Eine musikalische Lesung
Marina Heib liest aus ihrem Thriller „Parasiten“
„Zwischen Wäldern, Grubenstollen und Brauereien wurde ich vor langen Jahren als waschechtes Arbeiterkind im Saarland geboren. (…) In den Wäldern und still gelegten Grubenstollen spielte ich, die heimische Brauerei prägte meine Vorliebe für herbes Bier.“ Marina Heib
Die Autorin Marina Heib wurde im Saarland geboren. Nach ihrem Studium der Orientalistik und Philosophie zog sie 1988 nach Hamburg. Ihre Thriller um Kommissar Christian Beyer erfreuen sich großer Beliebtheit. Am 9. Mai wird sie in der HafenCity aus „Parasiten“ lesen – begleitet vom international preisgekrönten Geiger Martynas Svegzda von Bekker – denn in „Parasiten“ geht es auch um klassische Musik…
Frau Heib, wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Marina Heib: Ich habe schon als Kind Geschichten geliebt und gerne und viel gelesen wie auch geschrieben. Es war faszinierend, zwischen zwei Buchdeckeln in andere Welten abzutauchen. Fremde Länder sehen, mit Tieren sprechen, fliegen oder mit einem Walfänger segeln… Was für ein Wunder! Mit etwa sieben Jahren habe ich meinen ersten Roman begonnen. Immerhin bin ich drei Seiten weit gekommen. Von Beruf wollte ich damals allerdings Tarzan werden. Dass das Schreiben inzwischen zum Beruf wurde, war kein Masterplan, sondern hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Ich bin sehr froh darüber.
Sie haben mal bei einem Wettbewerb mitgemacht, bei der man „Die schlechteste Geschichte der Welt“ einreichen sollte – und nicht gewonnen. Gefreut oder geärgert?
Marina Heib: In erster Linie habe ich mich amüsiert. Ich fand die Idee großartig und hatte immensen Spaß beim Schreiben. Als man mir mitteilte, die Geschichte wäre wirklich grottig, habe ich mich richtig gefreut. Leider gab es noch schlechtere, wie es letztlich hieß. Ein bisschen traurig war ich schon, denn ich fand sie unglaublich schrottig. Außerdem hatte ich gehofft, so mal an einen Preis zu kommen. Meine Chancen auf den Literatur-Nobelpreis stehen nämlich extrem ungünstig – um es nett auszudrücken. J
Sie schreiben Thriller – sehr spannende Bücher, die einen schon mal in die Träume verfolgen – schlafen Sie gut?
Marina Heib: Natürlich beschäftigen mich die Themen meiner Bücher auch dann intensiv, wenn ich nicht am Computer sitze. Aber die Realität verursacht mir weit eher Alpträume als die Fiktion. Ich hoffe sogar, mir den ein oder anderen Alptraum zu erparen, indem ich das real existierende Grauen versuche in Geschichten zu bannen.
Christian Beyer ist „Ihr“ Sonderermittler, der in „Parasiten“ seinen fünften Fall löst – wie lebt man als Autorin privat mit seiner Romanfigur – entwickelt sie sich zum Freund, ärgert man sich auch mal über sie?
Marina Heib: Ich habe ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Figuren, auch zu meinen „Bösewichtern“, aber speziell zu Christian. Ich kann ihn sehen, höre seine Stimme, weiß meistens, was er fühlt. Ich mag ihn sehr. Ärgern tue ich mich nur über ihn, wenn er mal wieder schlechte Laune hat und in seinen Ermittlungen nicht voran kommt. Aber wer könnte ihn dann besser verstehen als ich?
Parasiten handelt von einem dunklen Thema – dem Handel von Frauen aus Osteuropa. Viele Szenen liegen für den Leser ausserhalb des Vorstellbaren. Wieviel von dem, was Sie im Buch beschreiben, ist auch Realität?
Marina Heib: Was die Zwangsprostitution betrifft, leider fast alles. Ich recherchiere immer viel, bevor ich mit dem Schreiben anfange, denn die Themen, die ich bearbeite, sind mir viel zu wichtig, um naiv in Blaue hinein zu fabulieren. Es gibt ausreichend frei zugängliche Infos, auch einige sehr detaillierte Bücher über Zwangsprostitution und Menschenhandel. Die diesbezüglichen Schilderungen und Zahlen in „Parasiten“ sind exakt recherchiert und entsprechen der düsteren Realität. Manche Leser finden meine Texte zu grausam. Ich kann aber versichern, dass bei allen fünf Themen, die ich bisher behandelt habe (u. a. Kindesmissbrauch und Folter), die Realität weitaus schlimmer ist als von mir beschrieben. Ich verschweige vieles, um in einem erträglichen Rahmen zu bleiben, will aber die Sachverhalte, zu deren Beschreibung ich mich entschlossen habe, auch nicht beschönigen. Dabei bemühe ich mich stets, keinem Voyeurismus Vorschub zu leisten.
Sie werden am 9. Mai im Club 20457 in der HafenCity lesen – die HafenCity polarisiert bei den Besuchern – wie ist Ihre Meinung zur HafenCity?
Marina Heib: Ich finde es großartig, dass sich das Stadtgebiet mit der HafenCity ausweitet. In meinem ersten Jahr in Hamburg habe ich mich mal nachts in der Speicherstadt verfahren und brauchte lange, um hinauszufinden. Es war wie in einer Geisterstadt. Nun sprießt da Leben, es gibt Menschen, Cafés, Geschäfte und teilweise großartige Architektur, die ihresgleichen sucht. Ich glaube, es wird noch einige Jahre dauern, bis die Planung nicht mehr ganz so sichtbar ist und die Strukturen als gewachsene empfunden werden können – das wird ein großer Gewinn für Hamburg sein. Ist es jetzt schon.
Musikalische Lesung mit Marina Heib im Club 20457
Musikalische Begleitung: Martynas Svegzda von Bekker, Geige
Moderation: Anja Frauböse, HafenCity Zeitung
9. Mai 2013, Beginn: 20.00 Uhr, Eintritt: EUR 8,-
Karten über Eintrittskarten.de, über den Club 20457 (email: club20457@gmx.de) oder an der Abendkasse