Herzblut im Boulevard
Nobodyisperfekt bietet seit fünf Jahren „Dinge, die das Leben einfacher machen“ in der HafenCity an
Nicole Stephani braucht viele Menschen, frische Luft und natürliches Licht um sich herum, und so zögerte sie nicht, als der Überseeboulevard in der HafenCity gebaut wurde, mit ihrem Geschäft, aus der Uhlenhorst in den neuen Stadtteil zu ziehen. 2005 eröffnete die Unternehmerin mit Nobodyisperfekt in der Papenhuderstraße ein Geschäft, in dem Menschen mit Handicap Hilfsmittel für den Alltag kaufen konnten. Die Mischung aus Sanitätshaus und Geschäft mit „hilfreichen“ Designartikeln wurde schnell zum bekannten Anlaufpunkt in Hamburg. Bestecke für Menschen mit Rheuma, Arthrose oder Tremor, Anzieh- und Greifhilfen für Kunden, die sich nicht bücken können, und allein acht verschiedene Flaschenöffner, für die, die nicht mehr aus eigener Kraft oder mit beiden Händen eine Flasche öffnen können, oder auch der moderne und farbenfrohe Rollstuhl von Rollz Motion finden sich im Angebot.
„Da unsere Produkte einerseits sehr gut designed, andererseits aber auch sehr praktisch sind, werden diese auch von Menschen ohne Behinderung gekauft“, erläutert Stephani, die aufgrund eigener Erfahrungen auf die Geschäftsidee kam, das Besondere ihres Sortiments. „Wir haben eine große Auswahl an Handys mit großer Tastatur und vereinfachten Funktionen, so können auch Menschen, für die ein normales Handy oder Smartphone nicht mehr bedienbar ist, mobil kommunizieren“, ergänzt sie.
Seit dem Umzug an den Überseeboulevard vor fünf Jahren hat sich das Angebot erweitert, und fast jeder Besucher des Stadtteiles hat sich hier schon einmal umgesehen. „Ein Kunde ist hier mal drei Stunden gewesen und hat sich erstaunt alle Produkte angeschaut“, erzählt sie lachend. Nachdenklich wird Nicole Stephani bei der Frage, ob der Umzug an den Überseeboulevard, wo sie 2010 das erste Ladengeschäft eröffnete, die richtige Entscheidung gewesen sei. „Als ich meine Entscheidung traf, sahen die zeitlichen Planungen für die HafenCity anders aus. Der Bau der Elbphilharmonie und des südlichen Überseequartiers sollten jetzt bereits abgeschlossen sein. Natürlich bin ich enttäuscht! Allerdings nicht vom Stadtteil an sich. Ich glaube weiterhin an den Standort. Allerdings vermisse ich die Unterstützung der Stadt, die die Wege in die HafenCity ‚ebnen‘ muss.“ Und sie ärgert sich über die vielen Klischees, die es in Hamburg über den Stadtteil gibt, und vermisst die konstruktive Auseinandersetzung vieler Hamburger mit ihrem jüngsten Stadtteil. „Das schätze ich sehr an den Touristen. Die besuchen das Quartier unvoreingenommen und bilden sich erst danach ihre Meinung.“
Vor vier Jahren bestätigte sie ihre Haltung zum Quartier. Damals wurde die Grundsteinlegung für den südlichen Teil des Überseequartiers offiziell begangen, und Nicole Stephani eröffnete im August 2011 mit der HafenSpezerei ein weiteres Geschäft am Überseeboulevard. Seitdem können hier die Kunden feine Essige, Öle und Brände vor dem Kauf probieren. Das Abfüllen kleiner Mengen in wiederverwendbaren Flaschen, die Spezialitäten aus regionalen und südländischen Manufakturen und die individuell gestalteten Präsentkörbe sind schon längst kein Geheimtipp mehr. „Mittlerweile bekommen wir Nachbestellungen aus dem Ausland“, berichtet sie, „von Kunden, die uns bei einem Besuch in Hamburg kennengelernt haben. Und wir lernen immer wieder neue interessante Lieferanten kennen … Unser beliebter Kümmel und der Schwarze Johannisbeerlikör werden von einem Bauingenieur mit Brennlizenz in kleinen Mengen hergestellt. Kein Wunder, dass es hier immer wieder zu Lieferengpässen kommt. Im Herbst werden wir unseren Kunden auch gefüllte Datteln mit raffinierten Füllungen anbieten können, die uns ein neuer Geschäftspartner liefert“, erzählt sie lächelnd.
Zehn Jahre Nobodyisperfekt, fünf Jahre davon in der HafenCity und vier Jahre HafenSpezerei: Dieses Jahr haben Nicole Stephani und ihre Partnerin Monika Sendker, die seit fünf Jahren auch am Kaiserkai wohnen, viel zu feiern. „Jedes inhabergeführte Geschäft, das sich seit mehreren Jahren an diesem Standort befindet, ist mit Herzblut dabei, und wir haben vor, es auch zu bleiben“, bestätigen die „Geburtstagskinder“. CF