Expression und Sezession

Die maghrebinische Pythia - ein Werk von Rudolf Bunk
Die maghrebinische Pythia – ein Werk von Rudolf Bunk

Rudolf G. Bunk in der Galerie Hafenliebe

Es gibt Biografien, die lesen sich wie Romane, sprengen die Fantasie dessen, der heute in den wohlgeordneten Verhältnissen des Nachkriegsdeutschlands aufgewachsen ist. Wenn es dabei um Künstler geht, spiegelt sich meist die Lebenserfahrung der Menschen in den Werken wider, sei es in der Literatur, Musik oder in der Malerei. Das Team der Galerie Hafenliebe um Iris Neitmann und Bernd Lahmann am Dalmannkai scheint ein Händchen dafür entwickelt zu haben, Künstler mit solch einem Tiefgang für ihre Ausstellungen zu entdecken. Nach A. C. Reck ist es jetzt Rudolf G. Bunk, dessen Werke nicht nur mit ihrer Präsenz, sondern auch mit dem Leben des schon seit über 30 Jahren verstorbenen Künstlers Raum und Wahrnehmung füllen. Als einer der Künstler der zweiten Generation der Expressionisten arbeitete er mit Max Beckmann zusammen und fiel, wie so viele seiner Generation, unter den Bann der Nazis, seine Werke bekamen das Label „Entartete Kunst“. Damit beginnt für Bunk eine Odyssee: Versuche der Emigration in die Schweiz und nach Schweden scheitern. 1939 gelangt Bunk über den Umweg Österreich an die dalmatinische Adriaküste und gerät dort in die Wirren des Zweiten Weltkriegs, schließt sich schließlich den Partisanen Titos an, wird bei ihnen als einziger Ausländer in die Kultursektion als Agitprop-Künstler aufgenommen, muss dann zusammen mit 30.000 jugoslawische Flüchtlingen nach Ägypten fliehen. Am Ende des Krieges kehrt er nach Split zurück und arbeitet dort als freier Künstler und als Bühnenbildner am städtischen Theater. 1958 zwingen ihn die politischen Entwicklungen zur Rückkehr nach Deutschland und er siedelt sich in Hamburg an, reist aber später immer wieder nach Split. In der Vielfalt seiner Werke spiegelt sich diese Lebensgeschichte wider – Hafenszenen aus Dalmatien, Schweden oder auch Hamburg, Landschaften, Menschen die seinen Weg kreuzten und immer wieder auch er selbst. Auch der Laie kann die gemeinsamen Wurzeln des Expressionisten Rudolf Bunk mit seinem Zeitgenossen Beckmann erkennen.  Ein Ereignis in der Galerie Hafenliebe und der Ausstellung im Museum würdig, und noch bis zum 17. Januar unbedingt einen Besuch wert.

 

Galerie Hafenliebe

Am Dalmannkai 4

20457 Hamburg

Öffnungszeiten unter

www.galerie-hafenliebe.de