburger Abendblatt vom 05.09.2007 wende ich mich an Sie als "Hafen City -Kümmerer".
Am 15.05.2008 teilte ich Ihnen erneut telefonisch mit, dass der Zustand der Lärmbelästigung durch den Sportplatz auf dem Vasco da Gama Platz zu Konflikten zwischen Sportler- und Anwohnerinteressen führt.
Ein kurzer Auszug der Vorgänge ist im Artikel "Ärger um Basketballfeld auf dem Vasco-da-Gama-Platz" unter www.hafencitynews.de prägnant von Herrn Michael Klessmann am 12.05.2008 zusammengefaßt.
Zitat: "An guten Tagen wird teilweise mit vier Bällen gleichzeitig auf den einen Korb des Feldes gespielt, nicht rund um die Uhr, aber solange es irgendwie möglich ist. Auslöser der jetzigen Unterschriftenaktion gegen den Platz ist die Nichteinhaltung der Nachtruhe. "Bis 0:30 Uhr wurde gestern gespielt- jetzt ist es genug" beschreibt ein Anwohner seine Situation. Das Werfen gegen die Rückwand des Korbes und das Dribbeln hat dann auch für bestimmte Wohnungspositionen eine unangenehme Geräuschkulisse zur Folge. Auch sind Bälle verschiedener Hersteller unterschiedlich laut und zur Rush-Hour auf dem Platz kann es durchaus passieren, dass eine zweistellige Anzahl von Ballwürfen und Aufsetzer auf dem Belag pro Minute zu zählen sind – und das stundenlang. Wenn die einen Spieler müde werden, stehen meist schon die Nächsten bereit."
In unserem letzten Gespräch am 15.05.2008 erklärten Sie den Tatbestand mit Pfingsten.
Nun hatten wir am letzten Wochenende (17.05./18.05.2008) weder Events noch gutes Wetter und die Situation war genauso wie unter der Woche. Die Spielbegeisterten kamen trotz des Regens UND an dem einzigen baulärmfreien Tag der Woche, dem Sonntag, wobei die ersten Sportbegeisterten bereits um 8:15 Uhr mit dem Spiel begannen! Der letzte Spieler verließ ca. 22:15 Uhr den Platz. Hierbei handelte es sich um jeweils wechselnde Spieler.
Was bleibt, sind 14 Stunden Lärm und Beschallung durch den Aufprall, der bedingt durch die Carreebauweise der Wohnhäuser per se lauter ist, da zusätzlich die meisten Wohnhäuser über große, bodenhohe Fensterfronten verfügen. Darüber hinaus ist die ungepolsterte Holzwand des Brettes, an dem der Korb befestigt ist, ein weiterer Mangel und potenziert den Lärm noch zusätzlich.
Das beschriebene Wochenende (17.05./18.05.2008) steht beispielhaft für die Tage von Montag bis Sonntag seit Anfang März 2008.
Gemäß Anwohneraussagen, die den Sportplatzes ganztägig sehen, handelt es sich um wechselnde Sportlergemeinschaften.
Die sportlichen Aktivitäten beginnen täglich zwischen 8:00-10:00 Uhr und enden zwischen 22:00- 23:00 Uhr.
Ein weiterer Fakt ist, dass bei einigen Bewohnern (z.B. Am Kaiserkai 25) die Schlafräume zum Sportplatz liegen.
Um Ihnen ein Stimmungsbild der Bewohner der angrenzenden Wohnungen um den Sportplatz zur Verfügung zu stellen, habe ich im Namen der Anwohner Am Kaiserkai 15,17,25 eine Umfrage in Form einer Unterschriftenaktion gestartet (siehe Attachment).
Die geringe Anzahl der befragten Anwohner erklärt sich damit, dass ich bisher nicht alle Anwohner befragen konnte, da ich diese Aktivität während meiner Freizeit durchgeführt habe, was Zeit und Mühe kostet.
Bei den bereits befragten Anwohnern bin ich auf Dankbarkeit und großes Interesse gestoßen. Zitat: "Sehr schön, dass Sie das in die Hand nehmen".
Ich sehe es jedoch nicht als meine primäre Aufgabe an, Ihre Rolle zu übernehmen, die Sie in dem Artikel vom 05.09.2007 " als Antenne in den Stadtteil, die Anregungen aufgreift und andererseits Impulse gibt" beschreiben. Ich engagiere mich, damit das Leben in der HafenCity für Anwohner UND Sportler lebenswert, harmonisch, dynamisch, mitreissend und freundlich bleibt.
Wie in dem Artikel zu lesen ist, kalkuliert Herr Bruns-Berentelg, Vorsitzender der HafenCity GmbH Konflikte mit ein.
Zitat: "Ohne Reibung wäre es auch langweilig, findet Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der HafenCity GmbH: "Wir wollen ein neues Stück Innenstadt schaffen, dazu gehören Auseinandersetzungen." Da Herr Jürgen Bruns-Berentelg und Sie, Herr Menzl, als Kümmerer der HafenCity keine Anwohner/Bewohner der HafenCity sind, wirkt diese Haltung unprofessionell und ein Stück weit arrogant.
Auseinandersetzungen bedürfen jedoch einer Lösung und in diesem konkreten Fall bitte ich Sie um Unterstützung dahingehend, sowohl für die Sportler als auch für die unmittelbaren Anwohner einen fairen Kompromiss zu suchen und zu finden.
Aktueller Stand:
Die Anwohner hatten folgende Vorschläge an Sie gerichtet:
– Einführung von Nutzungszeiten und -tagen für jedermann (z.B. Sportzeiten werktags von 10:00- max.17:00 und sportfreie Zeit an Sonn und -Feiertagen)
– Maßnahmen zur Lärmreduzierung, z.B. Anbringung einer Schalldämmung direkt am Basketballbrett
– Verlegung des Sportplatzes an einen anderen Ort in der HafenCity -> Vorschläge sind im Attachment nachzulesen.
Diese bisherigen konstruktiven Vorschläge der Anwohner wurden von Ihnen und der Hafen City GmbH (Herr Bruns-Berentelg,Vorsitzender der HafenCity GmbH) kategorisch abgelehnt.
Dennoch sollte es auch im Interesse der Hafen City GmbH liegen, das Problem konstruktiv und ohne Hinzuziehung von Juristen und Presse im Sinne aller Beteiligten zu lösen.
Im Falle der Fehlplanung, z.B. der ungünstig platzierten Strassenlaterne, die keinen Lärm produziert, war eine Lösung durch Verlegung der Laterne auch möglich.
Ich bitte Sie deshalb nachdrücklich, die Anwohnerwünsche nochmals in die Diskussion mit der HafenCity GmbH zu bringen.
Letzendlich lebt dieses ganze Projekt HafenCity nicht nur von den Investoren, die die Wohnungen als Investitionsanlage gekauft haben, oder den Touristen, die manchmal am Wochenende einen Kaffee trinken kommen, sondern doch von den Anwohnern, die das Leben dort aktiv gestalten.
Bitte lassen Sie mich wissen, was von Seiten der Hafen City GmbH konkret bis wann unternommen wird, um den Konflikt zu lösen und alle Interessen fair zu vereinen.
Ein schriftliches Feedback ist willkommen.
Besten Dank vorab.
Anja Kaufmann
Und die Einladung zum Dialog der HafenCity Hamburg GmbH:
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu den zentralen Kennzeichen der HafenCity zählt der offene Character ihrer öffentlichen Plätze, Promenaden und Straßen. Die HafenCity ist bereits heute ein Ort der Begegnung, des urbanen Lebens und der vielfältigen Nutzungsmuster – diese Eigenarten werden sich in den nächsten Jahren sicherlich noch intensivieren. Auch der Vasco-Da-Gama-Platz als wichtiger Bestandteil des Systems öffentlicher Räume in der HafenCity hat einen offenen Character – er ist offen für unterschiedliche Nutzungsmuster, offen für unterschiedliche Altersgruppen und auch offen für Personen aus unterschiedlichen Teilen der Stadt, der Stadtregion und darüber hinaus.
Selbstverständlich ist es gelegentlich möglich, dass aus demn Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungen Reibungen resultieren. Diese sind einerseits durchaus typisch für innerstädtisches Wohnen, da sie letztlich die logische Folge der gewünschten Vielfalt und Lebendigkeit, des dichten Zusammenlebens sind. Andererseits können Reibungspunkte natürlich auch entschärft werden, indem nach Kompromissen gesucht wird, die nicht die Berechtigung und die Präsenz der jeweils anderen Nutzung in Frage stellen, sondern verfügbare Spielräume für wechselseitige Anpassungen nutzen.
In den letzten Wochen hat sich am Vasco-Da-Gama-Platz das Nebeneinander von Basketballspiel und Wohnnutzung als ein solcher Reibungspunkt herauskristallisiert, der auch zu Verlagerungsforderungen des für Basketball ausgelegten Platzteils geführthat. Wir möchten Sie als Anlieger des Vasco-Da-Gama-Platzes daher zum Gespräch einladen und dafür werden, den offenen und öffentlichen Charakter der HafenCity auch in Zukunft mitzutragen.
Wir würden uns sehr freuen, Sie am 16. Juni um 18:30 Uhr an den Dalmannkaitreppen begrüßen zu können. Sollte es das Wetter nicht zulassen, das Gespräch dort durchzuführen, werden wir in den Gemeinschaftsräumen der Bergedorf-Bille-Stiftung (Am Kaiserkai 3) ausweichen.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Bruns-Berentelg
Vors. der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH
Dr. Marcus Menzl