Im Dunkeln lässt es sich gut munkeln
Editorial
Es wird ja viel über die U4 gemeckert und auch die Redaktion hat sich da in der Vergangenheit nicht zurückgehalten, doch so langsam gewöhnt man sich an den Privatzug der HafenCity. Manchmal wird man aber dann doch überrascht. Samstagnacht, kurz vor zwölf am Jungfernstieg, wollte ich zurück in die HafenCity. Schon auf dem Bahnsteig eine für diese Uhrzeit ungewöhnliche Vollheit, es fährt die U4 ein – Brechendvoll. Ungläubig prüfe ich die Anzeigetafel, ja es ist die U4 – Gleis stimmt, alles weitere auch. Bei der Fahrt in die HafenCity mustere ich die Fahrgäste, die meisten eine Nachtspezies die sonst eher nicht in der HafenCity zu finden ist: Schwarz gekleidete Anhänger des Gothic Rocks. Die Neugierde steigt und ich erhoffe mir insgeheim Erkenntnis über das Ziel der Menge durch ein unauffälliges Mischen unter dieselbe, doch die meisten steigen am Überseequartier nicht aus sondern fahren weiter bis zur HCU. Einige sind dann aber doch falsch ausgestiegen und ich kann ihnen das Ziel des Ausflugs entlocken: Die Stubnitz liegt am Kirchenpauerkai und ist dank der Haltestelle HafenCity Universität jetzt prima per U-Bahn erreichbar. Mein Lieblingseventschiff hat für einige Monate am Baakenhafen festgemacht und bildet dort für einige Monate die Speerspitze einer kulturellen Nutzung am Schuppen 29. Dazu gehört – das ist sich die Stubnitz schuldig – nicht die Hochkultur, sondern das Ungewöhnliche. Nach Stationen in London und Dunkerque steht eben Hamburg wieder auf dem Programm und führt auch Menschen in die HafenCity, die sich sonst dorthin eher nicht verirren. Das Schiff ist immer einen Ausflug wert und gehört unterstützt – also öfter mal einen Ausflug an den Baakenhafen unternehmen und offen für Neues sein. Etwas Dunkles erwartete nach dieser Erkenntnis dann auch mich am Ausgang der U-Bahn: Der eher schlecht beleuchtete Weg am Spielplatz vorbei – auf dem sich auch zu später Stunde noch viel Leben tummelte. Im Zwielicht des verwinkelten Platzes fühlen sich auch im Dunkeln scheinbar noch viele Liebhaber von Spielgeräten wohl. Kein Wunder, dass sich hier einige Anwohner – vor allem Frauen – nachts nicht wohl auf dem Heimweg fühlen und die U4 lieber nicht nutzen. Ein wenig mehr Licht wäre hier tatsächlich hilfreich.