G20 – Eine Meinung

Das "Beast" verlässt die HafenCity
Das „Beast“ verlässt die HafenCity

Drei Tage G20-Gipfel, Drei Tage, die polarisiert und sowohl das Gute als auch das Schlechte im Menschen gezeigt haben

War es wirklich eine so abwegige Idee den G20-Gipfel in Hamburg ausrichten zu wollen? Folgt man der Argumentation der Opposition und den Gegnern der Veranstaltung – und lässt die Gewalt der drei Tage Revue passieren – scheint es so zu sein. Doch ganz so einfach ist die Bilanz der aufregenden Tage nicht zu ziehen. „Scholz hat Hamburg in der Welt blamiert“ so der Tenor der moderaten Gegner – „Der Polizeistaat hat seine böse Fratze gezeigt“ der eher dem linken Spektrum zugeneigten Seite. Es wird laut und heftig argumentiert, und einige der Argumente lassen die bürgerliche Mitte – die Mehrheit der Hamburger – komplett ratlos zurück. Die Organisatoren der „Welcome to Hell“-Demo brüsten sich damit, dass sie mit den militanten Operationen ihre Ziele erreicht hätten, der Anwalt der Roten Flora, Andreas Beuth, sympathisiert mit Brandstiftung – „aber bitte nicht im eigenen Viertel“. Und natürlich hat die andere Seite angefangen.

Wasserwerfer am Kaiserkai
Wasserwerfer am Kaiserkai

Ja, was denn nun fragt sich der Beobachter, auf der einen Seite ist die Polizei der Böse, weil sie sich bemüht hat, den auch nachträglich geäußerten Zerstörungswillen frühzeitig zu stören, auf der anderen Seite glauben die militanten Gegner des Establishments ihre Ziele erreicht zu haben weil sie Läden geplündert und Autos angezündet haben? Klingt eigentlich mehr danach, als wenn der eigentliche Verlierer dieser Tage nicht Olaf Scholz und Hamburg sind, sondern die militante Linke, die dem Rest der Welt verdeutlicht hat, wie ewiggestrig ihre Vorstellungen sind, das sie beileibe nicht die Interessen des kleinen Mannes vertreten und im Übrigen nur dafür gesorgt haben, dass die, die sich als echte Hamburger Bürger fühlen, näher zusammengerückt sind und einem einmal mehr die Vorzüge von Demokratie, Recht und Ordnung vor Augen geführt wurden – und das Hamburg ein weitest gehendes vorbildliches Gemeinwesen ist, das bisher in der Lage war eine auch extrem andersdenkende Minderheit in ihrer Mitte zu tolerieren, als Teil einer urbanen Vielfältigkeit, eine Toleranz die jetzt schnöde missbraucht wurde. Und um die anfängliche Frage zu beantworten ob ein Gipfel dieser Art inmitten einer Stadt mit der Jahrhundertealten Tradition von Bürgerlichkeit und Demokratie machbar ist: Ja natürlich, jetzt erst Recht, warum sollten die Aktionen einer militanten extremen Minderheit dafür sorgen, sich deren Willen unterzuordnen?

Gullydeckel zulöten
Gullydeckel zulöten

Und ja, es war für die ganze Stadt eine Herausforderung und eine Anstrengung und auch in der HafenCity – während des Gipfels hervorragend abgeschirmt – waren die fanden sich die meisten Bewohner mit den Einschränkungen schnell ab. Ob nun Horden von Touristen das Viertel bevölkern, oder man tatsächlich in den Pausen zwischen den Hubschraubereinsätzen mal völlig ungewohnt auf der Straße Vögel zwitschern hören konnte, dem anfänglichen Befremden ob der ungewohnten Situation, wich schnell das eines Gefühls von Sicherheit. Man fühlte sich in Anbetracht der Bilder aus anderen Stadtteilen fast schon ein wenig schuldig, denn ob der komfortablen Situation der Fleete und Brücken war es für die Polizei auch nach der Abendveranstaltung relativ einfach, die HafenCity und Speicherstadt vor Übergriffen zu schützen.