Der Weg ist das Ziel
Sie entscheiden mit, ob die Stadt die offizielle Olympiabewerbung aufrechterhält
Nach dem Startschuss für den Versand der Abstimmungsunterlagen für das Olympiareferendum durch den Landeswahlleiter werden sich die Briefkästen allmählich mit großen weißen Umschlägen füllen. Bis zum 7. November sollen alle wahlberechtigten Hamburger die Abstimmungsbenachrichtigung und das Informationsheft mit Pro- und Contra-Argumente vorliegen haben.
Abstimmungsberechtigt sind alle Hamburger mit deutscher Staatsangehörigkeit, die mindestens 16 Jahre alt sind und seit dem 29. August in der Stadt ihren Hauptwohnsitz haben. Ausgeschlossen bleiben wie bei Bürgerschaftswahlen die EU-Bürger und Bürger anderer Staaten, auch wenn sie schon lange in Hamburg leben. 1.299.415 Hamburger haben damit das Recht, sich an der Entscheidung zu beteiligen und den Abstimmungstext „Ich bin dafür, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund mit der Freien und Hansestadt Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahre 2024 bewirbt“ mit einem Ja oder einem Nein zu beantworten.
Die Befürworter müssen dabei zwei Hürden überwinden. Erfolgreich ist für sie das Referendum dann, wenn mehr Ja- als Nein-Stimmen abgegeben werden und mindestens 259.883 Abstimmungsberechtigte, das entspricht einem Fünftel der Wahlberechtigten, mit Ja gestimmt haben. Das vorläufige Ergebnis wird am späten Abend, voraussichtlich gegen 22 Uhr, verkündet.
Und weil es auf jede Stimme ankommt, lassen Befürworter und Gegner von Hamburg2024 nicht nach in ihren Bemühungen, die Stimmung für ihre jeweilige Position zu stärken. Und so laufen Nils und Cecilia weiterhin durch die Stadtteile, um mit ihrer Idee des „Lauffeuers“ viele Unterstützer zu begeistern, so ruft Frederik Braun – begeisterter und begeisternder Olympiabefürworter − zu einer Aktion im Stadtpark auf, bei der am 8. November die fünf Olympischen Ringe aus Zehntausenden von Menschen dargestellt werden sollen, und so zeigt eine Installation des Lichtkünstlers Michael Baatz am O‘Swaldkai, was im Jahre 2024 in Hamburg stattfinden könnte, „ … wenn, dann …“. Während sich der BUND Deutschland gegen die Spiele ausspricht und der NABU sich offiziell nicht festlegen will, unterstützen die Intendantin von Kampnagel und der Geschäftsführer der Kunsthalle den Ansatz des Senats nach dem Vorbild von London, der Kultur im Olympiakonzept eine große Rolle einzuräumen, was wiederum kritische Stimmen aus der freien Künstlerschaft hervorgerufen hat. Und zu guter Letzt freuen sich zurzeit die Befürworter über unverhoffte Hilfe. Wie das Hamburger Abendblatt berichtete, sagte der amerikanische Olympiakritiker Andrew Zimbalist bei einem Vortrag in der HafenCity Universität, dass Hamburg „ein verstecktes Juwel“ wie Barcelona sein könnte. Dort sei es gelungen, Olympia in die eigene Vision von Stadtentwicklung einzupassen, anstatt sich nach Olympia zu richten. Zuversicht und hohe Motivation herrscht dagegen bei den 25 Mitarbeitern der Bewerbergesellschaft im zweiten Stock des Unilever-Gebäudes in der HafenCity. Dort wird schon an Fragestellungen für die Zeit nach einem erfolgreichen Referendum gearbeitet, denn für diesen Fall wird sehr kurzfristig ein neues Logo benötigt. Das IOC hat die Nutzung des bekannten Logos untersagt, weil das Feuer-und-Flamme-Zeichen in seine Rechte eingreift. Immerhin darf es bis zum Referendum noch genutzt werden. n CF