Harbourfront: Tante Inge haut ab
Und kommt mit Dora Heldt auf die MS Bleichen
Das Literaturfestival im und um den Hafen will nicht nur durch vielfältige Lesungsangeboten punkten, sondern auch durch die besondere Atmosphäre im Hafen. Dieser Anspruch geht bei Lesungen mit Irving und Grisham in der Laeisz-Halle schnell verloren, wird aber bei einer Lesung auf der MS Bleichen zu aller Zufriedenheit erfüllt und erfreut sich großer Beliebtheit. Exemplarisch eine Lesung der Boulevard-Autorin Dora Heldt, die mit ihren Romanen rund um Papa Heinz, Christine, Johann und Tante Inge inzwischen einen festen Platz in der Lesergunst erworben hat.
Rund 200 Literaturbegeisterte finden sich für das Übersetzen von den Landungsbrücken in den Hansahafen an der Brücke 10 ein – ein wichtiger Teil des maritimen Feelings des Festivals. Mit Barkassen geht es in den Bauch des Museumsfrachters MS Bleichen – eine weniger schick gemachte kleine Schwester der Cap San Diego, die Stück für Stück mühsam von Enthusiasten im Hafenmuseum renoviert wird. Auf der „Bleichen“ erwartet das überwiegend aus Frauen bestehende Publikum der große Frachtraum des Frachters – eine stimmungsvolle Location nicht nur für Leseevents. Moderator Jens Büchsenmann und Dora Heldt treffen auf eine durch die Schifffahrt aufgekratzte Schar von Leserinnen und sofort springt der Funke über. Das Publikum will unterhalten werden und sie werden unterhalten.
Die witzigen Erlebnisse der Antihelden ihrer Geschichten sind gut dafür geeignet, unkompliziert und leicht das Publikum zu begeistern – was will man mehr? Die auf Sylt geborene und inzwischen in Hamburg lebende Autorin liest routiniert und mit geübter Stimme Passagen aus zweieinhalb Büchern – zwei schon veröffentlichten und Teile aus einem noch nicht veröffentlichtem Buch und entführt die Leser nach Norderney und Sylt, zu den Krisen von Christine und ihrem Vater Heinz – leichte Kost ohne Anspruch an große Literatur. Nach rund drei Stunden findet sich das Publikum wieder an den Landungsbrücken und im Alltag wieder – ein kurzweiliges Vergnügen ohne Spätfolgen außer einer möglichen Erkältung aus den kühlen Temperaturen im Bauch des Schiffes.