Fuß Weg!
Die Verkehrssituation an der Elbphilharmonie gefährdet Verkehrsteilnehmer und nervt die Anwohner
Nicht das Konzerthaus ist das Problem. Fehlende Schranken, Hinweisschilder im dezenten Grau, die als solche leicht und gern übersehen werden, und insbesondere die vielfachen Verletzungen von Vorschriften der Straßenverkehrsordnung durch Taxi- und Busfahrer sowie durch private Kraftfahrzeuge sind der Grund für die seit der Eröffnung des Konzertbetriebs entstandene Verärgerung und das Unverständnis vieler Bewohner der Straße Am Kaiserkai.
Zur Erinnerung: Eine Arbeitsgruppe aus Anwohnern und Mitgliedern des Netzwerkes HafenCity führte vor der Eröffnung der Elbphilharmonie Gespräche mit Vertretern des Amtes für Verkehr und Straßenwesen bei der zuständigen Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Vereinbart wurde für die Zeit nach der Eröffnung von Hotel und Plaza im November eine gemeinsame Evaluierung der umgesetzten Maßnahmen.
Die zeitweilige Umwandlung des Kaiserkais in eine Einbahnstraße mittels Durchfahrtverbote jeweils eine Stunde vor und nach den Konzerten sollte sicherstellen, dass die An- und Abfahrt von Taxis und Individualverkehr über die Brücke erfolgt. Für Reisebusse wurden Aus- und Einstiegsflächen am Sandtorkai vorgesehen. Ein verstärkter Einsatz des Parkraummanagements sollte übermäßigem Parksuchverkehr und Falschparkern entgegenwirken. Eine temporäre Sperre durch Schranken der Straße am Platz der Deutschen Einheit dagegen wurde abgelehnt. Dagegen sprächen Sicherheitsbedenken seitens der Feuerwehr.
Mal vorweggenommen: Die vereinbarte Evaluation fand bisher nicht statt. In zeitnahen Briefen informierten Mitglieder der Arbeitsgruppe die zuständige Behörde über die Missstände. Ein Gespräch Mitte Februar brachte noch keine Lösungen. Die Notwendigkeit zu handeln sei zwar erkannt worden, mit Ergebnissen sei aber frühestens bei einem weiteren Gespräch Mitte März zu rechnen.
Währenddessen häufen sich die gefährlichen und skurrilen Situationen insbesondere bei den Hauptveranstaltungstagen an der Elbphilharmonie.
Ein Reisebus, der in der Nacht mit laufendem Motor im Kaiserkai auf seine Fahrgäste wartet, zwei Busfahrer, die verzweifelt und erfolglos versuchen, in der Straße zu wenden, Taxifahrer, die auf Höhe der Durchfahrtverbotsschilder Gas geben, und hupende Autofahrer, die sich so im Duell mit anderen ihr Anrecht auf einen freien Parkplatz verschaffen wollen. Fast könnte man über so viel Unvernunft lachen, wenn es dabei nicht auch zu gefährdenden Situationen kommen würde.
Der Weg über die Brücke und die Überquerung der Straße an der Kehre werden dabei zum Glücksspiel. Wie zum Beispiel bei einem Bewohner des Kaiserkais, der auf dem Heimweg in einer unübersichtlichen Situation mit seinem Fahrrad über eine plötzlich geöffnete Taxitür stürzte. Oder die ältere Dame, die mit ihrem Rollator an parkenden und anfahrenden Autos vorbei versucht, die Straße zu überqueren. Dabei sind nicht immer die „anderen“ schuld. Nachdem die herbeigerufene Polizei die Straße mit Hütchen sperrte, wählte ein Autofahrer die Überfahrt über den Fußweg. Darauf angesprochen, reagierte dieser uneinsichtig, fuhr an und dabei einem anderen über den Fuß. Die vom Geschädigten erstattete Strafanzeige geht an einen Nachbar aus der HafenCity!
Der Polizei ist die Problematik bekannt. „Soweit es die Einsatzlage zulässt, sind wir vor Ort“, bestätigt eine Beamtin. Oft wird die Polizei auch von Anwohnern gerufen und reagiert dann sehr schnell und verständnisvoll. Ein Peterwagen, der die fehlenden Schranken ersetzen muss, indem er sich quer über die Fahrbahn stellt, gehört zum Straßenbild genauso wie Polizisten, die Autofahrer ermahnen, während weitere Kraftfahrzeuge an ihnen vorbeifahren und das Durchfahrtsverbot missachten.
Die Forderungen, die die Arbeitsgruppe, zu der auch Mitglieder des Freundeskreises Elbphilharmonie gehören, stellt, sind dabei sehr lösungsorientiert. Die Ergänzung eines Durchfahrtsverbotes für Busse auf den vorhandenen Schildern und eine stärkere Beleuchtung, die die Hinweisschilder sichtbarer werden lässt, sowie die Sanktionierung von Verkehrsteilnehmern, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, sind aus ihrer Sicht erforderlich. Hauptforderung bleibt aber die Anbringung von Halbschranken. CF