Harbour Front 3: „Scary Mary” in der Kirche

Mary Higgins-Clark (Foto:AF)
Mary Higgins-Clark (Foto:AF)
Mary Higgins Clark beim Harbour Front Literaturfestival

Der Glaube spiele in ihrem Leben eine wichtige Rolle, erzählt Mary Higgins Clark, die in der Kulturkirche Altona aus ihrem neuen Krimi „Ich folge deinem Schatten” liest. Gerade in schweren Zeiten sei sie täglich in die Kirche gegangen, als ihr erster Mann starb und sie mit Mitte dreißig mit fünf kleinen Kindern zurückblieb. Seit 15 Jahren ist sie aber wieder glücklich verheiratet: „A prince in the beginning and a prince at the end“, schmunzelt sie. Ihr Krimi „Ich folge deinem Schatten“ hat sie dem 2008 verstorbenen Reverend Joseph A. Kelly gewidmet – und der Thriller beginnt auch gleich mit einer unheimlichen Szene in der Kirche.

Zan Morelands dreijähriger Sohn wurde vor zwei Jahren aus dem Buggy entführt und ist seitdem verschwunden. Ihr Leben gerät weiter aus den Fugen – Geld verschwindet von ihrem Konto, jemand kauft ihr ein One-Way-Ticket nach Südamerika und in ihrem Namen Möbel und Utensilien für ihre Arbeit als Innenarchitektin. Als dann noch Fotos auftauchen, die sie dabei zeigen, wie sie ihren Sohn aus der Karre nimmt und weggeht, gerät sie selbst in den Verdacht der Kindesentführung – und zweifelt an sich selbst. 425 Seiten Spannung, bei denen der Leser den Protagonisten immer einen Schritt voraus ist – nicht aber, was die Identität des wahren Täters angeht. Ein Buch, welches man schwer aus der Hand legen kann, wenn man erst mal angefangen hat, zu lesen – und das sich perfekt für ein verregnetes Wochenende auf der Couch eignet.

In sakraler Atmosphäre (Foto:AF)
In sakraler Atmosphäre (Foto:AF)
Ihr Verleger hatte die Idee für einen Thriller, in dem es um Identitätsdiebstahl. Die Angst einer Mutter, eines Vaters oder Verwandten, wenn ein Kind verschwindet, sei eines der schrecklichsten Ängste, die sich Higgins Clark vorstellen könne. Als sie vor Jahren in ein neues Haus, das in der Nähe eines Sees lag, umgezogen ist und ihre kleine Tochter vermisste, durchlebte sie die schlimmsten 15 Minuten ihres Lebens – die Tochter bekam dies allerdings nicht mit, sie lag schlafend und uneinsichtbar für die Umwelt auf dem Sofa.

Die perfekte Ergänzung zu der humorvollen und wunderbar vorlesenden Higgins Clark war Stefanie Stappenbeck, deren Vater Theologe ist, und die aus der deutschen Fassung des Krimis vortrug. Und vielleicht sehen wir Stefanie Stappenbeck als Zan Moreland wieder, sollte der Roman verfilmt werden – beide Damen waren von dieser Idee sichtlich angetan …