Erben verpflichtet
Die Speicherstadt ist Weltkulturerbe. Und nun?
Es ist geschafft: Dank sorgfältiger Planungen und einer gelungenen Bewerbung hat Hamburg sich seinen Platz auf der Liste der Weltkulturdenkmäler erarbeitet. Mit der Speicherstadt und dem Kontorhausviertel befinden sich zwei von fast 800 Kulturdenkmälern auf der Welt in der Hamburger Innenstadt.
Die Gebäude, die bereits seit 1983 (Kontorhausviertel) und 1991 (Speicherstadt) unter Denkmalschutz stehen, haben im Laufe der Zeit zwar ihre ursprünglichen Nutzungen verloren, ihre Faszination auf die nachfolgenden Generationen ist jedoch gestiegen.
Dank umfangreicher und aufwendiger Sanierungen ist die Substanz des baulichen Erbes gesichert. Die Gebäudeensembles versetzen die Menschen in längst vergangene Zeiten und bieten für Filmaufnahmen begehrte Kulissen. Und was viele Hamburger tagtäglich genießen, das wollen natürlich auch die ausländischen Besucher sehen und erleben. Die Liste der UNESCO mit ihren Kultur- und Landschaftsdenkmälern dient vielen amerikanischen und japanischen Reisebüros als Grundlage für Pauschalreisen ins alte Europa, vorzugsweise mittels großer Reisebusse zu erreichen. Es ist davon auszugehen, dass die internationale Würdigung der besonderen Bebauung, die vergangene Generationen ihren Nachfolgern überlassen haben, nicht das krönende Ende, sondern der Anfang einer ganz neuen Entwicklung sein wird.
Büros nationaler und internationaler Unternehmen, Werbeagenturen und Showrooms befinden sich heutzutage in den Stätten, die – wie die Welterbe-Kommission ihre Entscheidung begründete – auf „einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert symbolisieren“ und Grundlage sind für das wirtschaftliche Wachstum des 21. Jahrhunderts. Diese Gebäude, die folgerichtig verschlossene Eingangstüren haben, bleiben damit den Gästen von Nah und Fern – nicht nur aus Sicherheitsgründen – verschlossen.
Davon profitieren die vielfältigen Museen und Kultureinrichtungen der Speicherstadt, die schon lange vor Hamburgs Bewerbung um den begehrten Titel, die Authentizität des Standortes auch im Inneren der Gebäude sicherten und mit publikumswirksamen Nutzungen Besucher in die eindrucksvollen Speicherböden locken.
Grund genug für Miniatur Wunderland, Hamburg Dungeon, Speicherstadtmuseum, Gewürzmuseum Spicy’s, Deutsches Zollmuseum, Dialog im Dunkeln und HafenCity Info-Center Kesselhaus gemeinsam auf den Standort aufmerksam zu machen. Mit den Nachbarn des Internationalen Maritimen Museums, des Automuseums Prototyp und der Cap San Diego haben sich die Kultureinrichtungen zur IG KulturQuartier Speicherstadt und HafenCity zusammengeschlossen. Sie bilden nun auch sichtbar mit gemeinsamem Logo ein in Hamburg einzigartiges Kulturcluster.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kulturbehörde bei der Einrichtung eines Informationszentrums auf die Erfahrung der kenntnisreichen Akteure zurückgreift, die das Gebiet noch aus der Zeit kennen, als das heutige Weltkulturerbe noch hinter dem Zaun des Freihafens gestanden hat. Schließlich geht es darum, die Authentizität der Speicherstadt auch weiterhin erlebbar zu machen. CF