Harbourfront: Rot wie die Hölle
Bestsellerautorin Connie Palmen liest in St. Katharinen
„Ein schönes Theater“ und „Rot wie die Hölle“ – das sind Connie Palmens‘ Statements zu der Location, in der sie am 16. September liest: Die St. Katharinenkirche in der Speicherstadt ist in tiefrotes Licht getaucht, es wirkt festlich, aber in der Tat passen auch die Assoziationen Palmens. Sie lächelt, meint es nicht so ernst oder gar böse. Das deutsche Publikum sei immer so ernsthaft, sagt sie, sie versuche, eine lockere Stimmung zu erzeugen. Hoffentlich verzeihe Gott ihr, sagt sie noch, sie finde es wirklich schön hier, in St. Katharinen.
Die Bestsellerautorin aus den Niederlanden wurde schon oft vom Schicksal hart getroffen: zwanzig Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Lebensgefährten Ischa Meijer verliert sie 2010 ihren über alles geliebten Mann, den Staatsmann Hans van Mierlo. Über beide Verluste hat sie Bücher geschrieben.
48 Tage nach dem Tod ihres Mannes Hans van Mierlo begann Palmen, ein Logbuch anzulegen, das Logbuch eines unbarmherzigen Jahres. Sie schreibt über ihre Trauer, wie es sich anfühlt, wenn man selbst sterben möchte, über die Leere und den Schmerz. Ihren jüngeren Bruder, der in der Zeit auf sie aufpasst, bittet sie um die Erlaubnis, sterben zu dürfen. Er verneint. „Dann nicht“, antwortet sie.
Eine tibetanische Weisheit besage, dass man nach 7 x 7 Tagen nach dem Verlust eines geliebten Menschen wieder anfangen werde zu leben. Vielleicht hätte sie einen Tag länger mit dem Schreiben warten sollen, fragt Palmen sich.
Das Verblassen der Erinnerungen empfinde sie als Verrat an die Liebe. Palmen möchte hautnnahe Bücher schreiben, für ihre Leser. Das Schreiben sei für sie die Verbindung zur Welt, in die sie nicht hinaus gehen möchte.
Auch wenn das Thema und die Passagen, die sie liest, bestürzend sind und die Verzweiflung Palmens spüren lässt, versteht sie es, mit ihrem Witz die Zuhörer zumindest zum Lächeln zu bringen.
Weniger zu Lächeln hat an diesem Abend die Moderatorin vom NDR, die mit Palmens sehr selbstbewusster Art und den kritischen Bewertungen ihrer Fragen zu kämpfen hat.