Im Gespräch mit…
dem Bezirksamtsleiter Markus Schreiber
Nehmen wir doch mal die gute Nachricht vorne weg: Markus Schreiber verkündete bei diesem Gespräch, dass die Strasse Am Kaiserkai umgewidmet ist. Das Bezirksamt informierte am 28.7.2010 die Justizbehörde und stieß damit die Veröffentlichung im Amtlichen Anzeiger in der kommenden Woche an: „Mit sofortiger Wirkung ist der Kaiserkai dem öffentlichen Verkehr gewidmet“.
Nun gelten in dieser Straße dieselben Regeln, wie in anderen öffentlichen Straßen dieser Stadt auch und die Zuständigkeit der Polizei kann –spätestens ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung im Amtlichen Anzeiger – nicht mehr verleugnet werden. Wir können gespannt sein, ob der fließende Verkehr vor dem ruhenden Verkehr den Vorrang bekommt. Nun kommen wir auf das Gespräch zurück:
HCN: Herr Bezirksamtsleiter, ist es für Sie eher Lust oder eher Frust, dass die HafenCity zu Ihrem Bezirk gehört?
MS: Nun, die HafenCity ist das größte zusammenhängende innerstädtische Neubaugebiet in Europa. Natürlich ist es furchtbar spannend bei dieser Entwicklung von Anfang an dabei zu sein. Früher lagen die Entscheidungen über einzelne Bauprojekte bei uns im Bezirk. Dann entschied der Senat diese Verfahren an sich zu ziehen, derzeit sind wir noch an den Architektenwettbewerben beteiligt. Dabei kommt die Bürgerbeteiligung zu kurz und der Bezirk muss dann mit den Ergebnissen leben. Ich bin aber gern immer wieder in der HafenCity. Seit dem ich vor fast neun Jahren Bezirksamtsleiter wurde, finden die Jahresempfänge immer wieder in Gebäuden statt, die noch nicht vollständig fertig gestellt sind. So waren wir im meinem ersten Jahr im SAP-Gebäude und in letzten Jahr im Marco Polo Tower – übrigens ein genialer Ausblick. Dazwischen liegt eine rasante Entwicklung.
HCN: Und kein Frust?
MS: Die Arbeitstage sind lang und 12 bis 14 Stunden sind da schon normal. Man muss nicht Bezirksamtsleiter sein. Wenn man sich aber dafür entscheidet, dann ist das Beste was passieren kann, diesen Job in Hamburg-Mitte zu machen.
HCN: Bekommen Sie durch die HafenCity nicht mehr finanzielle Zuweisungen von den Fachbehörden?
MS: Tatsächlich hat die HafenCity noch in Teilen einen Sonderstatus. So haben wir beispielsweise pro qm zu betreuender Grünfläche einen festen Betrag von ein paar Cent zur Verfügung. Für die HafenCity wird es erst einmal zusätzliches Geld geben, es ist so ähnlich wie bei Planten und Blomen. Auch dort gibt es aufgrund der besonderen Bedeutung über die Pauschale hinausgehende zusätzliche Mittel. Allerdings verteilen sich diese finanziellen Mittel und die zusätzlichen 3 ½ Stellen auch auf die Speicherstadt und auf die Kehrwiederspitze. Und ob das Geld, das uns zur Verfügung steht, tatsächlich für die Aufgaben ausreicht, wird sich erst noch zeigen müssen.
HCN: Welche Aufgaben nimmt das Bezirksamt für die Bewohner und Firmen in der HafenCity wahr?
MS: In erster Linie nehmen wir die alltäglichen Aufgaben wahr. Wollen Sie sich an- oder ummelden? Wollen Sie heiraten? Brauchen Sie eine Konzession? Dann sind wir für Sie da! Lassen Sie mich noch ein Beispiel nennen: Im Verbraucherschutzamt ist der Abschnitt Technischer Umweltschutz mit der Überwachung nach verschiedenen Umweltgesetzen beauftragt. Unsere Themen sind u.a. Luftverunreinigungen, Lärm, Trinkwasserqualität und Bodenschutz.
Und schließlich ist die HafenCity ein „befristetes Vorbehaltsgebiet“, d.h. dass wir am Ende, d.h. wenn die HafenCity in Gänze fertig gestellt ist, auch wieder für das Thema Baugenehmigungen zuständig sein werden.
HCN: Herr Schreiber, was wünschen Sie sich und der HafenCity für die Zukunft?
MS: Ich wünsche uns einen ordentlichen Wohnstandort! Das Wohnen in der HafenCity soll funktionieren. Nur so kann die Innenstadt weiter belebt werden. Ich hoffe, dass durch den Bau von preiswerteren Wohnungen die östliche HafenCity für weitere Bevölkerungsgruppen attraktiv wird. Das Bild der HafenCity darf nicht überwiegend von Büros geprägt werden.
Persönlich kann ich mir vorstellen, später wieder in die Innenstadt zu ziehen und da ist die HafenCity eine gute Alternative. Noch ist es aber nicht so weit. Ich wohne in Finkenwerder und fühle mich da sehr wohl.
HCN: Herr Bezirksamtsleiter, der Senat hat entschieden, dass nicht das Bezirksamt sondern die Wirtschaftsbehörde in die von der Stadt angemieteten Flächen im Überseequartier zieht. Was bedeutet diese Entscheidung für Sie und Ihre Mitarbeiter?
MS: Erst einmal bedeutet es, dass der Senat will, dass wir 2013 in die jetzigen Räume der Wirtschaftsbehörde einziehen. Dieses wird aber nicht ohne erhebliche Umbauten möglich sein. Eine bürgernahe Verwaltung braucht Ämter, die leicht erreichbar sind. Kennen Sie das Gebäude der Wirtschaftsbehörde? Es ist verwinkelt. Man kann sich darin verlaufen! Für die Aufgaben, die wir wahrnehmen und für die Menschen, die uns besuchen, ist das Gebäude ungeeignet und dort fehlen uns ca. 2.000 qm. In wie fern die Lösung des Senats besser und kostengünstiger als unser Umzug in die HafenCity sein soll, erschließt sich mir noch nicht. Auch wenn zugegebenerweise der Standort der jetzigen Wirtschaftsbehörde sehr schön ist.
Bevor der Senat sich gegen unseren Umzug in die HafenCity entschieden hat, hatte mein Planungsstab eine hervorragende Arbeit geleistet. Diese Arbeit scheint nun für den Papierkorb zu sein. Natürlich ist es schwierig für meine Mitarbeiter, wenn die viele Planungsarbeit umsonst geleistet wurde.
HCN: Ist die Entscheidung des Senates denn endgültig?
MS: Ich hoffe nicht! Täglich besuchen 2.000 Menschen das Bezirksamt. Das Bezirksamt in der HafenCity würde zu einer Belebung des Quartiers führen .Die Gebäude sind auch direkt an der U-Bahn Station. Und für die Bewohner der HafenCity wäre es ein sehr großer Vorteil ihre Verwaltung fußläufig zu erreichen
HCN: Herr Schreiber, wir bedanken uns für das Gespräch.