Eine Woche Diskussion
Wie steht es bei der Universitätsfrage?
Rund eine Woche läuft die Online-Diskussion zum Thema Umzug oder Renovierung der Hamburger Universität und wie schon bei der Diskussion zur Living Bridge stellt sich die Frage nach der Legitimation und Relevanz eines solchen Verfahrens. Zudem lohnt es sich, noch einmal einen Blick auf die Auswirkungen eines Umzuges der Universität auf den Kleinen Grasbrook zu werfen, den dieser auf die HafenCity, den Hafen und Hamburg haben würde. Dass die Diskussion nicht nur online weiterläuft zeigt die Äußerung der Präsidentin der Hamburger Universität Monika Auweter-Kurtz, dass die Umsiedlung für sie ohne Alternative ist.
Ein schneller Blick auf http://www.zukunft-uni.hamburg.de zeigt, es sind nicht besonders viele Aktive, die zu diesem Thema Beiträge liefern – eine grobe Schätzung bleibt bei unter zwanzig Teilnehmern stehen. Dabei zeichnen sich, wie in vielen Foren üblich, eine Handvoll Aktive durch besonders viele Beiträge aus. Frage: Ist ein solches Verfahren relevant und das Geld wert, was es kostet? Oder hätte man die Beiträge der Aktivisten nicht auch genauso in den anderen Foren sammeln können, in denen sie aktiv sind? Immerhin – einige der Beiträge erhellen Details zum Thema, die nur Eingeweihte wissen können, und andere Eingeweihte übersehen haben – Beispiel: Das als Ausweichfläche für die am Kleinen Grasbrook angesiedelte Betriebe vorgesehene Moorburg ist überhaupt nicht davon erbaut, auf diese Weise wieder in den Mittelpunkt des Interesses von Stadtplanern zu geraten. Und das gegen einige vorgesehene Maßnahmen konkrete Gründe sprechen, wie zum Beispiel Grundwasseradern unter vorgesehenen Hafenbecken wurde auch vorher nicht öffentlich diskutiert. Weitere grundlegende Erkenntnisse sind aber aus einer Lobby- und Laiendiskussion nicht zu erwarten. Warum also solch ein Verfahren? Wissen die Verantwortlichen es nicht besser oder wissen sie es und versuchen der gesamten Entscheidungsfindung den Anstrich eines demokratischen Votums zu geben?
Wer sich die „Studie zur baulichen Entwicklung der Universität Hamburg“ zu Gemüte führt, erkennt, dass auch hier ein ähnlich verfahren wird. Statt sich inhaltlich mit der Erneuerung der Universität auseinanderzusetzen, beschäftigt sich die Studie mit Äußerlichkeiten und Stadtplanung. Die Teilnahme so renommierter Beratungsgesellschaften wie Ernst & Young bei der Erhebung der Kosten führt nun nicht zwingend dazu, dass die Hamburger Universität anschließend geläutert und im europäischen Wettbewerb der Universitäten besser da steht, ganz im Gegenteil. Durch einen kompletten Umzug der Universität auf den Kleinen Grasbrook wird die Gelegenheit vertan, sich jetzt mit den inneren Problemen der Universität zu beschäftigen und auf Jahre hinaus werden alle Kräfte mit dem Umzug gebunden. Ein weiterer Eindruck, der aus der Studie resultiert ist, dass der Umzug für alle Beteiligten eine maximale Bewegung von Kapital in der Stadt erzeugt. Durch die angestrebten Umzüge innerhalb Hamburgs entstehen an mindestens drei Orten starke Immobilien- und Eigentumsverschiebungen. Am dann ehemaligen Standort der Universität entstehen neue attraktive innenstadtnahe Bauflächen, am Kleinen Grasbrook werden für Milliarden neue Bauten inklusive Büro- und Wohneinheiten gebaut, und die umgesiedelten Hafenbetriebe müssen ebenfalls für viel Geld am Ziel der Umsiedlung, wo immer das auch sein mag, neue Infrastruktur erzeugen.
Klingt in Zeiten der Finanzkrise nicht so schlecht, lässt man außer acht, dass bei diesem Spiel die Hafenwirtschaft den schlechteren Part erwischt, und wie schon an der HafenCity zu sehen, die lokale Wirtschaft nur begrenzt am Auftragsaufkommen profitiert. Es wäre nicht überraschend, wenn im Zuge dieser Diskussion auch die „Living Bridge“ wieder zu Ehren kommen würde.
Gibt es denn keine Alternativflächen, die ähnlich attraktiv wie der Kleine Grasbrook sind? Vorweg, zwei Argumenten ist im Zusammenhang mit dem Kleinen Grasbrook schlecht zu begegnen. Zum einen sind die Eigentumsverhältnisse auf dem Kleinen Grasbrook, wie bei der HafenCity, geklärt und die Grundstücke schon im Besitz der Stadt, außerdem ist die Fläche natürlich ein wichtiger Baustein für den anvisierten „Sprung über die Elbe“. Doch lässt man einmal diese beiden Argumente außer Acht, gelten für einige Areale ähnliche Vorzeichen, ohne den Fortbestand des Hamburger Hafens als Mehrzweckhafen zu gefährden. Ein Areal, für das ähnliche Pluspunkte wie für den Kleinen Grasbrook ins Feld geführt werden können, ist zum Beispiel die Peute. Von der Fläche ähnlich, ebenfalls, wenn man es denn unbedingt möchte, mit viel Wasser versehen, liegt das Gebiet nur ganz leicht abseits und ermöglicht mit ein wenig Fantasie auch den Sprung über die Elbe ohne seeschifftiefes Wasser zu beanspruchen. Eine weitere Variante wäre eine Zusammenlegung von IBA-Gelände und Universität. Bei der Zusammenlegung der Mittel würde die Stadt unter Umständen auch noch Geld sparen. Letztendlich lassen sich für jedes anvisierte Gelände Mittel und Wege finden, wenn man es nur will. Hamburg verfügt für einen Stadtstaat über erstaunlich vielseitige Möglichkeiten ungenügend genutzte Flächen für Großprojekte nutzbar zu machen.
Zurück zur Frage die da lautet: Kann Hamburg es sich leisten seinen Hafen derart zu stiefmütterlich zu behandeln? Kann Hamburg es sich leisten auf all die positiven Wirkungen zu verzichten, die durch die Vielfältigkeit des Hafens auf die Stadt wirken? Der Hafen hat Hamburg groß und reich gemacht und ist in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Natürlich muss der Hafen sich entwickeln. Vorwürfe von ungenügender und verschwenderischer Flächennutzung sind auch zum Teil berechtigt, doch ausgerechnet am Hansahafen, Steinwerderhafen und O’swaldkai liegen hochfrequentierte Hafenbetriebe, die auf seeschifftiefe Hafenbecken angewiesen sind. Große Schiffe wie die „Atlantic Concert“ mit fast 300 Metern Länge finden entgegen aller Behauptungen regelmäßig ihren Weg an die Kais gegenüber der HafenCity und sind nicht durch Hubbrücken wie die Rethe- oder Kattwykbrücke in ihren Möglichkeiten beschränkt.
Nicht zuletzt gilt dann noch immer das Argument: Nur durch den Kontrast Hafen und HafenCity ergibt sich die Attraktion die von unserem Stadtteil ausgeht. Nur die großen Seeschiffe zeigen, dass man sich in Hamburg und nicht in Köln, Berlin oder Frankfurt befindet.