„Harrys Herz“ ist tot
Dr. Gereon Boos verstorben
Am Dienstag, 25. März, ist Dr. Gereon Boos, der umtriebige Inhaber von Harrys Hafenbasar und Bewohner der HafenCity, im Alter von nur 47 Jahren nach kurzer Krankheit in einem Hamburger Hospiz verstorben. Erst im September vollendete Dr. Boos seinen Lebenstraum, Harrys Hafenbasar der Öffentlichkeit wieder vorzustellen, indem er eineinhalb Jahre einen historischen Hafenkran in mühevoller Arbeit renovierte, den Schwimmkörper zu einer Ausstellungsfläche herrichtete und mit den schönsten und interessantesten Exponaten bestückte.
Diese teils skurrilen und exotischen Sammlerstücke verkauften Seeleute aus aller Welt seinerzeit dem Kneipenbesitzer Kapt’n Haase, um ein wenig die Heuer aufzubessern. Der Kap‘n sammelte die Schrumpfköpfe, Masken und Skulpturen erst in seiner Kneipe auf St. Pauli. Nach seinen Tod 1934 übernahm Harry Rosenberg die Sammlung und stellte sie ab 1954 in seinem später berühmten Laden „Harrys Hafenbasar“ auf St. Pauli aus. Er verstarb vor 14 Jahren, seine Tochter Karin führte den Betrieb fort. Nach ihrem Tode 2011 war die damals erst 17 Jahre alte Tochter Kim mit dem Erbe überfordert. Hier sprang Dr. Gereon Boos als Freund der Familie ein und kaufte kurzerhand die gesamten Exponate, damit sie der Öffentlichkeit weiterhin erhalten blieben.
Zwei Jahre betrieb Boos, von Beruf HNO-Arzt mit Schamanen-Ausbildung, den Basar auf St. Pauli weiter, bevor ihm im Sommer 2013 die Räume gekündigt wurden und er als neue Bleibe für die Sammlung den historischen Schwimmkran GREIF erwarb und restaurierte (die HafenCityZeitung berichtete). Im heißen Sommer letzten Jahres wurden die über 365.000 Stücke von Boos und einer Freundescrew auf den Kran und in diverse andere Lagerstätten verladen. Der Schwimmkran wurde im September mit Genehmigung der Stiftung Hamburg Maritim vom Hansa- in den Sandtorhafen verlegt, die schönsten Objekte liebevoll auch für Kinder in Szene gesetzt: „Schaut mal, hier findet ihr den Klabautermann“ flüsterte Boos geheimnisvoll, wenn er mit seiner Taschenlampe in dunkle Ecken leuchtete. „Und hier ist das Gehirn eines Despoten“ zeigte er Erwachsenen ein kleines konserviertes Hirn. „Und hier ist, und hier ist noch…“ Zu jedem Objekt hatte er eine Geschichte, ob wahr oder gemogelt, wird nicht mehr entschlüsselt werden.
Als Dr. Boos erfuhr, dass sein Hirntumor unheilbar ist, wandte er seine ganze Kraft und Energie darauf, das Vermächtnis von Harry Rosenberg fortzuführen, und sogar mit schwindenden Kräften und im Rollstuhl verbrachte er die letzte Zeit auf dem geliebten Schwimmkran. Er nutzte die ihm verbliebende Lebens-Zeit, um dafür Sorge zu tragen, dass die Sammlung auch nach seinem Tode fortbesteht und erhalten bleibt. Das Konzept erarbeitete Boos gemeinsam mit Freunden, die es jetzt nach seinem Willen umsetzen. Bis alles in geregelten Bahnen läuft bleibt Harrys Hafenbasar im Sandtorhafen erst einmal geschlossen. In Planung ist nach wie vor, die Ausstellung fortzuführen, den Schwimmkran ggfs. als Eventfläche oder Café zu nutzen. Seine Freunde dazu: „Gereon wollte Harrys Hafenbasar retten und den Menschen etwas hinterlassen, und wir werden alles tun, in seinem Sinne zu handeln.“ Die HafenCityZeitung wird berichten, wenn die Umsetzung des Konzeptes abgeschlossen ist und der Basar wieder geöffnet wird.
Dr. Gereon Boos wird im engsten Familienkreis beigesetzt.