Der Große Festsaal
Es ist ein Saal der Superlative, der krönende Abschluss jeder Rathausführung: 46 m lang, 17 m breit, 15 m hoch ist der Saal, 40 Wohnungen á 90qm hätten hier Platz. Je 237 Glühlampen von drei riesigen, bronzenen Kronleuchtern werfen funkelndes, festliches Licht in den Saal. Sie wiegen jeweils 1,5 Tonnen , soviel wie ein Mittelklassewagen und zieren die Kassettendecke, die aus 75 quadratischen, teilvergoldeten Fächern besteht. Umlaufend unterhalb der Decke gibt es 62 Wappen ehemaliger Hansestädte. Das Hamburg Wappen findet man selbstverständlich an der Stirnseite direkt über der Senatsestrade! Über vier Stufen erreicht man die erhöhte Plattform, Sessel aus kunstvoll gepunztem, grünem Leder stehen im Halbrund. In der Mitte saßen die Bürgermeister unter einem reichverzierten Baldachin, neben ihnen die Senatoren, die Staatsräte in der hinteren Reihe. Hier nahm der Senat Platz, während feierliche Staatsakte begangen wurden. Heute ist die Senatsestrade ein historisches Dekorationsstück. Die Bürgerschaft hatte ihren Platz im Saal. Die Form musste auch hier gewahrt werden: zu den Feierlichkeiten betrat der Senat den Saal durch das Hauptportal und schritt durch den ganzen Saal zur Estrade. Die Mitglieder der Bürgerschaft betraten den Festsaal durch die rückwärtigen Türen auf der Bürgerschaftsseite. Gegenüber der Senatsestrade befindet sich die Musikempore. Hier sitzt das Orchester heute noch während des Matthiae Mahls. Der ganze Raum ist mit einem Eichenparkett belegt, an den Seiten verläuft ein roter Teppich und die Wände sind etwa 2,50 Meter hoch mit hellbraunem Marmor verkleidet. An einer Längsseite ist eine offene Galerie mit weiteren Sitzplätzen. Während der Eröffnungsfeierlichkeiten des Rathauses waren hier die anwesenden Damen plaziert…
Durch ein riesiges Portal aus schwarzem Marmor erreicht man den Turmsaal. Das Portal liegt genau in der Mittelachse des Gebäudes. Der Bildhauer Joseph von Kramer (1841-1908) erschuf die vier über 2 Meter hohen monumentalen Figuren aus getriebenem, vergoldetem Kupfer, die das Portal gliedern. Sie stellen die Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Mut und Fleiß dar. Über dem Giebel thront ein riesiges Hamburg Wappen. Hier finden sie statt, die großen Empfänge des Hamburger Senats! Besonders spektakulär ist das Matthiae Mahl, das älteste, noch durchgeführte Festmahl der Welt. Seit 1356 feiert man dieses Festmahl, früher wurden „Hamburg freundlich gesonnene Mächte“ eingeladen, heute erscheint das gesamte Konsularische Korps und handverlesene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Jedes Jahr steht das Ereignis unter einem Motto. In diesem Jahr ging es um die deutsch-französische Freundschaft. Am 22. Februar 2013 waren der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault und der Frankreichexperte Ulrich Wickert Ehrengäste des Senats. Aber auch Angela Merkel, Königin Sylvia und Tennisstar Steffi Graf nahmen als Ehrengäste am Mahl teil. Rekordhalter ist Altkanzler Helmut Schmidt, er war zwischen 1976 und 1982 viermal Ehrengast zu Matthiae. Es ist ein großes, gesellschaftliches Ereignis dieser Stadt. Aber es gibt auch kritische Stimmen, die den großen finanziellen Aufwand der jährlich wiederkehrenden Veranstaltung in Frage stellen. Die Veranstaltung hat in diesem Jahr ca. 93.000 € gekostet. Fünf monumentale Gemälde, die die Geschichte der Stadt erzählen, zieren die Wände. Der Weg von der Planung in die Umsetzung war auch hier schwierig und sehr langwierig. Es dauerte fast 20 Jahre bis Hugo Vogel die Arbeit begann. Die Ausführung nahm dann acht Jahre in Anspruch und war 1909 beendet. Aber Professor Vogel war ein streitbarer Künstler. Sobald er den Auftrag erhalten hatte, verlangte er, dass Teile des bereits errichteten Portals zum Turmsaals entfernt würden. Die Rathausarchitekten reagierten mit Rücktrittsdrohungen, es herrschte eine Zeitlang Chaos aber dann setzte Vogel sich durch. Das verbindende Element aller Bilder ist der Elbstrom. Über der Orchesterempore ist die vorchristliche Urlandschaft zu sehen. Die Westwand erzählt drei wichtige Epochen hamburgischer Geschichte: Die „Vorgeschichte“ zeigt die ersten Siedler, dann folgt die Christianisierung in der Karolingerzeit und zum Schluss wird der Hamburger Hafen zur Blütezeit der Hanse dargestellt. Auf dem letzten Gemälde unserer chronologischen Zeitreise entlang der Elbe ist der Hamburger Hafen Anfang des 20. Jahrhundert zu sehen – der pulsierende Lebensmittelpunkt Hamburgs. Der Wandel durch die industrielle Revolution ist deutlich zu erkennen. Es gibt noch Segelschiffe im Hintergrund aber große Dampfschiffe sind ganz klar vorn. Es war eine ausdrückliche Vorgabe der Rathausarchitekten, dass dieses letzte Bild über der Senatsestrade die „Verherrlichung Hamburgs“ darstellen sollte. Nach vielen Entwürfen, die auch Personen enthielten, wurde ein Gemälde geschaffen, in dem der Mensch hinter sein Riesenwerk, den Hafen, zurücktritt. Der Hamburger Hafen, dessen Ursprünge im 9. Jahrhundert liegen, dessen offizielles Gründungsdatum am 7. Mai 1189 jedes Jahr mit einem Riesenfest gefeiert wird, wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch zahlreiche Hafenbecken und Kaianlagen auf die heutige Größe erweitert. Aber dann kamen in den 50er Jahren die Container und der Hafen musste sich noch einmal grundlegend verändern. Nun wurden tiefere und breitere Hafenbecken gebraucht und viel Lagerfläche für die neuen Transportbehälter. In Waltershof, und am Burchardkai entstehen die ersten Containerterminals und das Dorf Altenwerder muss einem – damals – hochmodernen Containerterminal weichen. Die alten Hafenbecken und die Kaianlagen in Stadtnähe liegen zunehmend brach. Parallel zu dieser Entwicklung entsteht ein gigantischer neuer Plan für diese Flächen am Sandtorhafen und am Grasbrook: die Hafencity! 1997 gab einen Senatsbeschluss, dieses Gebiet auszubauen und seit 2008 bilden die Speicherstadt und das Projektareal Hafencity den neuen, spannenden Stadtteil: Die „Hafencity“!