Die Welt am Draht
Wie man mit Verkehr Geld verdienen kann
Wir sind mal wieder bei der Seilbahn: Auf einer Informationsveranstaltung gemeinsam mit der FDP informierte der Seilbahnhersteller Leitner im Rathaus Interessierte über seine Pläne für den Bau einer Seilbahn von der HafenCity zu den Musical-Theatern auf Steinwerder. Michael Tanzer, Verkaufsleiter der Leitner AG, überzeugte dabei mit unaufgesetzter Nüchternheit die meisten Teilnehmer von den ernsthaften Absichten und der Realisierbarkeit des ungewöhnlichen Projektes. Die Überraschung dabei: Mit den vorgelegten Zahlen erscheint es betriebswirtschaftlich tatsächlich sinnvoll für das Südtiroler Unternehmen, Hamburg eine Seilbahn zu „schenken“. Leitner geht dabei defensiv von 1,5 Millionen Touristen pro Jahr aus, die die Seilbahn nutzen werden – eine durchaus nicht unrealistische Zahl –, die dann bis zu 6,50 Euro pro Fahrt bezahlen müssen. Bei einer angedachten Nutzungsdauer von zehn Jahren kommen da Summen zusammen, die die Investitionskosten von rund 50 Millionen schon nach rund fünf Jahren wieder eingespielt haben. Die Fahrt geht dabei über eine leicht modifizierte Strecke über den Baakenhafen und die Elbe in über hundert Metern Höhe zunächst zum Dessauer Ufer, wo über eine Umlenkstation in die endgültige Richtung geschwenkt wird. Hier befinden sich die beiden unabhängigen Antriebssysteme, und es besteht ebenfalls die Möglichkeit, einzelne Gondeln auszuschleusen – passenderweise ganz in der Nähe des zukünftigen dritten Kreuzfahrtterminals. Bei der Betriebssicherheit der extrem hohen Gondeln haben die Macher keine Bedenken. Die vorsichtige Nachfrage, wie man denn mit den widrigen Hamburger Windverhältnissen umgehen wolle, konterten die Südtiroler mit den noch viel widrigeren Verhältnissen auf den Alpengipfeln, mit denen der Seilbahnbauer sonst konfrontiert ist. Die Komponenten für die hohen Pylone kommen aus der eigenen Windanlagenfertigung, auch hier sehen sich die Seilbahner gut gerüstet. Schwerlich da noch Gegenargumente zu finden, und so beschränkten sich die Nachfragen mehr auf mögliche Streckenerweiterungen Richtung Wilhelmsburg und Finkenwerder. Einziger bekennender Gegner des Projektes auf der Veranstaltung war im Übrigen der Chef des Tourismusverbandes Thomas Magold, der Befürworter der St.-Pauli-Variante ist. Echte Gegenargumente konnte aber auch dieser nicht liefern, nur Befürchtungen, dass sich die auf der gegenüberliegenden Elbseite befindlichen Hafenbetriebe gegen die Leitner-Variante sperren könnten. Diese sind aber sicherlich auch selbst in der Lage, eventuelle Bedenken zu äußern.