Heuschrecken in der HafenCity

Der Viewpoint ziert den Titel des Krimis
Der Viewpoint ziert den Titel des Krimis
Fernsehfieber – Tödliche Gier

Martin Wilhelmi wirft einen Blick in die Zukunft der HafenCity, auf die kriminellen Praktiken der Investmentfirmen – Heuschrecken – und auf einen fiktiven Fernsehsender, der im zukünftigen südlichen Überseequartier residiert. Andere hätten aus dem Material einen 1000 Seiten-Schmöker produziert, Martin Wilhelmi, dessen Erstlingswerk der Krimi ist, begnügt sich mit einem Fünftel und erzählt dabei die Geschichte der Nachwuchsmoderatorin Carina Stern und verschiedenen Akteuren rund um die Übernahmeversuche einer Heuschrecke namens STING, die sich den Sender einverleiben möchte. Dabei gilt es –beiläufig – den einen oder anderen Seitenhieb auf die HafenCity auszuteilen. „Noch immer erstaunte Freddie die kleinkarierte Einfallslosigkeit der HafenCity-Architektur, die vor die märchenhafte Ziegelgotik der Speicherstadt hingewürfelt worden war“. Und auch der Marco-Polo-Tower bekommt als „Döner Turm“ sein Fett weg.

 

Dabei vermutet Wilhelmi, dass dem Architekten die Form in einer Dönerbude mit Blick auf dem Spieß eingefallen sei. Bei näherem Hinsehen nicht ganz von der Hand zu weisen. Bei den Figuren ist man permanent auf der Suche nach realen Persönlichkeiten, die Vorbild für die Fiktion gewesen sein könnten. Wilhelmi gilt als Medienexperte und so liegt die Idee nahe, das er eigene Lebenserfahrung zu Papier gebracht hat. Als Stadtplanungskritiker hat er sich den Masterplan genau angesehen, um die in die Zukunft projezierte Handlung in einer fertigen HafenCity spielen zu lassen. Aber Vorsicht vor zu viel Erwartungen: Auf den 182 Seiten geht es über München, London und Jersey nur teilweise um Hamburg. Wer den Autor kennenlernen möchte hat am 21.Februar im Carls Kultursalon die Möglichkeit. Dort liest er aus seinem Krimi. Allen anderen sei Selbstlesen empfohlen.