Ein Tag mit 25 Stunden

Henning Weiss (Hotel Manager) und Karin Lichtsinn (Marketing Managerin)in der Lobby mit Ruth Geiger (rechts)
Henning Weiss (Hotel Manager) und Karin Lichtsinn (Marketing Managerin)in der Lobby mit Ruth Geiger (rechts)
Das 25hours Hotel im Überseequartier

Kennen Sie den Film „Mon oncle“ mit Tati in der Hauptrolle? So kam ich mir teilweise im brandneuen Hotel – dem ersterbauten in der HafenCity – vor. Im Bad gibt es drei Badewannenoptionen, Handdusche, Kopf-Shower, Wasserhahn – wunderbar! Ich wollte mir eigentlich nicht die Haare waschen, aber es gelang mir trotz diverser Versuche nur, die große Dusche über meinem Haupte anzustellen. Macht ja nichts, aber eine kleine Einführung wäre bei Zimmerübergabe vonnöten. Auch einer der kostenfrei nicht nur für mich zur Verfügung gestellten drei Mini Cooper ist dermaßen auf dem neuesten Stand der Technik, dass ich erst mal in der Garage minutenlang den Schlüssel per Knopfdruck aus dem Elektronikteilchen herausschnellen lassen wollte, bis ich begriff: Das ganze Teil gehört in die Startmulde neben dem Lenker. Daran merkt man, dass man älter wird. Auch das Fahrradschloss für meine HafenCity-Spritztour musste erst von der sehr hilfsbereiten Empfangsdame im blau-weißen Ringelshirt geöffnet werden, ehe ich hiermit (auch kostenlos von twowheelsgood aus Eppendorf) souverän über die Brücke hinterm Hotel in unbekannte Weiten (Baugelände) der HafenCity vorstoßen konnte.

Karin Lichtsinn (Marketing Managerin) und Empfangskraft Desirée Brannsteiner mit Ruth Geiger
Karin Lichtsinn (Marketing Managerin) und Empfangskraft Desirée Brannsteiner mit Ruth Geiger
Sonst aber gelang mir alles auf Anhieb! Die elektronische Steckkarte als Türöffner brachte mich freundlich piepsend in eine L-Kajüte, wie die mittelgroßen Quartiere für 125 Euro hier heißen, hotelerfahren steckte ich selbige in den Schlitz neben der Tür, um für Beleuchtung zu sorgen. Ein beleuchteter Globus als Arbeitsplatzlampe lud mich ein, meinen Laptop (Internetanschluss gratis) gleich aufzubauen. Da es noch etwas nach frischer Teppichverlegung im Zimmer mit Aussicht roch, schritt ich automatisch zum großen Fenster neben der verrückten Seefahrer-Motiv-Tapete – und siehe da: Alle Fenster ließen sich öffnen!

 

Janine Wefing (Event Managerin) mit Ruth Geiger in einem der “Freiräume” für Seminarbuchungen und Events
Janine Wefing (Event Managerin) mit Ruth Geiger in einem der “Freiräume” für Seminarbuchungen und Events
Welch Luftgenuss, auch wenn jetzt natürlich der Baulärm hinaufklopfte und -dröhnte bis in die Höhen des fünften Stockwerkes. Aber das ist eben die HafenCity –Europas größte Baustelle. Das weiß man, wenn man hier eingecheckt hat. Dafür wird man mit einem Blick auf Hamburgs lebendigen Hafen, auf Kräne, Bagger, das Riesenrad am Kreuzfahrtterminal und ein dort liegendes riesiges Kreuzfahrtschiff belohnt. Wenn Sie keinen Baulärm mehr hören in ein paar Monaten, wird Ihnen diese Aussicht versperrt sein, denn dann steht vor der Nase des Hotels ein vielgeschossiges Luxus-Warenhaus, das Silk-House, das mit Seide, Accessoires und anderen Kostbarkeiten handelt. „Junge komm bald wieder“, steht auf einem Bild der Tapete mit Seemannsmotiven. Eine Jakobsleiter an der Wand dient als Bord. Der Schreibtisch ist eine nachgebaute Seemannskiste, und ein Zinkeimer mit Kordel dran dient im Bad als Abfallkorb. Die 170 Kojen genannten Zimmer mit den abgerundeten Formen von Bett und Bullaugen-Schrank haben damit den Charme eines gehobenen Seemannsheims. Das sollen sie auch, denn „Seemannsheim“ ist das Thema dieser neuesten Kreation der 25hours Designhotel-Kette von Kai Hollmann, der 2008 zum Unternehmer des Jahres in Hamburg gekürt wurde.

Im Vinyl Room
Im Vinyl Room
Bis Mitte August kann man noch ab 99 Euro ein Zimmer im nautischen Hotel beziehen. Und für Gäste unter 25 Jahren soll es immer 15 Prozent Rabatt auf die Tagesrate geben, je nach Verfügbarkeit. Die Seminarräume sind für Start-Up-Firmen rabattbegünstigt. Also wieder hinein ins Vergnügen, denn das hat man in diesem Erlebnis-Hotel! Man kann die sechs für jeden Gast offen stehenden Designer-Räume mit Führung oder allein schlendernd erschließen. Niemanden stört es, wenn Sie im Club-Room mit den vielen bunten Kissen auf 70er Jahre-Leder aus Lateinamerikas Finka-Innenarchitektur die Retro-Beleuchtung ausknipsen oder die Kissen anders sortieren, ob sie sich lesend langmachen oder beim Gespräch die Beine hochnehmen. Sie sollen sich wie zu Hause fühlen und dürfen sogar rauchen! Denn die große Glastür kann geöffnet werden zur Hafenterrasse, auf der man sich in niedrigen, aber bequemen grauen Allwettermöbeln mit Blick auf private Vorgärten ausbreiten kann.

Der Club Room
Der Club Room
Im Vinyl-Room mit den vielen guten Langspielplatten aus den Seventies ist es sogar erwünscht, dass Sie sich wie auf einer privaten Party selbst bedienen, Ihr Getränk aus dem Restaurant mitnehmen und den selbst aufgelegten Scheiben per Kopfhörer oder auch als Gemeinschaftsgenuss lauschen. Der Radio-Room hat mich mit seinem Namen etwas irritiert. Ich erwartete auch hier Club-Atmosphäre, aber es herrscht im Gegenteil eher moderne Technik vor, allerdings eingebettet in sehr sitzfreundliches und retro-gestyltes Design: Apple PCs mit großen Flachbildschirmen natürlich, auf rustikalen wertvollen Holztischen, aber auch die Möglichkeit, in Holzkabinen privat oder konferenzhaft zu skypen. Ein Highlight ist die Hafensauna auf dem Dach des Hotels mit sensationellem Weitblick auf Innenstadt und Hafen – leider nur für Hotelgäste. Auch Box- und Hantel-Training ist hier als Freiluftsport möglich.

Ein weiterer Blick in den Club Room
Ein weiterer Blick in den Club Room
Das Erdgeschoss mit Lobby, Restaurant und Bar präsentiert als Kontrast zum wohnlichen Hotelbereich eher die Arbeitswelt des Hafens. Elemente aus Lagerhäusern und Containerterminals werden mit Hinweisen auf importierte und exportierte Waren kombiniert. Ein Konferenzraum für abgeschottete Gespräche ist in einem beleuchteten Container platziert, die an den Seiten transparenten Fahrstühle erinnern an Lastenaufzüge. Stapel aus Orientteppichen liegen im Restaurant, bei dem man neben Gemütlichkeit auch Kantine assoziiert, zum Relaxen bereit. Unter dem Namen „HEIMAT Küche + Bar“ serviert das Restaurant des Hotels auch für Quartiersbesucher oder -bewohner Lieblingsgerichte der norddeutschen und mediterranen Küche aus Zutaten mit Herkunftsnachweis. Je nach Tageszeit –und durch die Beleuchtung interessant wechselspielig – ist das Foyer mit einem Patchwork-Teppich in verblichenen Blautönen (13.000 Euro), Ledersesseln aus Südamerika sowie dem Restaurant mit vielen Holzelementen mal lockere Lounge oder pulsierende Bar. Das Erdgeschoss des 25hours Hotels HafenCity ist auf dem besten Weg, das Wohnzimmer des Quartiers zu werden. Barrieren gibt es hier nicht.

Der Radio Room mit Imac
Der Radio Room mit Imac
Dazu trägt nicht nur die Freitagsabend-Einladung mit DJ oder Hausbands bei, sondern auch das außergewöhnlich gute internationale Personal: ob der Manager Henning Weiß, der – immer sichtbar – häufig selbst mit anpackt oder berät, die freundlichen Managerinnen im ersten Stock, die umsichtige und lockere Empfangs-Crew oder die Restaurant-Besetzung. „Da haben wir wohl eine glückliche Hand gehabt“, sagt der trotz neuer Barttracht immer jugendlich wirkende Henning Weiß.
Die ambitionierte Frühstücks- und Mittags-Restaurantleiterin Johanna Heick, früher auf dem Schiff „Seacloud 2“ tätig, hilft charmant bei der Riesenauswahl am Spitzen-Frühstücksbuffet oder berät geduldig am Tisch. Bei ihr sprüht die Begeisterung aus allen Poren: „Ich kann hier alles aus vollem Herzen empfehlen, und wir arbeiten so gut mit der Küche zusammen, wie ich es noch nie erlebt habe. Die Kommunikation stimmt einfach, wie im gesamten Hotel!“

Hanteltraining vor der Dachsauna
Hanteltraining vor der Dachsauna
25 hours – wo ist die 25. Stunde, natürlich eine Freizeitstunde, versteckt gewesen?
Ich erinnere mich an den späten Abend, als ich mir im Vinyl-Raum mit einem Glas Rotwein, mittlerweile allein, schwarze Musiker mit Soul, Blues, Funk und funky Jazz auflegte. Erst lag ich auf dem buntgemusterten Sofa, dann streifte ich die Sandaletten ab, spürte dabei den sich verführerisch warm und glatt anfühlenden Holzfußboden (Vollholz) und plötzlich tanzte ich, versunken in die besten Erinnerungen meiner Studentenzeit und träumte davon, hier eine Vinyl-Party zu geben. Das war die Stunde! Karin Lichtsinn, Marketing-Managerin, die mich am nächsten Morgen nach meinen Eindrücken (auch den negativen bitte!) fragte, strahlte: „Ja, genau, so ist es gedacht! Hier können Sie auch mit Freunden Party machen.“

Lieblingsplatz im Restaurant Heimat Küche mit Restaurantleiterin Johanna Heick
Lieblingsplatz im Restaurant Heimat Küche mit Restaurantleiterin Johanna Heick
Der Spirit stimmt in diesem Hotel, er verbindet junge Leute, kreative Unternehmer und Menschen, die über Musik und Lebensgefühl Jungsein und Erfahrenheit nicht als Gegensatz, sondern als Befruchtung erleben.
Ein Ehepaar hörte sich zum Beispiel den jungen Michael Jackson mit ihrem zwölfjährigen Sohn an und spielte dabei ein Brettspiel mit ihm.

Pärchen auf Lieblingsfensterplatz mit Ausblick im Restaurant
Pärchen auf Lieblingsfensterplatz mit Ausblick im Restaurant
Man fühlt sich wirklich zu Hause in diesem Hotel. Wie schön, dass ich mindestens freitags wiederkommen werde, wenn nämlich die Hamburger Bands Feinkost oder Denn Man Tau aus dem Schanzenviertel hier abends spielen, da sie demnächst ihren Probenraum im Souterrain beziehen werden.
Denn man tau und ahoi, kann ich nur sagen.