Hamburg Wahl 2011: Michael Osterburg und Jutta Kodrzynski
Dr, Michael Osterburg (43 Jahre alt) ist eigentlich Wirtschaftsingenieur mit eigener Datenschutzfirma. Im letzten Jahr zog er mit seiner Familie – nachdem er lange eine bezahlbare und schöne Wohnung suchte- von Öjendorf nach Hamm. Er findet, dass Hamm ein sehr spannender Stadtteil ist. Nach seinem Umzug lebt Michael Osterburg im „Wahlkreis 1“. Und hier ist er Wahlkreiskandidat der GAL/ Die Grünen für die Bürgerschaft. Michael Osterburg ist Fraktionsvorsitzender der GAL in der Bezirksversammlung Hamburg Mitte. Neben seinem kommunalpolitischen Engagement, leitet er auch das Büro des Bundestagesabgeord-neten Manuel Sarrazin und ist weiterhin in seiner Firma im Bereich Akquise tätig. Der „Vor-Ort-Worker „ bezeichnet sich als „Pragmatiker“ . Er erstaunt mit hervorragenden Orts- und Problemkenntnisse über die HafenCity.
HCZ: Dr. Osterburg, Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich Stadtplanung, Verkehr, Soziales und Umwelt. U.a. setzen Sie sich für eine Citymaut ein. Wie sieht Ihre Idee genau aus?
MO: Die Citymaut (Erhebung von Gebühren für die Nutzung innerstädtischer Verkehrsinfrastruktur) ist nur ein Teil unseres Konzeptes für Hamburg. Wir setzen auf den öffentlichen Nahverkehr und befürworten eine Verlängerung der U 4 über die HafenCity hinaus bis Wilhelmsburg. Wir halten weiterhin an den Bau der Stadtbahn fest. Und nicht zu vergessen, für uns ist der Fahrradverkehr ein wesentlicher Bestandteil im Gesamtkonzept. Wir wollen das Konzept „Stadtrad“ ausbauen. Auch Rothenburgsort und Hamm, um nur zwei weitere Stadtteile zu nennen, sollen in dieses Programm aufgenommen werden. Die Idee des „car2go“ ist gut. Bereits im letzten Jahr hat Senatorin Anja Hajduk (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt/ BSU) die Parkraumbewirtschaftung wieder thematisiert. Alles Themen, die eine Verbesserung der Verkehrssituation bewirken. Wir sind als Grüne nicht gegen Autoverkehr. Für die Bürger, die nicht vom Auto Gebrauch machen wollen, soll es aber Alternativen geben. Und es hat viele Vorteile. Privatautos sind für viele eine zu hohe finanzielle Belastung. Die Kontrolle und angemessene Preisgestaltung von Parkplätzen in der Innenstadt bringt ca. 17 Mio. EUR an Einnahmen. Die Citymaut entlastet Bewohner und Kaufleute in der Innenstadt und beschleunigt den Wirtschaftsverkehr. In Verbindung mit einem Lieferdienst der Geschäftsleute hätte es sicher auch eine hohe Akzeptanz.
HCZ: Und die fehlende Verkehrsplanung für die Elbphilharmonie?
MO: Darauf haben wir die CDU immer wieder hingewiesen. Es müssen Lösungen gefunden werden. Der Weg von der U-Bahn Station Baumwall zur Elbphilharmonie ist in Abendgarderobe nicht wirklich attraktiv…
HCZ: Sie sprechen sich für mehr Klimaschutz und für eine höhere Wohnqualität aus. Die hohen Standards im Hamburger Wohnungsbau gelten als Preistreiber. Wie wollen Sie bezahlbaren Wohnungsbau in Hamburg sicherstellen?
MO: Hohe Standards und bezahlbares Wohnen sind kein Widerspruch. Der Vorteil hoher Standards liegt in den niedrigeren Mietnebenkosten. Zugegeben: Maßnahmen zur Senkung der Lärmbelastung machen Wohnungsbau teuer. Her liegt aus meiner Sicht ein Geburtsfehler der HafenCity. Es wurde zu sehr auf das Auto gesetzt.
In Hamburg Mitte gibt es wenige freie Flächen für den Wohnungsbau. Wir setzen auf die Umwidmung von Gewerbeflächen, die bereits seit Jahren ungenutzt sind. Hier sollen Wohnungen gebaut werden. In Hamm-Süd ist es gelungen ungenutzte Gewerbeflächen für den Wohnungsbau zu nutzen. Eine Änderung des Baugesetzbuches ist aus unserer Sicht erforderlich. Darüber könnte der Wohnungsbau in Gewerbegebieten schneller ermöglicht werden. Gewerbetreibende könnten dann sicher sein, dass ihre Betriebe im Bestand trotzdem sicher wären. Und wir müssen das Thema des Büroleerstandes neu diskutieren. Nehmen Sie mal das Überseequartier. Warum nicht geplanten Büroneubau in Wohnungsneubau umwandeln? In der Zwischenzeit finden selbst Investoren solche Ideen gut.
Zum Wohnen gehört aber auch das Wohnumfeld. Sozialeinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Sport gehören für uns dazu.
HCZ: Dr. Osterburg, wie wollen Sie notwendige Einsparungen im Hamburger Haushalt vornehmen?
MO: Es gibt noch Ideen aus den Sparbeschlüssen des derzeitigen Senats. Über die Parkraumbewirtschaftung lassen sich Mehreinnahmen erzielen. Und ich würde Doppelstrukturen in der Hamburger Verwaltung (Bezirk und Fachbehörden) auflösen. Und wir sollten das Thema Nordstaat erneut überdenken.
Jutta Kodrzynski (geb. 1948) ist Sozialökonomin und technische Angestellte bei der Hamburger Stadtreinigung. Derzeit ist sie in der passiven Phase der Altersteilzeit. Die stellvertretende Vorsitzende in der Bezirksversammlung Hamburg Mitte wohnt in der Neustadt und kandidiert im Wahlkreis I als Abgeordnete der GAL für die Bezirksversammlung Hamburg Mitte. Seit 2001 ist sie Mitglied der Bezirksversammlung. In dieser Zeit trug sie dazu bei, „unpopuläre“ Themen – (wie z.B. Ausbau von Radwegen) zu besetzen und diesen ein Gewicht zu geben.
HCZ: Frau Kodrzynski, Teile der HafenCity liegen bereits in der Zuständigkeit des Bezirksamts. Die Probleme des Stadtteiles wie z.B. die fehlende Verkehrsplanung – kennt keine Bezirksgrenzen. Was können Sie als Bezirksabgeordnete trotzdem tun?
JK: Wir mischen uns ein! Z.B. haben wir in einem Antrag zur Schulwegsicherung für die Katharinenschule in der HafenCity die Polizei aufgefordert die Zugangsstraßen zu sichern. Wir setzen uns für den Bau und Ausbau von Fahrradwegen ein. In diesem Punkt besteht in der HafenCity wirklich ein hohes Gefahrenpotenzial. Aufgrund des Denkmalschutzes in der Speicherstadt sind hier Fahrradwege nicht machbar, man sollte aber überlegen, ob bei den nächsten Baumaßnahmen ein Fahrradweg entlang des Zollkanals nicht machbar ist. Wir wollen eine lebendige Innenstadt haben. In der Zwischenzeit ist es uns auch gelungen, das Thema Denkmalschutz zu etablieren. Bei allen Entscheidungen wird auch dieses Kriterium bedacht, dadurch wollen wir die Nachhaltigkeit steigern.
HCZ: Neben St. Pauli ist die HafenCity ein touristisches Gebiet. Die durchgehende Sonntagsöffnung wäre eine gute Förderungsmaßnahme für die Geschäftsleute im neuen Stadtteil. Würden Sie dieses befürworten?
JK: Derzeit kann für 4 Sonntage im Jahr ein Antrag gestellt werden. Weitere verkaufsoffene Sonntage bringen aus unserer Sicht kein Mehrwert für die Händler.