Die Tücken der Bilanzierung
Das Budget kehrt die Wahrheit unter den Teppich
Die Menge jubelt, die Spieler liegen sich in den Armen, man mag es kaum glauben: Die Elbphilharmonie wirft Gewinn ab. So oder so ähnlich lasen sich die Meldungen in den vergangenen Tagen zum Thema Betriebswirtschaft und Hamburgs Prunkstück.
Manch einer mag da auf die Idee kommen, dass sich neben den reinen Betriebskosten auch gleich noch die Baukosten mal so eben – dank des durchschlagenden Erfolges des Konzerthauses – erledigt hätten. Doch ganz so einfach ist das in der Realität nicht und die Spezialität dieser Jubelbilanz ist etwas, das Norbert Hackbusch, haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, erkannt hat. Laut des vorläufigen Jahresabschlusses erzielte die Elbphilharmonie im Geschäftsjahr 2016/17 einen Überschuss, die beiden Betreibergesellschaften verzeichnen ein Plus von 900.000 Euro. „Es lohnt sich, die Zahlen genau anzusehen“, mahnt Norbert Hackbusch. „Die Stadt hat im letzten Jahr über 70 Millionen Euro in die Elphi gepumpt und greift auch in den nächsten Jahren kräftig in die Tasche: Regelmäßig sind fast zehn Millionen Euro Zuwendungen zu den Betriebskosten eingeplant.“ Der Vergleich mit der Subventionierung anderer Konzerthäuser sei dabei unangebracht, so Hackbusch, schließlich habe die Elbphilharmonie kein eigenes Ensemble: „Ohne Steuergelder lässt sich offenbar auch der laufende Betrieb nicht aufrechterhalten. So hat der Gewinnjubel einen ziemlich faden Beigeschmack.“
Die Spezialität dieser Art von Buchhaltung nennt sich Budget. Man plant ein Ergebnis im Voraus – auch wenn es eigentlich ein Verlust ist – und freut sich am Jahresende dann, wenn es nicht ganz so schlimm ausgefallen ist wie erwartet. Das ist im internationalen Gebrauch durchaus üblich, die meisten der Großkonzerne halten es so. Dass bei der Bilanz unter dem Posten „Zuwendungen der freien Hansestadt Hamburg“ dann mal eben bei der Hamburg Musik GgmbH über 59 Millionen Euro auftauchen – der weitaus größte Teil der Einnahmen – ist Teil der Planung und beabsichtigt und für Kultureinrichtungen normal.Auch der oberste Dienstherr der Elbphilharmonie, Kultursenator Dr. Carsten Brosda, versteckt seine Skepsis in schönen Worten: „Trotz der insgesamt positiven Entwicklung für beide Gesellschaften zeigen die bisherigen Schwankungen sehr deutlich, dass knapp ein Jahr nach Aufnahme des Spielbetriebes in der Elbphilharmonie erwartungsgemäß noch keine belastbaren Referenzwerte und Erfahrungsgrößen bestehen. Dies gilt umso mehr, als auch die bisherige Betriebssituation, sowohl was die organisatorischen Abläufe im Haus selbst betrifft als auch das Kundenverhalten, weiterhin von sehr starken Sondereffekten geprägt ist. Die zuständige Behörde geht davon aus, dass frühestens mit Abschluss der Saison 2018/19 erste belastbarere Erfahrungswerte vorliegen. Während für die HamburgMusik gGmbH mit der von der Bürgerschaft beschlossenen einmaligen Sonderzuwendung, die erforderliche wirtschaftliche Absicherung für die nächsten Jahre gegeben ist, ist das Geschäftsmodell der Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft mbH sensibler für mögliche negative wirtschaftliche Entwicklungen in den nächsten Jahren. Es wird daher die Aufgabe der kommenden Spielzeiten sein, den Geschäftsbetrieb und die Ertragssituation dieser Gesellschaft fortwährend zu optimieren.“ Kein Grund zu Jubelarien also, aber es ergibt sich Potenzial für Verbesserungen. Wer aufgrund dieser Meldungen aber glaubt, das Konzerthaus würde jemals ohne Subventionen auskommen, liegt falsch – so sehr man auch daran glaube möchte. n MB