HafenCity Identity

Die Seele der HafenCity – eine Reise durch die Geschichte bis heute

KOLUMNE

Jörg Munzinger schreibt in seiner Kolumne „#urbnhafencity“ über seine Eindrücke und Beobachtungen in der HafenCity. Seine Leidenschaft sind Immobilien, Architektur und Städtebau. Er wohnt in der HafenCity.

BU: Lokale Identität – Drehbrücke (J. Munzinger)
BU: Lokale Identität – Drehbrücke (J. Munzinger)

„Und Lena stand auf der geländerlosen Drehbrücke und sah über das leere und dunkle Hafenbecken der Segelschiffe, deren Masten hier ihre schwankenden Bewegungen in den Himmel geschrieben hatten, mit deren Kielen Geschichten und Schicksale gereist waren, die ihre Zeit gehabt hatten und gestorben waren.“ Hier beschreibt uns Siegfried Lenz in dem Hafenklassiker „Der Mann im Strom“ eine Stimmung zwischen SPIEGEL-Gebäude und Lohsepark in den 1950er Jahren. Die HafenCity ist keine anonyme Industriebrache, die sich zu einem neuen Stadtteil entwickelt, sondern ein geschichtsträchtiger Ort. Die Spuren der Geschichte sind an vielen Stellen wahrnehmbar und könnten uns die Atmosphäre vergangener Zeiten vermitteln. Noch stehen die Neubauten im Mittelpunkt der Themen um die HafenCity. Aber sehnen sich Besucher und Bewohner nicht auch nach der Identität des Ortes? Wie wäre es, wenn uns Flyer, Apps und Hinweistafeln, Bilder, Geräusche und Filme die Vergangenheit und das Leben des damaligen Hafens näherbringen würden? Sind es nicht die Ereignisse von früher, die einer Stadt, einem Quartier und einem Gebäude Identität verleihen? Der Hafen hat in unzähligen literarischen und künstlerischen Werken Erwähnung gefunden.

Ein Rundgang mit „Tiefgang“ könnte uns die moderne HafenCity in historischem Kontext zeigen, ohne dass dazu ein Museum besucht werden müsste. Sozusagen im Vorbeigehen würde das Interesse geweckt, innezuhalten und sich ehemalige Zustände in Erinnerung zu rufen sowie diese auf die neuen Nutzungen zu reflektieren. Auch heute findet man nicht nur Büros und Dienstleistungen in der Speicherstadt und der angrenzenden HafenCity. Wo sind die Orte, an denen noch Handel betrieben wird? Welche Ideen und Menschen stecken dahinter?

Ist es nicht dieses Wissen über einen Ort, welches ihm Identität gibt? Wie steht es mit der Identität der HafenCity? Sie ist nicht nur größtes innerstädtisches Entwicklungsareal und Baustelle, sie ist ein Basar, auf dem sich Tradition und Historie mit heutiger Kreativität und Kultstatus paart.

Vielleicht gibt es einmal am Fleetschlösschen in der Speicherstadt eine Hinweistafel mit einem Smartphone-Link. Zu sehen ist ein Ausschnitt aus der Edgar-Wallace-Verfilmung „Die toten Augen von London“. Das Fleetschlösschen wurde hier zur Filmkulisse eines Krimis mit Schauplatz in London an der Themse. Identität und Geschichte kann einen Ort auf vielfältige Weise prägen.