Die Ärzte vom Kaiserkai
Prävention und Hausbesuche
Den ersten Eindruck, den Internist Christoph Richter und Allgemeinmediziner Niels Schulz-Ruhtenberg als Ärzte von der HafenCity gewonnen haben macht Mut: Erstaunlich viele Patienten sind weitestgehend gesund und ernsthafte Erkrankungen sind eher selten. Fast einen Monat ist die neue Praxis in der HafenCity in Betrieb, leider zu spät eröffnet für die letzte HafenCity-Zeitung – aber gerade richtig um die ersten Eindrücke der Ärzte zu verarbeiten. Die Erklärung die Christoph Richter für die eingangs erwähnte ungewöhnliche Gesundheit hat, ist ebenso einfach wie logisch: „Die Sinne nochmal für Neues öffnen macht gesund“. Nun ist es nicht so, dass deshalb Ärzte in der HafenCity arbeitslos wären, es ermöglicht aber, dass sie sich um eine ihrer Kernkompetenzen kümmern können, die Prävention. Denn da sind auch die HafenCity-Bewohner nur Menschen oder wie Schulz-Ruhtenberg sagt: „Wir sind alle Wissensriesen und Umsetzungszwerge“.
Christoph Richter beschäftigt sich schon lange mit der HafenCity. Elbphilharmonie und das gesamte Bauprojekt führen schon seit Jahren zu regelmäßigen Spaziergängen, die dann letztlich auch der Auslöser für die Eröffnung der Praxis waren. Bei einem seiner Ausflüge fiel ihm das Schild „Arztpraxen zu vermieten“ an der Martha-Stiftung auf und dann war es nur noch ein kurzer Weg zu seinen Kollegen Niels Schulz-Ruhtenberg und Ursula Charlotte Stucke, mit der er eine Gemeinschaftspraxis in Norderstedt betreibt – aber noch ein langer Weg zu einer Praxis. Alle drei waren begeistert von dem Projekt, auch wenn es im Umfeld die üblichen Vorurteile über die HafenCity gab. Privatpatienten im Pelzmantel vermutete man in der Straße an der Elbphilharmonie.
Doch bisher sieht es eher danach aus, als wenn ein überraschend hoher Anteil an Kassenpatienten in der HafenCity wohnen würde, meinen beide. Ihnen sind beide Kategorien recht. Sie haben festgestellt, dass ein toller Menschenmix in der HafenCity wohnt und erste Hausbesuche haben sie auch schon in Wohnungen in Hamburgs neusten Stadtteil geführt. Mehr ist aber nicht zu erfahren – Diskretion ist Ehrensache.
Wer sich die Praxis ansieht merkt, dass die Ärzte noch viel vorhaben. Einen Sportraum, weitere Behandlungszimmer für spätere Kollegen, die in das ganzheitliche Behandlungskonzept einsteigen können. Christoph Richter und Niels Schulz-Ruhtenberg haben da auch schon einen weiteren Baustein für ihren interdisziplinären Ansatz angeworben, die Neurologin Andrea Oelze, die bei ihren Präventionsbestrebungen unter den Eckpunkten Ernährung, Bewegung, Entspannung und Stressreduktion einen wichtigen Part übernehmen kann. Übergewicht und ungesunde Lebensweise soll noch mit weiteren Aktionen angegangen werden. Eine Nordic-Walking-Gruppe soll gestartet werden, regelmäßig Vorträge zu Präventionsthemen angeboten werden und Instruktionsgruppen quer durch alle Themen regelmäßig in der Praxis tagen.
Selbst Schrittzähler werden verliehen. Die simple Weisheit „Fett macht Fett“ greift zu kurz und ist inzwischen veraltet, meinen beide und setzen auf bei der Ernährung auf das LOGI-Ernährungskonzept, das abhängig von der „glykämischen Last“ auch pflanzliches Fett im Essen erlaubt. Abspeckwillige sollten auf Brot und Backwaren aus raffiniertem Mehl verzichten und Süßwaren und mit Zucker gesüßte Getränke meiden.
Christoph Richter kann bei all seinen Bestrebungen auf seine Erfahrung aus der Arbeit mit der HSV-Jugend im HSV-Jugendleistungszentrum und im vereinseigenen Sportinternat zurückgreifen, Kollege Niels Schulz-Ruhtenberg ist begeisterter Triathlet. Eines kann sich Christoph Richter im Moment aber nicht vorstellen: In der HafenCity zu wohnen. Er fühlt sich an seinem jetzigen Wohnort wohl und möchte Beruf und Privatleben getrennt halten.