Handtasche zum Glück
Buchtipp: Antoine Laurain: „Liebe mit zwei Unbekannten“
„Ich mag es, im Zug zu schlafen.
Ich mag Landschaftsbilder ohne Menschen.
Ich mag den Geruch von Weihrauch in Kirchen.
Ich mag Samt und Pannesamt.
Ich mag es, in einem Garten zu Mittag zu essen.
Ich mag Erik Satie. EINE GESAMTAUFNAHME VON SATIE KAUFEN.“
Als die Pariserin Laure nachts nach Hause kommt und die Haustür aufschließen will, wird sie überfallen. Der Dieb stößt sie gegen die schmiedeeiserne Tür und entkommt mit ihrer Handtasche. Laure ist verzweifelt und hat Glück, dass der Nachtportier aus dem gegenüberliegenden Hotel Mitleid mit ihr hat und sie im Hotel schlafen lässt. Dort wacht sie nicht mehr auf; durch den unsanften Zusammenstoß von Kopf und Tür fällt sie ins Koma.
Laurent ist Buchhändler in Paris. Auf dem Weg zur Arbeit findet er eine lilafarbene Handtasche, die jemand achtlos weggeworfen hat. Er geht aufs Polizeirevier, doch die Polizisten bitten ihn, mit der Tasche ein anderes Mal wiederzukommen. Am Abend beschließt er, die Tasche zu öffnen.
„Dann setzte er sich im Schneidersitz auf den Holzboden, stellte sein Glas ab und nahm vorsichtig die Tasche vom Sofa. Sie war schön, mit ihren zwei verschiedenen lila Lederoberflächen, den goldenen Schnallen und verschieden großen aufgesetzten Außentaschen. Männer besaßen nichts Vergleichbares […]. Mit dem deutlichen Gefühl, dass er sich anschickte, etwas Verbotenes zu tun, trank er einen weiteren Schluck Wein. Ein Tabubruch. Ein Mann wühlt nicht in der Tasche einer Frau […].“
Laurent findet Fotos, einen alten Spiegel, einen Roman mit Widmung eines berühmten Autors, ein kleines Notizbuch, in dem die Besitzerin der Handtasche ihre Gedanken und Träume hineingeschrieben hat, was sie mag und was sie nicht mag. Und ein altmodisches Parfüm, eine Haarspange mit Blume. Laurent ist fasziniert von der Tasche und ihrem Inhalt. Und noch mehr von der ihm unbekannten Besitzerin. Er beschließt, sich auf die Suche zu machen und sie zu finden. Doch wie findet man eine Frau, von der man nicht weiß, wie sie heißt, wie sie aussieht, was sie macht, sondern nur, was sie mag, zum Beispiel den Geruch von Minze und Basilikum? Und die einen Kater besitzt, der Belphégor heißt? Wird er die Unbekannte, in die er sich allmählich verliebt, finden?
„Liebe mit zwei Unbekannten“ ist ein wunderschönes, romantisches Buch, das den Leser von Beginn an in seinen Bann zieht und verzaubert: ein sympathischer, gutaussehender und geschiedener Mann, der einen Buchladen besitzt, eine freche Teenager-Tochter, die ihren Vater auf Trab hält, ein berühmter Autor, dem im Park aufgelauert wird, Straßencafés und eine Handtaschenbesitzerin, die zwar gerade außer Gefecht gesetzt wurde, sonst aber eine Schwester der berühmten Pariser Amelie sein könnte. Bis zur letzten Seite heißt es: mitfiebern! Finden sie sich – oder nicht?
Antoine Laurains „Liebe mit zwei Unbekannten“ ist am 14. Februar 2015 im Atlantik Verlag erschienen.
240 Seiten, gebunden, 20 Euro