Feuriger Flamenco am Kai
Rafael Cortés im Kultursalon
Eben spielte er noch vor tausenden Zuschauer in großen Theatern und Arenen, nun vor rund siebzig Gästen in der HafenCity – eine große Umstellung für Rafael Cortéz. Auf verbale Interaktion mit dem Publikum verzichtet er weitgehend – obwohl er perfekt deutsch spricht und seit langem schon in Deutschland wohnt – doch es ist auch diesmal nicht notwendig. Seine Musik spricht für sich, jazziger Flamenco, der perfekt zu einem windigen Frühsommerabend in der HafenCity passt. Feurig, mitreißend – die Reaktion im Publikum praktisch unmittelbar sichtbar. Flamenco reißt mit, und wer je Spanier abseits touristischer Vorstellungen Flamenco hat tanzen gesehen, wird die Leidenschaft so schnell nicht vergessen. Cortés hat eine ähnliche Wirkung auf die Anwesenden – besonderen diejenigen weiblichen Geschlechtes.
Wenn im Carls nicht Bestuhlung und anständiges Betragen selbstverständliche wären, hier würde es die meisten nicht auf den Stühlen halten. Auf den Stühlen wird stattdessen Sitzflamenco praktiziert. Cortés spielte auch schon auf dem letztjährigem Elbjazzfestival und begeisterte auch dort. Irgendwann zwischendurch bricht er dann doch sein Schweigen und erklärt seinem Publikum warum er sich erst wieder an so eine intime Situation wie die im Salon Privé des Carls gewöhnen müsse. Cortés ist ein Ausnahmetalent, der mit drei Jahren von seinem Großvater das erste Instrument geschenkt bekam und dessen Lehrer seinen Unterricht mit 14 beendete – weil er ihm nichts mehr beibringen konnte.
Mit seinem eigenen Sohn – in Essen aufgewachsen – hat er es genauso gehalten, und so ist eine Dynastie von Flamenco-Gitarristen im aufwachsen und gelegentlich sollen Vater und Sohn schon gemeinsam auftreten. Wie bei seinen Konzerten üblich endet der Abend am Wasser mit Standing Ovations und er, der sonst Hallen füllt, findet die intime Situation dann doch dem Flamenco angemessen und bleibt – um das Essen des Carls zu genießen und ein wenig mit den Fans zu schwatzen. Das nächste Konzert im Carls mit der temperamentvollen Ex-Hamburgerin Etta Scollo ist leider schon ausverkauft – Pech für diejenigen die sich erst jetzt für den Kultursalon anmelden wollten.
Dann geht das Carls in die Sommerpause und widmet sich zusammen mit der Kooperation Quartierskultur der Ausrichtung einer Veranstaltungsreihe im Rahmen des Sommers in der HafenCity: An drei Sonntagen findet auf dem Platz vor dem Carls ein Straßenmusikfest mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten statt. Nach der Sommerpause geht es gleich mit einem Highlight weiter: Trotz aktuellem großen Erfolges kommt Anna Depenbusch zum dritten Mal ins Carls – Sie mag einfach die Atmosphäre am Wasser und das nette Publikum im Carls.
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