Ein Zuhause für Caesar gesucht
Eine Leidenschaft für alles was schwimmt
Als Christine Röthig und Jan Peters sich vor rund zwanzig Jahren kennenlernten, lebte Jan Peters noch in Övelgönne am Fischereihafen – von der Perlenkette war noch keine Rede und die Cap San Diego wurde gerade dort renoviert, wo heute die Schlepper vor den modernen neuen Gebäuden auf Aufträge warten. Eine Filmcrew nutzte die Cap San Diego als Kulisse für die „Bertinis“ und dort gab es für die Berliner Schauspielerin Christine Röthig die erste große Prise Hafenluft und Jan Peters kurz darauf noch als Zugabe. Dann entdeckten die Stadtplaner das Areal für sich und beide mussten sich nach einer neuen Bleibe umsehen. Am Wasser sollte es sein und mit möglichst viel wildromantischer Hafenatmosphäre gewürzt – auch damals schon kein einfaches Unterfangen.
Ein alter, äußerlich heruntergekommener Hafenlieger wurde den beiden angeboten und trotz anfänglicher Bedenken und mit gutem Zureden eines befreundeten Bootsbauers ließen sich die beiden auf das Abenteuer einer Renovierung ein. Eine Entscheidung, die die nächsten Jahre bis heute ihr Leben komplett umkrempelte. Bei der Renovierung zahlten sie ordentlich Lehrgeld, aber schon bald zählte ihre Expertise ins Sachen Hausboot etwas im Hafen. Andere Abenteurer kamen auf der Suche nach Rat zu ihnen, weitere Lieger und Pontons wurden ihnen angeboten und der Kern einer Hausbootszene im Spreehafen entstand. Ein Verein, der sich die Erhaltung der alten historischen Lieger im Hafen zur Aufgabe machte, wurde gegründet.
Wir kommen jetzt in die Gegenwart mit unserer Geschichte und zu „Caesar“. 1902 gebaut, Holzaufbau auf genietetem Stahlschwimmkörper – ein typisches Beispiel eines historischen Hafenliegers. Als die beiden ihn von einem Bauunternehmen im Spreehafen für den Verein erwarben, war unter dicken Schichten blauer Farbe kaum zu erkennen, das es sich hier um eines der letzten noch im Originalzustand erhaltenen Hafenlieger handelte. Viele hatten den Krieg nicht überstanden, doch „Caesar“ war während des Krieges von seinem Eigentümer nach Fliegenberg geschleppt worden und diente ihm und seiner Familie als relativ bombensichere Unterkunft und zuletzt dem Bauunternehmen als schwimmendes Gerätelager.
Mit viel Eigenleistung und Spenden wurde der Lieger wieder in den ursprüngliche Zustand versetzt, die Schwimmer grundlegend renoviert – Klasse für die nächsten neun Jahre gemacht – immer in der Hoffnung „Caesar“ zu einem schwimmenden Kulturzentrum und Botschafter für Hafenkultur zu machen. Nun gibt es einfacheres in Hamburg als einen dauerhaften, attraktiven Liegeplatz für einen Hafenlieger zu finden – trotz unglaublich vieler Wasserflächen. Die Instandhaltung des Liegers kostet Geld, das nur über Vermietung und Gastronomie eingenommen werden kann – ohne permanent auf Spenden angewiesen zu sein. Deswegen war die Freude groß, als „Caesar“ im Sommer in den Sandtorhafen kommen konnte. Hier diente er während des Sommers als schwimmendes Veranstaltungszentrum für die verschiedensten Gelegenheiten an verschiedensten Stellen der Pontonanlage – so ein Lieger ist eben auch mobil. Vor kurzem gab Pantaenius Gründer Harald Baum einen Empfang zu seinem 70ten Geburtstag auf „Caesar“. Auf der Gästeliste: HafenCity GmbH Chef Jürgen Bruns-Berentelg mit dem Harald Baum über die Vorzüge des niedrigen Freibords fachsimpelte. Dieses niedrige Freibord ist einer der Vorzüge von „Caesar“ und seinem Begleiter dem Ponton „Otto“. Die eigentlichen Pontons im Sandtorhafen sind für größere Schiffe gemacht, selbst Barkassen haben teilweise Probleme mit dem großen Abstand der Pontonoberkante zur Wasserfläche.
Ansonsten gibt es in der gesamten HafenCity kaum einen Platz, bei dem man mal die Füße ins Wasser baumeln lassen könnte – einzig der Anleger Meßberg liegt ähnlich tief im Wasser. Eigentlich schade und hier kommen wir zurück zur Idee und Wunsch von Christine Röthig und Jan Peters: Statt mit ungewissem Ziel im Winter die HafenCity verlassen zu müssen, soll „Caesar“ als schwimmendes Stadtteilzentrum auch im Winter für Leben im Hafen sorgen. Winterlieger können auch direkt an „Caesar“ anlegen, so dass genügend Platz vorhanden wäre. Wunschkandidat von Christine Röthig als direkter Nachbar ist die Rennyacht „Heti“. Schon während des Hafengeburtstag nutzte die Yacht die passende Bordkante von „Caesar“ und die beiden hofften schon „auf Kinder von Heti und Caesar“. Auch zum SUP-Cup wurden „Caesar“ und „Otto“ eingesetzt. „Otto“ ließ die Paddler einfach ins Wasser einsteigen und „Caesar“ empfing die VIP-Gäste.