Ende einer Epoche

Die Abrißbagger bei der Arbeit
Die Abrißbagger bei der Arbeit
Abriss der Schule Bei der Katharinenkirche

Wer dieser Tage vom Rathaus nach St. Katharinen kommt, stößt auf ein kurioses Panorama. Die Schule Bei der Katharinenkirche, die einst vor der Kirche stand, ist abgerissen. Die Abrissfläche erinnert an die Bilder der Zerstörung rund um St. Katharinen im Zweiten Weltkrieg. Der Blick auf die Kirche mit ihrer sanierten Nordfassade und dem neu gedeckten Dach und Turmhelm zeigt aber: Hier war nicht blinde Zerstörungskraft am Werk. Vielmehr geht das Katharinenviertel in eine neue Phase seiner Geschichte. Nach den Zerstörungen der Stadt im Feuersturm hatten die Bürgerinnen und Bürger viel Kraft dareingesetzt, St. Katharinen erneut aufzubauen. Nördlich der Kirche setzte Baudirektor Paul Seitz 1957 seine erste Schule nach dem Modell des Kreuzbaus.

Direkt neben der Katharinenkirche
Direkt neben der Katharinenkirche
Das Nebeneinander von Schule und Kirche zeugte davon, dass nach den Zerstörungen des Krieges eine Epoche des Friedens und der Bildung Platz greifen sollte. 2004 stand die Schule allerdings vor ihrer Schließung. Zu wenige Kinder wohnten in der Altstadt. Die Zahl der Anmeldungen war zu klein. Engagierte Eltern, Lehrer mit ihrer Schulleitung sowie Nachbarn im Quartier gelang es jedoch, die Schule zu retten. Maßgabe war allerdings der Umzug der Schule in die HafenCity, um hier einen starken sozialen Akzent zu setzen. Der Umzug fand 2009 statt. Seitdem steht das alte Schulgebäude samt Aula und Turnhalle leer und geriet zum Streitapfel zwischen Politik, Bürgern und Investoren: Was soll hier entstehen? Welche Sichtachsen, welche Architektur und welche sozialen Strukturen gehören in die Altstadt neben St. Katharinen?

 

Schutt bleibt übrig
Schutt bleibt übrig
Im Sommer 2011 kam es nach intensiven Debatten unter starker Beteiligung des Oberbaudirektors Jörn Walter zu einer Lösung, welche die Zustimmung der Kirche und Bürger sowie der Politik und Verwaltung und der Investoren von Hochtief erhielt. Jetzt zeugt der Abriss vom Ende einer Epoche. Wo geht es jetzt hin? Der Blick von Norden auf St. Katharinen enthält beides: Wehmut und Skepsis ebenso wie Vorfreude und Optimismus. Wehmut über das zerstörte Schulgebäude. Für manchen Nachbarn und für viele ehemalige Schüler ist der Abriss ihrer Schule schmerzhaft. Da gehört zur zentralen Verantwortung aller Beteiligten, auf Folgendes zu achten: Die Qualität des hier Entstehenden, muss der Zuversicht und Vorfreude entsprechen, die der jetzt freie Blick auf die erneuerte Kirche verspricht. Und dass das neue Quartier mit 60 Prozent Wohn- und 40 Prozent Gewerbeanteil vielfältiges Leben in die Altstadt rund um St. Katharinen bringt und das Zusammenwachsen der Stadt an diesem Ort fördert.