Einkaufen in der Zukunft
Beim Edeka-Award wurden zeitgemäße Einzelhandelskonzepte im urbanen Kontext prämiert
Wer in der HafenCity lebt, kann die Schwierigkeiten und den Wandel des Einzelhandels täglich miterleben. Ein stetes Kommen und Gehen, Gründen und Sterben findet in rasantem Tempo direkt unter den Augen eines ganzen Stadtteils – und unter den Augen von fertigen und angehenden Fachleuten – statt. Dabei steht die HafenCity mit ihren Schwierigkeiten beileibe nicht alleine da, die Veränderungsprozesse betreffen weltweit den Einzelhandel. Unmittelbar davon betroffene universitäre Disziplinen sind die Stadtplanung und die Architektur – passenderweise die Schwerpunkte an der HafenCity Universität, und sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden haben täglich das Werden und Vergehen in der HafenCity vor Augen. Ob dieser Faktor der Auslöser für die Auslobung dieses Preises war – oder ein mehr informeller –, ist im Zusammenhang nicht mehr wichtig. Im Gegensatz zu der Tatsache, dass die Probleme der HafenCity eigentlich die Probleme des gesamten Einzelhandels sind und dass das Bewusstsein dafür auch schon in den oberen Etagen der großen Einzelhandelskonzerne angekommen ist. Einer dieser großen Konzerne ist EDEKA, selbst in der HafenCity engagiert und involviert. Wie sieht der Einzelhandel in der Zukunft aus, was wollen die Menschen und was müssen die Gesellschaft und die Konzerne leisten, damit in Zukunft nicht mehr nur Lieferdienste und das Internet die Versorgung der Menschen mit Gütern übernehmen? Mit genau dieser Fragestellung – fokussiert auf einige exemplarische Hamburger Brennpunkte – schickten EDEKA und die HCU Studierende der Stadtplanung und Architektur ein Semester lang in den Wettkampf um den EDEKA Award 2015. Dabei ging es um Mobilitätskonzepte, die Umgestaltung bestehender Problemcenter und Urban Hubs – ein Begriff, mit dem der Leser in der Folge noch häufiger zu tun haben wird. Der Erfolg des Einzelhandels hängt nicht zuletzt vom sogenannten Lauf ab, den Wegebeziehungen, die zum Laden führen, und einem gewissen Anteil an potenziellen Konsumenten. Besonders viele potenzielle Konsumenten werden sich in Zukunft an den sogenannten Urban Hubs versammeln, den Kreuzungspunkten zwischen öffentlichem und individuellem Nahverkehr, dort wo man von der U-Bahn auf das Stadtrad oder in den Leihwagen umsteigt. Für den Award sind das zum Beispiel der U-Bahnhof Kellinghusenstraße, dort treffen zwei U-Bahn-Linien und mehrere Buslinien aufeinander, sowie der Bahnhof Sternschanze, wo S- und U-Bahn auf ein lebendiges Viertel mit gut besuchtem Park treffen. Das Konzept von Julia Thielen und Alexander Loss genau für diesen Schanzenhub schaffte es dann auch, sowohl das Publikum und die Jury zu überzeugen als auch die Herausforderungen bei diesen Hubs auf den Punkt zu bringen. Viele kleine Ladenflächen mit einem tagsüber geöffneten Innenlauf zur Überbrückung der langen Laufwege zwischen U-Bahn und Schanzenviertel und ein auch nachts geöffneter Außenlauf, der Passanten und Parkbesucher mit Nützlichem und Praktischem versorgt, überzeugten auch EDEKA-Geschäftsführer Carsten Koch und machten die beiden Gewinner um 1.111 Euro reicher. Interessante Nebenerkenntnis des Wettbewerbs: Die Zukunft gehört den großen oder den kleinen Flächen, die goldene Mitte wird es schwer haben.