Eigentlich wollt‘ ich Detektivin werden
Boy-Gobert-Preis 2013 für Jungschauspielerin Julia Riedler
„Hallejulia“ singen die Mitglieder des Ensembles cobratheater.cobra für die diesjährige Preissträgerin des Boy-Gobert-Preises. Dies ist nicht die einzige Huldigung an die 24-jährige rotgelockte Julia Riedler mit dem wienerischen Akzent. Auch ihre Kollegen und Kolleginnen tragen am Morgen des 1. Advents dieselbe lockige Haarpracht. Rund 1.000 Zuschauer wohnen der Preisverleihung im Thalia-Theater bei. Der Boy-Gobert-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 1981 von der Körber-Stiftung an junge Schauspielerinnen und Schauspieler für besondere Leistungen an Hamburgs Theatern verliehen. Unter den Preisträgern befinden sich u.a. Susanne Lothar (+), Ulrich Tukur, Hans Kremer und Fritzi Haberlandt.
Das Grußwort spricht Kultursenatorin Barbara Kisseler, für die Jury tritt Burkhart Klaußner auf die Bühne. Die Laudatio hält Samuel Weiss, Schauspieler und Regisseur: er habe Riedler auf die heute gängige Art kennen gelernt; sie habe ihn auf Facebook angeschrieben und ihm vorgeschlagen, sie doch mal als Lulu zu besetzen. Als Lulu konnte er sie nicht brauchen, aber als eine Lolita für eine Lesung im Malersaal. Riedler passte so gar nicht zu der Rolle des kleinen unschuldigen Mädchens, sie, die burschikose und direkte Frau mit der rauen Stimme. Als sie sich aber während der Lesung unabgesprochenerweise mit Chips vollstopfte und somit auf jugendliche Art den männlichen Erwachsenen herausforderte, zeigte sie Weiss, wie die Lolita von heute auftritt. Hätte es einen Skandal gegeben – den es nicht gab – wäre es aber nicht weiter schlimm gewesen, so Weiss, es waren nur fünf zahlende Besucher anwesend. „Bei Julia sieht alles so aus, als sei es nicht geprobt“, so Weiss weiter, und genau das ist das faszinierende und andere an ihrem Schauspiel. Die ehemalige Jurastudentin, die eigentlich Detektivin werden wollte, ist nun Ensemblemitglied am Schauspiel Köln.
Aufmerksamkeit erregte sie in der Rolle des Puck aus William Shakespeares Sommernachtstraum am Hamburger Schauspielhaus; über abgewandelte Szenen durfte sich auch das Publikum am 1. Advent freuen.
Nicht nur Riedler bekam einen Preis überreicht; auch Kultursenatorin Kisseler bekam etwas geschenkt: passend zum 1. Dezember gab es einen Adventskalender, hinter dessen ersten Türchen sich zehn Pfennig verbargen – auch Notgroschen genannt. „Das wird den Haushalt nicht sanieren“, stellt Kisseler fest. Wie gut, dass der Boy-Gobert-Preis von der Körber-Stiftung verliehen wird.