Ein Mann wie aus einem Film
Eine Stil-Ikone am Kaiserkai
Man muss ihn getroffen haben, um zu erkennen, dass Hollywood und HafenCity doch nicht so weit auseinander liegen. Wobei Hollywood "Schein" und Thái-Công "Sein" in diesem Schauspiel ist. Der Fotograf und Interiordesigner verkörpert etwas, was selten in der Realität in dieser Perfektion zu sehen ist – Stil. Es ist Anfang März, die ersten Sonnenstrahlen wärmen die HafenCity. Thái-Công Quách fährt im weißen Mercedes 190 SL Cabrio vor seinen Shop am Kaiserkai vor. Dunkler Anzug mit Einstecktuch, offenes Hemd, begleitet von seinem Assistenten und seinem Hund Coco, einem grauen Weimaraner. Niemand wäre verblüfft, wenn er sich jetzt mit "Gestatten Bond, James Bond" vorstellen würde, und auch die Baustelle rundherum wirkt nur noch wie eine Kulisse. Doch der Hamburger vietnamesischer Herkunft ist kein Schauspieler. Wer mit ihm redet, merkt schnell, dass er ist, was er zu sein scheint: ein Gentleman mit Geschmack. Jede Geste sitzt und jedes Foto ist ein Treffer. Diese Aura von Perfektion erklärt möglicherweise auch den Erfolg des Seiteneinsteigers in das Interieur-Design. Kaum ein Inneneinrichter kann lernen, was bei Thái-Công Quách(37) angeboren zu sein scheint.
Eigentlich Modedesigner, Fotograf und Stylist, erzählt er die Geschichte, wie er zur Inneneinrichtung gekommen ist. 2003 wurde Thái-Công durch sein Fotoprojekt „My Parents“ international bekannt. Für diese Serie ließ er seine Eltern zunächst von 29 ausgesuchten Fotografen in Kreationen bekannter Modedesigner in kunstvoll gestalteten Szenarien ablichten, bevor er sie selbst in Vietnam fotografierte und es anschließend ihnen im dritten Teil des Projektes überließ, sich selbst zu portraitieren. Objekt der Untersuchung: Überlagert die Inszenierung die Persönlichkeit?
Bei der Eröffnung seiner Fotogalerie in Eppendorf waren zunächst wie in allen Galerien die Wände weiß und die Räume leer. Thái-Công versetzte sich in die Situation potentieller Käufer und begann die Bilder in Wohnumfelder einzubetten. Zu Anfang benutzte er Möbel aus der eigenen Wohnung, später begann er Szenen gezielt zu arrangieren. Den Erfolg hatte er in dieser Form nicht erwartet. Die Kunden begannen statt einzelner Bilder das gesamte Set zu kaufen und ihn auch nach Einrichtungstipps zu fragen. Damals fing er an komplette Wohnungen im Kundenauftrag einzurichten. Mittlerweile besitzt er in Eppendorf drei Einrichtungsläden, die direkt nebeneinander liegen. Jeder der Läden repräsentiert ein spezielles Einrichtungskonzept.
Doch zurück zur HafenCity. Das Show-Apartment am Kaiserkai 28 sollte eigentlich potentiellen Käufer für Wohnungen im Marco-Polo-Tower ein erstes Bild einer möglichen Wohnlandschaft vermitteln. Sein Freund Björn Dahler hatte ihm das Projekt vorgeschlagen und mit den Räumen in dem von Hadi Teherani gebauten Gebäude einen passenden Ort gefunden. Ein wenig später kam noch der zur Strasse gelegene Showroom dazu. Diese eher zufällige Konstellation erklärt auch, warum Thái-Công später im Gespräch auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit dem Erfolg des Showrooms?“ gelassen antwortet. Er sei zunächst nur neugierig auf die HafenCity gewesen, mit dem er sich vor der Eröffnung seiner neuen Dependance nur wenig beschäftigt habe, könne aber inzwischen die Faszination nachvollziehen, die von diesem neuen Stadtteil ausginge. Vermissen würde er nur Grün und Flächen, wo seine Hündin Coco Auslauf haben könne.
Das Show-Apartment nutzt er inzwischen auch für andere Zwecke. Einmal im Monat sollen hier gesellige Abende stattfinden, bei denen die Räume auch mit dem gefüllt werden, für dass sie eigentlich vorgesehen sind – mit Leben. „Die von mir entworfenen Räume sollen keine sterilen Museumswelten werden, sondern tatsächlich auch genutzt werden. Ich sehe mir vorher die Lebensverhältnisse meiner Kunden an und rede mit ihnen lange über Wünsche und Alltag – fast wie ein Psychotherapeut. Natürlich gehört deswegen auch Diskretion zu den grundlegenden Werten meiner Arbeit.“ sagt Thái-Công und erzählt, dass auch der Blick in die Kleiderschränke und die Analyse der Essgewohnheiten dazu gehört. „Ein Klient, der eigentlich nur essen geht, braucht keine aufwändige Küche. Anders als zum Beispiel bei einem Ehepaar dass sich selten sieht und wo die Integration der Küche in die Wohnlandschaft die Kommunikation fördert.“. Sich selbst sieht er in der Rolle eines Chefkochs. Er weiß wo er die schmackhaften Ingredienzien für ein Essen herbekommt und wie sie kombiniert werden müssen, um zu einem Gourmet-Mahl zu werden.
Kunden, die Thái-Công beauftragen, müssen ihm vertrauen. Zu seinem Credo gehört, dass er nie nur einzelne Zimmer oder Wohnungsabschnitte übernimmt. Es geht immer um eine ganze Wohnung oder ein ganzes Haus. Er sagt dass die Voraussetzung für seine Arbeit ist, dass der Kunde und er eine gemeinsame „Geschmackssprache“ sprechen, der Kunde offen ist und Vertrauen in seine Arbeit hat. Auf diesem Weg sind ihm schon eine ganze Reihe von prominenten Kunden gefolgt, darunter Wladimir Klitschko und Rafael van der Vaart. Diese Arbeit hat dann natürlich auch ihren Preis: Ab einem Investitionsvolumen von 1000 Euro/Quadratmeter ist seine Arbeit im Lieferumfang inbegriffen, vorausgesetzt, die Einrichtung wird komplett von Thái-Công geliefert.
Der Showroom dient im übrigen durchaus auch zum Verkauf. Von 11 bis 19:00 Uhr kann man wochentags und 11 bis 16:00 Uhr Samstags beziehungsweise 12 bis 17 Uhr Sonntags die Accessoires aus dem Showroom käuflich erwerben. Beliebtestes Gadget in der HafenCity waren bisher im übrigen Teleskope.