Flutschutztore haben ihren Sinn im Schließen
Wenn das Wasser kommt
Die letzte richtige Sturmflut ist schon eine Weile her. Im November 2007 – also vor mehr als sechs Jahren – zeigte die Elbe das letzte Mal, das mit ihr nicht zu spaßen ist. Die Promenaden der HafenCity standen fast anderthalb Meter unter Wasser, etliche Baugruben verwandelten sich in große Teiche. Seitdem hat es selten eine Sturmflut geschafft, auch nur ein wenig auf die Fußwege zu schwappen – das macht nachlässig. Es ist ja auch lästig, die großen Flutschutztore zu schließen und wenige Stunden später wieder zu öffnen, ohne dass jemals das Wasser auch nur ansatzweise die Tore erreicht. An der Dalmannkaipromenade sorgt bei den meisten Einrichtungen ein Dienstleister für das rechtzeitige Schließen und spätere Wiederöffnen – zuverlässig, aber mit Kosten verbunden. Wie schnell auch nur wenige Zentimeter Wasser für Ungemach sorgen können, stellten die Betreiber des kurz vor der Eröffnung stehenden Shops 53° an der Promenade fest. Hier hat die Eigentümergemeinschaft nicht den von der anderen in der Warftgemeinschaft beauftragten Dienst eingesetzt – mit fatalen Folgen für die Betreiber des kleinen Ladens. In der Hoffnung auf ein niedrigeres Hochwasser hatte man hier auf ein Schließen der Tore verzichtet, als am 31. Januar die erste richtige Sturmflut seit Langem angekündigt wurde. Als dann gegen morgen die Elbe mit scheinbar harmlosen 30 Zentimetern an den Fenstern und Türen stand, zeigte sich die Nachlässigkeit in einem überschwemmten Laden und nicht unerheblichen Folgekosten für die Renovierung. Und es hätte schlimmer kommen können: Einige der Ladenlokale an der Promenade haben Verbindungen zu den dahinter und darunter liegenden Tiefgaragen, hier hätte eine solche Nachlässigkeit für einen noch viel größeren Schaden führen können. Denn: Auch nur 20 Zentimeter Wasserstand oberhalb der Promenaden, verbunden mit Treibgut, können zu einer vollständigen Überflutung der tiefer gelegenen Ebenen der Häuser führen und den Rahmen jeder Haftpflichtversicherung sprengen. Mit Hochwasser ist nicht zu spaßen, und jeder „Fehlalarm“, der nicht gleich das Wasser an den Toren kommen lässt, sollte als willkommene Generalprobe und Überprüfung der Funktionsfähigkeit gesehen werden.
Auch 2007 hatten einige Deichschutzmannschaften Probleme, die lange nicht genutzten Toren zu schließen. Und wer denkt, die damalige Fluthöhe sei schon die maximale, mit der die HafenCity rechnen müsse, sei gewarnt: Die damalige Wetterlage war weit von den Bedingungen entfernt, die 1962 zur großen Flutkatastrophe führte. Die gleichen Windbedingungen wie damals und die erheblich geänderten Stromprofile würden heute zu einer ungleich höheren Sturmflut führen, die das Wasser bis an die Deich- und Flutschutzkapazitäten steigen lassen würde. Wohl dem, der sich dann in der HafenCity auf die Funktion der Flutschutztore und die Wachsamkeit der Flutschutzbeauftragten verlassen kann. Wenn also das nächste Mal drei Böllerschüsse vom Baumwall zu hören sind, und es ist nicht Silvester: Schotten dicht! Neben den eher antiquierten Böllerschüssen, die im Lärm der Großstadt schnell untergehen, gibt es aber auch moderne Mittel, sich rechtzeitig über Ungemach informieren zu lassen: Mit KATWARN verfügt die Stadt Hamburg über eine moderne Meldekette, bei der sich der Bürger per SMS und E-Mail rechtzeitig über bestehende Gefahren warnen lassen kann. Unter der Servicenummer 0163-755 88 42 einfach nach folgendem Muster per SMS anmelden: „KATWARN 20457 hans.mustermann@mail.de“.