Die Pioniere machen es noch mal
Wohnen am Lohsepark
Otto Wulf und die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille sind die Bauherren des Baufeldes 70 rechts neben dem Speicher des Prototyp-Museums. Beide bauen nicht das erste Mal in der HafenCity, mit der Baugenossenschaft sind sogar echte Pioniere der HafenCity am Start, die mit ihren Bauten am am Anfang des Dalmannkais schon früh ihre Erfahrungen mit den besonderen Umständen der HafenCity machen konnten. Otto Wulf ist mit der Katharinenschule und dem vorgelagerten Metropol-Wohnhaus in der HafenCity vertreten – beide stellen sich jetzt den besonderen Anforderungen, die die Stadt in Form der HafenCity Hamburg GmbH an die Bauherren des Baufeldes angrenzend an den zukünftigen Lohsepark gestellt haben. Miet-, Genossenschafts-, Sozial- und Eigentumswohnungen sollen es werden, integrativen Wohnkonzepte, zwei Kitas, ein Ärztezentrum und ein Frischemarkt sollen entstehen. Um einen grünen relativ großen Innenhof versammeln sich Variationen von Backstein – eine moderne Version von Schneider und Schuhmachers Jarrestadt scheint zu entstehen.
Für 50 Millionen Euro Investitionssumme entstehen 20.000 qm vernünftiges Wohnen – wie der Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille Marko Lohmann auf der Vorstellung der Preisträger sagte: „Mit familiengerechten 3-4 Zimmer-Wohnungen ergänzen wir unser Angebot an Genossenschaftswohnungen in der HafenCity. Wie schon am Kaiserkai stellen wir auch am Lohsepark einen Gemeinschaftsraum zur Verfügung, der dank vieler engagierter Bewohner wieder eine Keimzelle für gute Nachbarschaften im Quartier sein wird.“ In drei Teilflächen wurde der Architekturwettbewerb ausgeschrieben, gewonnen haben zwei Hamburger und ein Bremer Architekturbüro. Böge Lindner, die Architekten des Genossenschaftsbaus sind schon mit zahlreichen Bauten in der HafenCity vertreten, ebenso sind APB Architekten Dauergäste auf den Wettbewerbspräsentationen der HafenCity. Neu und mit dem zweiten Platz bedacht ist das Büro Haslob Kruse und Partner aus Bremen, die erstmals in Hamburg eine Fläche gestalten dürfen. Ihre Entwurf zeichnet laut Harm Haslob der Import und die Neuinterpretation des typischen Bremer Hauses aus, einem Konzept, das durch Belichtung von zwei Seiten Wohnungen größer und lichter erscheinen lässt.
Die Forderung der Traditionalisten nach Backstein, Backstein, Backstein wird bei allen dreien konsequent durchgesetzt. Bei der Betrachtung der Visualisierung mag man sich aber fragen, ob die Shanghaiallee nicht doch ein wenig Auflockerung vertragen hätte – schon jetzt bekommt man eine Ahnung davon, dass der massive Einsatz von Backstein an solch hohen Fassaden unter Umständen erdrückend wirken könnte. Letztlich kommt es aber immer auf die Wohnqualität in den Häuser an, und die dürfte durch den Innenhof und den Lohsepark unbestreitbar gut sein. Zu den zukünftigen Mieten konnte keiner der Investoren etwas sagen, so recht scheinen alle Beteiligten der eigenen Absichtserklärung noch nicht zu trauen hier auch höchstgeförderte Sozialwohnungen entstehen zu lassen.
Von Querfinanzierung war die Rede – was auch immer das bedeutet. Zwei Kitas mit rund 200 Kindern zur Parkseite können, so hofft Jörn Walter, zu einem Aushängeschild der HafenCity werden, da aber auch die Eigentumswohnungen zur Parkseite liegen kann man den Investoren nur die Daumen drücken, dass sie auf kinderfreundliche Käufer treffen. Bei dem realisierten Goldstandard und dem auch damit verbunden Schallschutz sollte aber fröhlicher Kinderlärm kein Problem für die moderne Bausubstanz sein.
Die Arbeiten des Architekturwettbewerbs werden vom 16. November bis
4. Dezember öffentlich ausgestellt.
Ort: HafenCity InfoCenter im Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, HafenCity Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr