Ein Problem ohne Lösung
Stau und kein Ende – Verkehrtplaner und Verkehrsplaner
Wer sich im Moment mit dem Auto in der HafenCity bewegt braucht starke Nerven, Geduld und viel Zeit. Egal in welche Richtung man sich wendet: Nichts geht mehr. Baustellen am Baumwall, an der Brooksbrücke und mitten in der HafenCity, gemischt mit undiszipliniertem Lieferverkehr zu den Baustellen bringen den Verkehr zeitweise zum Erliegen. Wer hofft, mit anderen Verkehrsmitteln dem Chaos zu entgehen hat Pech. Alle Buslinien sind ebenso vom zeitweisen Stillstand betroffen und Fahrradfahren ist auch kein Vergnügen zwischen genervten Autofahrern. Einzige vernünftige Alternative ist der Fußweg zum Meßberg und der dortigen Haltestelle der U1 oder, wenn es die Fahrtrichtung zuläßt, zum Baumwall und dem Rest der U3. Dabei sind die Geschichten derer, die sich dem Wahnsinn gestellt haben, teilweise haarsträubend. Zu sonst relativ verkehrsfreien Zeiten wie Mittwochnachmittags braucht man vom Fischmarkt bis in die HafenCity 90 Minuten – sonst ein Weg von wenigen Minuten. Auch innerhalb der HafenCity – egal in welche Richtung – kein Fortkommen. Sperrungen der Straße „Am Sandtorpark“ und allerorten Lieferverkehr, der sonst zweispurige Straßen einspurig machte. Dieser führte auf der Oberbaumbrücke sogar bei Fahrradfahrern zu Wartezeiten.
Die beiden Baustellen am Baumwall und an der Brooksbrücke und Holzbrücke sind zwar die Hauptverursacher der Staus, aber nur ein Teil des Problems. Die Frage, warum das denn alles gleichzeitig passieren muss verkneifen wir uns hier einmal, warum die HafenCity aber mit derart vielen Entlastungsmöglichkeiten für die Ost-West-Straße gespickt sein muss wird ein Rätsel der Stadt- und Verkehrsplaner bleiben. Der Autoverkehr hat in Hamburg auch unter einem Schwarz-Grünen Senat Priorität und die Lebensqualität muss sich dem unterordnen. Wer Autofahrern derart viele vierspurige Straßen wie in der HafenCity anbietet, muss sich nicht wundern, wenn sie sich in Stadtautobahnen verwandeln.
Und je mehr Maßnahmen getroffen werden um den Verkehr möglich reibungsarm durch die HafenCity zu führen, desto eher werden die Möglichkeiten von Autofahrern genutzt – nachvollziehbar und verständlich. Für die Anwohner an der Straße „Am Sandtorkai“ wird das aber wenig tröstlich sein. In der ursprünglichen Version der Straße gab es noch an der Einmündung zur Sandtorhafenklappbrücke einen Verkehrskreisel, der den Durchfluss beschränkt hätte, inzwischen ist die Straße eine vierspurige Autobahn, die sich zukünftig an den Wochenenden zusätzlich in einen Busparkplatz verwandeln wird. Verständlich dass diese „not amused“ sind und inzwischen auch gerichtlich gegen diese Entwicklung vorgehen.
Auch die zukünftigen Anwohner an der Osakaallee, Shanghaiallee und Versmannstraße werden noch ihren Spaß mit der Verkehrsplanung haben. Zu verführerisch wird die Abkürzung von den Elbbrücken Richtung Westen sein. Eine Problem ohne Lösung? Nicht wenn man den Mut aufbringt auch unpopuläre Maßnahmen einzuführen. Einfachste Lösung: Die City-Maut. Ab den Elbbrücken für den gesamten Innenstadtbereich geltend, wird sich so mancher überlegen, ob er unbedingt mit dem Auto in die Stadt fahren muss. Für Innenstadtanwohner könnten ermäßigte Tarife gelten, um Anreiz zu schaffen auf das Auto zu verzichten, aber keine übermäßige Härte aufkommen zu lassen.
Die Erlöse der City-Maut könnten in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt werden – oder schlicht in den Schuldenabbau. Forderungen nach einem Einfahrverbot in die HafenCity darf man getrost als unrealistisch und naiv abtun, dafür werden sich nirgends in der Stadt Mehrheiten finden – zu Recht. Die politische Realität in Hamburg wird aber weder zur einen oder zur anderen Maßnahme führen, und so werden Anwohner und Anlieger sich auch weiterhin mit Geduld wappnen müssen. Elbphilharmonie und die Gesamtheit der Attraktionen in der HafenCity werden schon dafür sorgen, dass es nicht langweilig wird auf den Straßen der HafenCity.
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