Eine Sängerin mit vielen Facetten
Chrissy Hat interviewt die Künstlerin Gönül Kaya auf dem Clubsessel
Ich besuchte Kaya bei einem orientalischen Abend und sprach mit ihr über ihre Musik und ihr Leben in Hamburg, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Nebenbei lies ich mir die Geheimnisse des Kaffeesatzlesen zeigen…
C.HAT: Meine Liebe, wie spricht man Dich an, Gönül oder Kaya?
KAYA: Gönül ist mein Vorname und Kaya ist mein Nachname. Nach der Schulzeit hat es allerdings angefangen, dass man mich Kaya genannt hat, weil es einfacher ist auszusprechen. In meinem gesamten Umfeld höre ich auf Kaya, in der Familie werde ich aber mit Gönül angesprochen. Gönül ist ein traditioneller türkischer Name und hat eine schöne Bedeutung: „Die Seele“. Kaya ist moderner und bedeutet „Der Fels“. Ich fühle mich bei beiden Namen in ihrer Bedeutung sehr wohl. Sie entsprechen beide einfach meiner Persönlichkeit und von daher nutze ich beide.
C.HAT: Auf dem letzten Konzert hast Du auf Türkisch und auf Englisch gesungen. Beides fand ich wunderschön, allerdings hat es mich etwas gewundert. Es hat auf mich gewirkt als hättest Du zwei Persönlichkeiten. Wie nimmst Du es selber wahr?
KAYA: Die zwei Persönlichkeiten, die Du empfindest, sind wirklich existent. In mir schlagen zwei Persönlichkeiten. Die eine ist die, die in der türkischen Kultur verwurzelt ist. Traditionelle Musik, türkische Popmusik, die ich verjazze, so wie ich sie für mich persönlich interpretiere. Dann gibt es eben mit dem Englischen einen europäischen Aspekt. Für mich ist letztlich beides international.
Mein Ziel ist es, orientalische Abende anzubieten, in dem ich einfach beide Kulturen umarme und zwar so, dass sich beide Seiten wohl fühlen. Diese Interkulturalität muss man leben und spüren.
C.HAT: Wie bist Du eigentlich zur Musik gekommen?
KAYA: Es hat mit der kleinen Schulband angefangen, dann kam der Gospel-Chor und Veranstaltungen von Freunden. Später hatte ich Glück und habe eine angesagte Band kennengelernt, die gerade eine Sängerin suchte. Direkt nach dem Abitur bin ich mit dieser Band auf Tour gegangen. Ich bin da also in eine professionelle Band reingerutscht, die damals Top-40 Musik gemacht hat.
Ich hatte keine große Bühnen- oder Banderfahrung. Ich bin einfach ins kalte Wasser geschmissen worden. Mein allererster Auftritt war in Salzgitter. Ich war 18. Ich musste 20 Lieder lernen. Wir waren zwei Frontpersonen, ein erfahrener Sänger und ich. Auf einmal stand ich auf der Bühne, da waren 10.000 Leute vor mir. Ich bin gestorben, Chrissy, ich bin gestorben. Das war mein erster Auftritt mit dieser Band. Aber wie gesagt, das ist kaltes Wasser, da musst Du durch, ich musste da durch.
Ein Jahr später habe ich dann eine kaufmännische Ausbildung gemacht, danach studiert. Während dieser Zeit habe ich mit dieser Band am Wochenende weiterhin Musik gemacht. Dieser Lebensabschnitt hat mich persönlich und musikalisch sehr geprägt. Von den Erfahrungen zehre ich noch heute.
C.HAT: Wie viel Platz nimmt Deine Musik in Deinem Leben ein?
KAYA: Mein Ziel war nie hauptberuflich Musik zu machen, dann hätte ich vielleicht Musik studiert. Es gab andere Sachen auf die ich Priorität gelegt habe wie Abitur, meine Ausbildung. Danach habe ich Kultur- und Medienmanagement studiert. Bis heute ist Musik aber ein ganz wichtiges Standbein. Wenn ich zum Beispiel meine orientalischen Abende veranstalte, mache ich bewusst zuerst das Konzert und lese dann Kaffeesatz, weil ich durch die Musik Energie tanke und dann meine Arbeit machen kann.
C.HAT: Wie bist Du zum Kaffeesatzlesen gekommen?
KAYA: Ich werde oft gefragt, wie lernt man das. Es ist so, man lernt so etwas nicht. Man kann es oder man kann es nicht. Mir hat keiner gesagt wie das funktioniert. Ich habe die Tasse in der Hand gehalten und konnte es ganz plötzlich lesen. Mit zunehmender Erfahrung festigt und steigert sich dein Wissen. Auch ich brauchte meine Reifezeit. Ähnlich erging es mir auch mit Tarotkarten. Was ich Dir einfach sagen will, das sind Themen, denen man sich einfach öffnen muss und keine Angst haben darf.
C.HAT: Siehst Du dabei Bilder oder ist es ein Gefühl, das kommt?
KAYA: Das ist eine Mischung aus allem. Es hat sehr viel mit Energie zu tun. Somit ist es eine energetische Arbeit.
C.HAT: Neben der Musik, wie sieht Dein Alltag aus?
KAYA: Sehr bunt und es wird immer bunter. Ich übe einen freiberuflichen Job aus. Ich bin selbstständige Kultur/Medienmanagerin. Ich mache ein paar Projekte nebenbei und organisiere Veranstaltungen. Ich vernetze mich mit Künstlern und Musikern. Seit kurzem bin ich auch Kolumnistin für die HafenCity Zeitung und schreibe die Horoskope.
C.HAT: Schreibst Du auch eigene Songs oder interpretierst Du nur?
Ich habe auch eigene Songs geschrieben aber die habe ich der Öffentlichkeit noch nicht preisgegeben. Ich beschäftige mich momentan mit anderen Themen. Aber wer weiß, wenn das abgeschlossen ist, was sich danach ergibt…
C.HAT: Zum Schluss habe ich eine Frage, die meine Tochter spontan ausgesprochen hat, als sie ein Foto von Dir gesehen hat und zwar: „Warum ist sie so schön?“
KAYA: Sag Deiner Tochter, dass ich mich für diese Frage ganz herzlich bedanke. Ich hoffe, dass Deine Tochter erkennt, dass Schönheit von innen kommt. Wahre Schönheit sieht man nämlich nicht, man spürt sie.