Eine göttliche Komödie
Bastian Reiber erhält den Boy-Gobert-Preis 2015
Die Schauspielerkollegen kündigen den Boy-Gobert-Preisträger 2015 Bastian Reiber wahrhaft göttlich an, und das mit einem Augenzwinkern. Er selbst lässt es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass er ja bei einem viel größeren Theater arbeite als dem Thalia-Theater, wo die Preisverleihung am 6. Dezember stattfand. Natürlich auch dies mit einem Augenzwinkern: Bastian Reiber, 30 Jahre, spielt seit der Spielzeit 2013/2014 am Deutschen Schauspielhaus.
Reiber ist witzig, genauso wie das eigens für diesen Sonntagmorgen ausgearbeitete Bühnenprogramm. Bei einer Bauchrednernummer konstatiert sein Kollege, dass, wenn Obama den Friedensnobelpreis bekomme, Reiber auch die Auszeichnung für den herausragenden Nachwuchsschauspieler der Körberstiftung erhalten könne. Reiber fängt an, aufzuzählen, was er mit dem Preisgeld machen werde: Kinderheime unterstützen, ebenso die Diakonie, eine Reise in die Karibik … um darauf hingewiesen zu werden, dass er nicht wie gedacht 100.000 Euro, sondern 10.000 Euro bekommen würde. Dann gehen wir halt ins Vapiano essen, so die trockene Antwort.
Thalia-Intendant Joachim Lux hält Schauspieler für „Sonderwesen der Extraklasse“, die einen Mindestgagesatz von 1.765 Euro brutto bei einer 48-Stunden-Woche erhielten: Das ist das, was auch ein ungelernter Arbeiter bekomme. Da könnte es doch schwer fallen, dem Rat von Hamburgs Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler zu folgen, Reiber möge beim Theater bleiben und nicht zum Fernsehen wechseln.
Reiber sieht die Spannbreite seiner Persönlichkeit „zwischen Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn“ – egal, in welche Richtung es geht, eines ist er auf alle Fälle: ein begnadeter Entertainer, der das Publikum mit Esprit und Witz mitzureißen vermag.
Reiber sei „ein hellwacher Theaterspieler, der sich furchtlos und mit ansteckender Lust in jede Rolle stürzt“, so die Jury. Und dies stellte er auf der Preisverleihung, die er gemeinsam mit seinen Kollegen gestaltete, gekonnt unter Beweis.
Seit 1981 verleiht die Körber-Stiftung jährlich den Boy-Gobert-Preis, mit dem Anliegen, herausragende junge Schauspieler am Anfang ihrer Karriere zu unterstützen. Bisherige Preisträger sind unter anderem Ulrich Tukur, Martin Wuttke, Susanne Wolff und Fritzi Haberlandt. n AF