Dramatische Tage ab Dezember
Die Flut kommt und bringt Sand mit
Schon der zwei Minuten dauernde alarmierende Funkspruch von der website die-flut-hamburg.de, mit dem ein Polizist das Hamburger Lagezentrum über das Unglück in Finkenwerder informieren wollte, macht einen ungeduldig – wieder verrann wertvolle Zeit, bevor der Alarm zur größten Tragödie Hamburgs nach dem Weltkrieg ausgelöst wurde. Die Sturmflut im Februar 1962 brachte 340 Menschen den Tod, der Glaube in die Beherrschbarkeit der Gewalten zerbrach.
Die im Krieg ausgebombten Menschen wohnten seinerzeit in Wilhelmsburg in einer Behelfsheimkolonie direkt hinter dem Deich, der damals nur aus Trümmerschutt erbaut wurde und den anschwellenden Wassermassen nicht Stand halten konnte. An der Süderelbe brach der Deich an 60 Stellen, 222 Menschen fanden allein in Wilhelmsburg den Tod. Insgesamt 20.000 Menschen wurden obdachlos und 6.000 Gebäude zerstört. Der gesamte Hamburger Hafen, die Innenstadt bis zum Rathausmarkt, Finkenwerder, Waltershof, Moorburg, Francop und Neuenfelde standen unter Wasser.
Die überlebenden Menschen retteten sich auf die Dächer und konnten nur nach Stunden unter schwersten Bedingungen abgeborgen werden. Sie verloren Hab und Gut. Sehr eindrucksvoll zeigen das damalige Unglück viele Spielfilme und noch heute finden sich in der Stadt Markierungen der Fluthöhe von 5,78 Meter über NN. Die Deiche waren nur 4,50 m hoch, heute sind sie auf 8,50 Meter Höhe angehoben.
Damit diese furchtbare Tragödie und die zerstörerische Gewalt von Wind und Wellen mahnend und unvergessen bleibt, bereiten Sabine Liebenow und Wolfgang Mansen, seit eineinhalb Jahren HafenCity-Bewohner, eine Erlebnis-Ausstellung vor, die einmalig auf der Welt ist. Im Dezember dieses Jahres eröffnen sie auf 750 Quadratmetern im Elbtorquartier direkt am Tamm-Museum die Ausstellung „Die Flut“, die eindrucksvoll das Zeitgeschehen zum Greifen und Fühlen nachbildet. Es wird visuell auf vielen Monitoren gezeigt, was damals geschah, wie sich Wind, Wasser und Wellen anfühlen und handfest erleb- und begehbar gemacht, wie die Bewohner seinerzeit lebten, bevor die Flut alles fortspülte.
Was hat die Beiden motiviert, diese spannende Ausstellung zu konzipieren? Der HafenCityZeitung erklärten sie exklusiv: „Wir haben analysiert, welches historisch hoch interessante Thema nicht ausreichend Berücksichtigung in Hamburg findet“ so Wolfgang Mansen, „und das war definitiv die Flut 1962 in Hamburg. Zudem kommt eine hohe Interessenlage rund ums Thema Meer, Wasser, Naturgewalten. Wenn man dann dazu noch einen Standort direkt an der Elbe findet….dann passt es“.
Die Erlebnisausstellung „Die Flut“ soll eine Dauerausstellung, kein traditionelles Museum sein. Mit Unterstützung des DRK, THW und des Militärs sollen in einem eineinhalb stündigen Rundgang nicht nur etliche Exponate aus den 60er Jahren und ein originalgetreues Helmut Schmidt-Zimmer gezeigt, sondern auch mit Mit-Mach-Aktionen animiert werden, den Wassermassen zu trotzen. Die Dramatik der damaligen Zeit soll für Jung und Alt wieder lebendig nachvollziehbar sein. Gesucht werden übrigens noch Personen, die am eigenen Leib die Flutkatastrophe erfahren haben, um z.B. in Vorlesungen darüber zu berichten, darüber hinaus Exponate, die aus der Zeit stammen.
Etwas ruhiger wird es zugehen in der angeschlossenen Show „Sand Malerei“. Hierauf freuen sich Sabine Liebenow und Wolfgang Mansen besonders, denn es wird wieder eine echte Weltpremiere werden. Die Sandmalerei hat mancher schon im Fernsehen bewundert, jetzt wird sie in einem Extraraum auf 150 Quadratmetern live von zwei Künstlerinnen vorgeführt. Sie zeichnen exakt auf Musik abgestimmte stimmungsvolle Szenen Hamburgs von 1860 bis heute in speziell für diese Kunst hergestellten Sand. So stellen sie zum Beispiel die Entwicklung von Segelschiffen über Dampfschiffe bis zu den heutigen Container-Riesen dar, zeigen die Entwicklung historisch gewachsener Viertel. Übertragen wird die Kunst auf Riesen-Leinwände, von jedem der 180 Plätze gut zu sehen. Diese Fläche ist übrigens auch für Events zu mieten. So findet dort vom 23. bis 27. September ein Teil des Extremwetter-Kongresses statt.
Und wer nach Sturm, Wasser und Sand hungrig und müde ist, darf sich später im Flut-Café erholen, das nicht nur für Besucher, sondern für jedermann zugänglich sein wird.
Weitere Infos unter www.die-flut-hamburg.de und www.sand-show-hamburg.com, Tel. 0151 / 52 29 76 19, info@die-flut-hamburg.de. Ausstellung und Show ab 1. Dezember in der Hongkongstraße 2-6, Eingang Elbarkaden. Tickets gibt es ab sofort.
Wn