Entschleunigung beim Bau
HafenCity wächst langsam
Manchmal geht es schnell, manchmal geht es langsam, manchmal dauert es ewig. Gemeint ist in beiden Fällen der Zeitraum von der Anhandgabe eines Grundstückes in der HafenCity über die Entscheidung des Architekturwettbewerbes bis hin zu dem dann irgendwann folgenden Baubeginn. In den meisten Fällen haben die Menschen schon längst vergessen, um was es eigentlich geht, wenn der erste Spatenstich erfolgt. Musterbeispiel eines solchen extrem langlebigen Projektes ist das Stadthaushotel an der Shanghaiallee: Irgendwann vor fast fünf Jahren wurde der Architekturwettbewerb entschieden, seitdem ist nichts passiert. Nach den offiziellen Anhandgaberichtlinien Hamburgs könnte das Grundstück deswegen inzwischen eigentlich von der Stadt wieder zurückgefordert und neu vergeben werden, der besondere Charakter des Projektes lässt aber den Geduldsfaden lang sein. Doch irgendwann kommt dann der Tag, an dem tatsächlich jemand den Spaten in die Hand nimmt und der Bau beginnt – doch halt! Wer war das nochmal der da baut? Und was? Es dauert ja immerhin eine ganze Weile, bis aus einem Loch im Boden ein erkennbares Gebäude wird.
Wie bei den Gebrüdern Heinemann, bei deren Erweiterungsbau ob der schwierigen Bodenbedingungen Ewigkeiten an der Gründung gearbeitet wurde und jetzt so langsam zu erkennen ist, wie das endgültige Gebäude einmal aussehen wird. Es scheint ein besonderes Rätsel der HafenCity zu sein, warum Bauen derart lange dauern kann. In der Großen Bergstraße konnte man dieses Jahr beobachten, wie schnell Bauen auch gehen kann. Anfang des Jahres war noch nichts passiert, und schon jetzt ist das neue Gebäude samt zweistöckiger Tiefgarage fast fertig – undenkbar in der HafenCity. Zur Erinnerung und als Gedächtnisstütze deshalb hier von West nach Ost die aktuellen Bauprojekte, die schon im Bau sind oder bei denen der Bau gerade startet: Bei einigen der anstehenden Bauprojekte gibt es nicht viel Neues – der Strandkai ist dabei ein Musterbeispiel für entschleunigtes Bauen. Der Wettbewerb ist entschieden, im Prinzip könnte es losgehen, zumal schon seit Jahren auf den Baubeginn gewartet wird. Tatsächlich wurde mit den Infrastrukturarbeiten begonnen, aktuell ist aber keinerlei Baufortschritt zu beobachten, auf dem Strandkai finden sogar wieder Veranstaltungen statt. Fleißig gearbeitet wird hingegen an der neuen Zentrale von Engel & Völkers auf der anderen Seite von Unilever. Der komplexe Aushub der Baugrube mit seinen massiven Abstützungen macht aber auch die Schwierigkeiten des Bauens am Elbufer deutlich. Auf der anderen Seite des Grasbrookspielplatzes sieht man die anderen Schwierigkeiten beim Bauen in der HafenCity sich wiederholen: Immer dann, wenn ein Baufeld von mehreren Parteien gemeinsam bebaut werden soll, das gleiche Bild: Es dauert und dauert bis die Abstimmungen abgeschlossen sind und tatsächlich gebaut werden kann.
Aber immerhin sind hier frische Bauschilder aufgestellt worden, und es besteht Hoffnung, dass es demnächst losgehen kann. Professionell und zügig geht es jetzt aber mit einem anderen Bauprojekt los, einem Projekt, auf dem die Hoffnungen für eine autarke Belebung der HafenCity ruhen. Das Baufeld 33/34 zwischen Coffeeplaza und Überseequartier soll mit Kino, Theater und Hotel sowie vielen Einzelhandelsflächen ein Stück weit die Aufgabe übernehmen, die eigentlich vom südlichen Überseequartier erfüllt werden sollte: Menschen in die HafenCity abseits von touristischem Schaulaufen ziehen, Menschen die zu Veranstaltungen und ins Kino gehen und Kaufkraft und Leben ins Viertel bringen. Schon an der zügigen Umsetzung sieht man, das sich hier Profis zusammengetan haben, und es steht zu hoffen, dass sich abseits vom Kino auch die Einzelhandelsflächen nach Fertigstellung rasch füllen und das fehlende Glied zwischen Überseequartier und westlicher HafenCity bilden. Ebenfalls nähert sich mit großen Schritten das Ensemble aus Cinnamon und altem Hafenamt der Fertigstellung. Ein kleines Hotel und Gastronomieflächen bilden das letzte Puzzlestück im nördlichen Überseequartier. An der Shanghaiallee wird ebenfalls gleich eine ganze Reihe von Projekten demnächst fertiggestellt:
Neben der Firmenzentrale von Marquard & Bahls und dem Erweiterungsbau der Gebrüder Heinemann wird das YOKO (übrigens eines der wenigen Wohnungsbauprojekte, die dieses und nächstes Jahr für einen Zuwachs der Bevölkerung in der HafenCity sorgen werden) bald fertig sein, und die Wohnungen können bezogen werden. Neben der HafenCity Universität haben die Arbeiten am Intelligent Quarter begonnen mit einem der vielen Hotels im Ensemble, die derzeit überall in der HafenCity aus dem Boden sprießen. Ebenfalls kurz vor der Fertigstellung ist der Lohsepark, dessen südliches Ende gegenüber der HCU schon mit einem neuen Spielplatz und Basketballfeld zum Besuch einlädt. Am östlichen Ende der HafenCity geht es auch voran. Die kleine zusätzliche Halbinsel im Baakenhafen ist schon als solche erkennbar, an den nördlichen Ufern beginnen die Vorbereitungen für einige Projekte, deren Wettbewerb bereits entschieden wurde, darunter ebenfalls ein Hotel. Für die meisten Baustellen gilt aber: Fertigstellung 2017 und später. Nächstes Jahr wird also nicht viel in Sachen Zuwachs oder Eröffnungen passieren. Dafür kommt 2017 vieles auf einmal: Eröffnung Elbphilharmonie, Kinokomplex und alle begonnenen Bauprojekte.