E V E R G R E E N (S) L E A V E S
Hits aus Renaissance, Barock und Gegenwart zwischen Recycling und Plagiat
Jeweils dienstags um 20 Uhr
Abendkasse jeweils € 12,- (erm. 8,-)
12. Februar John Dowland: Lautenlieder
Schnitgersaal Scheidemann: Variationen über Dowland-Themen
Mit Knut Schoch Tenor
Thomas Ihlenfeldt Laute
Rudolf Kelber Cembalo
19. Februar Gesualdo: Responsorien
Strawinsky: Komplettierung der Cantiones von Gesualdo
Eccard: Missa carminum
Mit Vokalensemble St. Jacobi
Leitung und Orgel: Rudolf Kelber
26. Februar Geminiani „La Folia“ nach Arcangelo Corelli
Händel: Orgelkonzert d-moll op. 7/4
Bach-Orgelchoräle in Bearbeitungen von Reger und Respighi
Unico van Wassenaar: Concerto grosso Nr. 2 f-moll
Mit
Joachim Kelber Viola
Concertone Hamburg
Leitung: Rudolf Kelber
Unsere Februar-Konzertreihe beschäftigt sich mit dem Thema Evergreen, mit dem Fortleben von Hits in veränderten Gestalt. Auch in Renaissance und in Barockzeit gab es so etwas wie Hits und Evergreens. Der Begriff Intabulation steht für die seit dem 14. Jahrhundert geübte Praxis, bekannte Vokal- und Ensemblestücke wie Madrigale und Motetten für Tasten- oder Zupfinstrumente zu bearbeiten. Davon sind die ältesten Zeugnisse der Tastenmusik, die Codices von Robertsbridge, Faenza, das Buxheimer Orgelbuch voll. Manchmal ging es auch umgekehrt, Monteverdi hat in einem Remake ein Vokalsolo, das berühmte Lamento der Ariana zu einem 5-stimmigen Madrigalzyklus umgearbeitet. (s. Konzerte am 12. und 19. Februar).
Unter veränderten Überschriften hat sich eine solche Praxis auch im 17. und 18. Jahrhundert erhalten, mit verschieden hohen Standards bei Vermeidung offener Plagiate (s. Geminiani/Corelli und Händel/Telemann am 26. Februar). Ging es damals eher um zeitgenössische Stücke, deren Beliebtheit sich in der Vielzahl von Referenzwerken ausdrückte, so spiegelt sich ab dem 18./19. Jahrhundert in den vierhändigen Ausgaben von Symphonien, Ouverturen u. ä. der Wunsch wieder, Stücke für Interessenten, die diese im Original nicht hören konnten, in einer Bearbeitung erfahrbar zu machen. Mit dem erwachenden Interesse an historischen Musikstilen ab der Romantik wuchs auch das Interesse, Meisterwerke früherer Epochen durch neuzeitliche Bearbeitungen und Orchestrierungen den Zeitgenossen näher zu bringen. (s. Konzert am 26. Februar: Antiche Danze von Resphighi). Die Ergänzung eines Torsos aus vergangen Zeiten spielt hier auch mit herein (Strawinskys Ergänzung von fehlenden Stimmen bei Gesualdo am 19. Februar), es gibt intelligente Annäherungen der Neuen Musik des 20. Jahrhundert an die Renaissance (Britten: Lacrimae als Verbeugung vor John Dowland).
Und in Richtung Jazz und Pop sind natürlich alle Türen offen, wobei wir in diesem Zyklus nicht den Akzent auf die Richtung Play Bach, sondern eher auf die Gegenrichtung legen und Beatles-Songs auch im barocken Gewand präsentieren.