Die Stimme, auf die alles hört
Christoph Schumann ist Mr. Hafengeburtstag
Schiffe sind seit jeher seine große Leidenschaft. Wenn Christoph Schumann am Nachmittag des 6. Mai 2011 zum 18. Mal auf der grünen Bark Rickmer Rickmers steht und sich mit prominenten Gästen des 822. Hafengeburtstags Hamburg unterhält, dann schlägt sein Herz höher. Der 61-jährige Moderator der Großveranstaltung rund um die Landungsbrücken zwischen HafenCity und Museumshafen Oevelgönne hat dabei ständig die Uhr und die Einlaufparade im Blick, die sich von Westen her nähert. Pünktlich muss der Eröffnungsredner fertig sein, damit das Führungsschiff begrüßt werden kann. In diesem Jahr ist großer Bahnhof. Das Partnerland und Königreich Norwegen entsendet seinen Thronfolger, Kronprinz Haakon, die Freie und Hansestadt Hamburg kontert mit dem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz. Die Nervosität der ersten Jahre hat Schumann inzwischen abgelegt.
Er weiß noch genau, wie alles begann. Es war während der Kieler Woche 1993. Der Projektleiter der Messe hanseboot und Schumann saßen in einem Kabuff am Rande einer Segler-Party zusammen und sinnierten über die Zukunft. Schumann sagte: „Wenn der Hollmann mal aufhört beim Hafengeburtstag, dann hätte ich Lust, das zu machen!“ Der Messeleiter zog an seiner Zigarette, paffte den Rauch Richtung Hallendecke und murmelte: „Das ist überhaupt die Lösung.“ Um es kurz zu machen, der beliebte Fernsehstar und Moderator Carlheinz Hollmann (Schaubude) hatte nach 17 Veranstaltungen aufgehört, und der Projektleiter sollte einen Nachfolger suchen. Messechef Franz Zeithammer und Museumschef Peter Tamm gaben ihren Segen. Im März 1994 wurde Christoph Schumann während einer Pressekonferenz vorgestellt.
„Es kam eine Fangfrage aus dem Auditorium“, weiß Schumann noch heute. „Kommt denn auch die Padua?“, lautete die Frage, gestellt vom alten NDR-Urgestein Hannes Schlünz, besser bekannt als Mister Hafenkonzert. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Ja, natürlich kommt die Padua. Sie heißt jetzt nur Kruzenshtern, war ein Flying P-Liner der Reederei Laeisz, ist eine Viermastbark, 1926 bei Tecklenborg in Geestemünde gebaut, ist 114 Meter lang, hat eine Segelfläche von 3.400 Quadratmetern …“ Es ging ein Raunen durch den Saal. So als wollten alle sagen: „Der weiß ja wohl alles!“ Dabei hatte er gerade dieses Schiff doch schon viele Male in Bremerhaven und vor Kiel in den unterschiedlichsten Paraden angesagt und hätte über kein anderes Schiff auch nur annähernd so viel gewusst.
Christoph Schumann ist aber nicht nur unser Mr. Hafengeburtstag, er moderiert ebenfalls die Hansesail in Rostock, die Sail Bremerhaven, Segel-Events am Bodensee, die Kieler Woche, verschiedene Bootsmessen-Veranstaltungen und ist die Stimme für Segelberichte auf Eurosport. Lange Jahre war er Redakteur der Zeitschrift „Die Yacht“. Darüber hinaus engagiert er sich in Deutschlands größtem Segelausbildungsverband DHH und versteht was vom Fach, denn segeln kann er selbstverständlich auch: gelernt beim DHH in Glücksburg an der Ostsee und vervollkommnet beim Admirals Cup. Seine Frau und seine beiden Töchter mussten oft auf Ehemann beziehungsweise Papa verzichten. Christoph Schumann düste für die Berichterstattung durch die Welt und konnte nur selten in seinem nicht am Wasser, sondern mit einem Gartenteich ausgestatteten Haus im grünen Niendorf ausspannen. Heute ist er etwas ruhiger geworden und moderiert nur noch ausgesuchte Events, wobei der Hamburger Hafengeburtstag mit seiner dreitägigen Dauermoderation viel Vorbereitungszeit benötigt und jedes Jahr aufs Neue eine besondere Herausforderung ist.