Die Luftnummer

 

Der Schornstein muss rauchen – aber bisher findet die Feinstaub-Filterung fast ausschließlich in den Lungen der Hamburger statt (Foto: MB)
Der Schornstein muss rauchen – aber bisher findet die Feinstaub-Filterung fast ausschließlich in den Lungen der Hamburger statt (Foto: MB)

Des Deutschen liebstes Kind ist in Verruf geraten: Das Auto, insbesondere der in den letzten Jahren so beliebte Dieselmotor. Getürkte Abgasprüfungen, jahrelanges Vorbeisehen an allzu Offensichtlichem.

Konnte man noch vor wenigen Jahren am Auspuff erkennen, dass aus Dieselmotoren keine Kurortluft entströmt, hatte fortgeschrittene Filtertechnik dieses scheinbare Manko beseitigt und den Diesel salonfähig gemacht – aber eben nur scheinbar, denn im Austausch wurde der Dreck nur feiner, die Feinstaub- und Ultrafeinstaubbelastung blieb erhalten und stieg, unbeachtet von der Öffentlichkeit, so dass Dieselmotoren sogar mit Umweltprädikaten ausgezeichnet wurden. Hamburg wiegte sich dabei lange Zeit sowieso in Sicherheit, man war der Meinung, dass der frische Wind von der Nordsee ausreiche, um allen Gefährdungen trotzen zu können, ja es fehlte nicht viel und man hätte sich um den Titel des Bades beworben, Umweltzone nein danke.

Da staubt auch die Straße: Verkehr in der HafenCity (Foto: MB)
Da staubt auch die Straße: Verkehr in der HafenCity (Foto: MB)

Wie es tatsächlich um die Luftqualität an der Elbe bestellt ist wurde der breiten Öffentlichkeit erst durch zwei Spielverderber bei diesem Spiel gewahr: Der bösen EU und dem Nabu. Pustekuchen mit Kurort, der Feinstaub aus dem Hafen in Kombination mit dem massiven LKW-Verkehr quer durch die Stadt führt. Eigentlicher offizieller Kritikpunkt der EU ist aber nicht die Feinstaubbelastung, sondern die Stickoxidbelastung, die an einigen Messstationen in Hafennähe und in Altona über dem vorgeschriebenen Grenzwert liegt. Exakt an diesen Überschreitungen setzt jetzt der neue Luftreinehalteplan an, für Abschnitte der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße sollen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, die nicht die neue Euro-6-Norm erfüllen, eingeführt werden, im Hafen zusätzliche Möglichkeiten geschaffen werden, Kreuzfahrt- und Containerschiffe mit umweltfreundlicherer Energie zu versorgen. Kritik hagelte es dabei sofort von allen Seiten. Die CDU fordert innovativere Maßnahmen als Fahrverbote, lässt dabei aber offen, was sie sich denn dabei konkret vorstellt, Hauptsache freie Fahrt für freie Bürger. In dieselbe Richtung geht die Kritik der FDP, während die Linksfraktion als Hauptverursacher das Kraftwerk Moorburg ausmacht und generell die Strategie des Senats bemängelt: „Der Senat erkennt zwar endlich an, was alle außer der Wirtschaftsbehörde und der Senatskanzlei schon lange wissen: Hamburgs Luft kann mit den bisherigen Maßnahmen nicht sauberer werden“, äußerte sich Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Aber trotzdem geht das alte umweltpolitische Defensivspiel von Rot-Grün weiter: Es wird an der absolut untersten Kante des Notwendigen geplant. Dass das reichen wird, zumindest bis 2025 die dann bereits 15 Jahre alten Grenzwerte einzuhalten, ist zweifelhaft.“ Die Linken übernehmen damit eine Rolle, die eigentlich die Grünen für sich beanspruchen, dank der Regierungsbeteiligung aber nicht einnehmen können. Trotzdem dürften sich Hafenanlieger unwohl bei dem Gedanken fühlen, dass nur das unbedingt Notwendige und nicht das für die Menschen Beste getan wird.