Fremdgegangen

Titel der Juni-Ausgabe
Titel der Juni-Ausgabe – Ein besonderer Dank geht an den Schützen des Titelfotos Horst D. Tillmann

Manchmal muss man auch ein paar Worte in eigener Sache verlieren, vor allem wenn man eine Zeitung macht, die für ein Gebiet gemacht wird, das soviel öffentliches Interesse auslöst wie die HafenCity. Ein sich immer wieder am Telefon wiederholendes Gespräch wenn Journalisten und andere Anrufer bei der HafenCity Zeitung anrufen: Können wir uns nicht bei Ihnen in der Redaktion treffen? Meistens befinde ich mich zu diesem Zeitpunkt irgendwo, nur nicht in der Nähe von etwas, was nur annähernd als solches zu bezeichnen wäre. Das ist nämlich das Besondere an der HafenCity Zeitung: Unsere Redaktion ist virtuell, so etwas wie ein Redaktionsbüro gibt es eigentlich nicht. Meist trifft man sich dann irgendwo, in besonderen Fällen auch in den Räumen von Elbe & Flut, wo die Zeitung produziert wird und wo sich unsere freundliche und sympathische Cindy und Isabell um unsere Kunden kümmern. Doch die Redaktion? Die sitzt ganz woanders, was sich auch daraus erklärt, das fast alle Redakteure eigentlich auch gar keine Journalisten sind. Mein Arbeitsplatz zum Beispiel befindet sich tagsüber meist in einem Büro eines freundlichen französischen Konzerns in der Süderstrasse, wo toleriert wird, dass ich nicht nur für Kunden dafür sorge, das deren Daten mit denen von hunderten Partnern zusammenpassen und am Zielort auch ankommen, sondern auch von Zeit zu Zeit mal Ausflüge in die HafenCity unternehme, um dort eine aufstrebende Stadtteilzeitung am Laufen zu halten. Ähnlich geht es den meisten Mitstreitern in der Redaktion deren reguläre Arbeitsplätze sich in Versicherungen, Reedereien und sonstwo befinden, teilweise weit weg von der HafenCity. Einen tut uns alle eines: Wir alle wohnen und leben in der HafenCity, wollen den Stadtteil voranbringen, wissen was los ist. Bei den Anrufer wird die Verblüffung noch größer, wenn sie dann noch erfahren, wie die Redaktion entlohnt wird: Wir arbeiten alle quasi ehrenamtlich, die Zeitung wirft als Erlösmodell im Moment eben nur die Kosten für die Produktion und das Backoffice ab. Print ist schwierig, das wissen wir inzwischen aus eigener Erfahrung, alle Zeitungen erleben das genauso. Für uns steht das Geldverdienen auch nicht im Vordergrund und so können wir in Ruhe mit dem Stadtteil mitwachsen. Unsere besonderes Modell erklärt aber hoffentlich auch allen vergeblich tagsüber anrufenden Menschen was wir in diesem Moment gerade machen, nämlich was ganz anderes: Wir gehen fremd.