Die Anna Johanna kann es mit Nadel und Faden

Eine Stickerei auf einem Schiff - Thomas Wiesenthal erfüllt sich seinen Traum
Eine Stickerei auf einem Schiff - Thomas Wiesenthal erfüllt sich seinen Traum
Das Stickereischiff im Sandtorhafen

Als Thomas Wiesenthal anfing seine Idee umzusetzen streikte nicht nur bei Bekannten die Fantasie, auch die Banken hatten Mühe mitzuziehen. Zu seltsam klang seine Idee einer Strickerei auf einem historischen Schiff im Sandtorhafen. Zu sehr drängten sich wahrscheinlich Ideen von unter Deck sitzenden Seebären mit Pfeife die mit Nadel und Faden Anker in Elbsegler sticken auf. Einen krasseren Kontrast als die Realität könnte es aber kaum geben. Denn betritt man das Steuerhaus des alten Schiffes findet man sich in einem Raum mit hochmoderner Technik wieder. Die alten stickenden Seebären entpuppen sich in richtigen Leben als drei hochmoderne computergesteuerte Stickmaschinen, mit denen in nullkommanix auch ganze Bilder in gleichzeitig sechzehn Farben auf alle bestickbaren Materialien gestickt werden können – wenn es richtig anspruchsvoll sein soll auch in einem zweiten Durchgang mit 32 Farben. Thomas Wiesenthal zeigt Beispiele seiner „Stoff-Tattoos“: Gemälde auf Sweatshirts, Wappen auf Jacken oder die Whiskey-Flasche auf seiner Jeans.

Von einfach bis aufwändig und edel reicht das Repertoire
Von einfach bis aufwändig und edel reicht das Repertoire
Die Kür seiner Zunft. Die Pflicht sieht nicht ganz so beeindruckend aus, beschert Thomas Wiesenthal aber einen auskömmlichen Lebensunterhalt. Alle die bei der Individualisierung von Kleidung Wert auf Qualität legen und nicht auf billige Drucke oder Beflockungen zurückgreifen wollen, kommen unweigerlich zur Stickerei. Die typischen Polohemden der Schiffsbesatzungen mit eingesticktem Schiffsnamen, Restaurant und Hoteloutfit, Mützen, Rettungswesten, Corporate Kleidung in Shops – ein Logo oder Name ist schnell auf das Trägermaterial gestickt – wirklich schnell, die Maschinen arbeiten rasant. Während man zusieht ist in Minuten ein Minishirt als Gimmick für Touristen mit „Sandtorhafen“ und „Hafenmeister“ bestickt.

 

Die Anna Johanna liegt im Sandtorhafen
Die Anna Johanna liegt im Sandtorhafen
Dabei halten sich die Kosten eigentlich in Grenzen. Für die Digitalisierung, den Master, nimmt Thomas Wiesenthal für ein typische Logo auf dem Poloshirt 50 Euro – einmalig. Für jede Stickerei folgen dann noch mal 8 Euro, je mehr gestickt wird, desto billiger wird es. Der Master steht dann auch für Nachbestellungen ohne weitere Kosten dauerhaft zur Verfügung. Für Touristen stehen Standardmotive zur Verfügung. Thomas Wiesenthal ist ein Könner auf seinem Gebiet, seine Maschinen beherrscht im Schlaf. Er ist ausgebildeter Techniker auf seinen Maschinen und ist für den Hersteller auch im Kundendienst unterwegs. Ein wirklich ungewöhnliches Projekt in einem alten Segler und einen Besuch wert, vielleicht auch für den einen oder anderen Banker.