Im Nachbarschaftstreff : Jürgen Bruns-Berentelg
Kaiserkai – Prominenter Besuch beim Nachbarschaftstreff der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille.
Am Donnerstag berichtete „Mr. Hafencity“ – Jürgen Bruns-Berentelg über aktuelle Entwicklungen im Quartier. Vor nur etwa 25 Zuhörern gab der Geschäftsführer der HafenCity-GmbH nicht nur interessante Informationen, sondern fand auch klare Worte zu kontroversen Themen:
Die Promenaden an Kaiserkai und Dalmannkai werden in diesem Jahr nicht mehr komplett fertig. Am – südlichen – Dalmannkai soll die Promenade noch bis zum Weinhaus Louis C. Jakob (eröffnet im Oktober) kurz vor der Elbphilharmonie fertig werden, der Aufgang neben der Elbphilharmonie allerdings nicht mehr. Am Kaiserkai wird die Promenade von Magellan-Terassen bis in Höhe Vasco-da-Gama-Platz fertig.
Bei den Arbeiten für den Traditionsschiff-Anleger im Sandtorhafen gibt es Verzögerungen. Das Holz für die Aufbauten wird aus Kamerun geliefert. Dort konnten die Stämme im Frühjahr wegen heftiger Regenfälle nicht rechtzeitig aus dem Wald ins Sägewerk gebracht werden. Bruns Berentelg: „An allen Fronten wird gearbeitet, damit der Eröffnungstermin am 21. Februar eingehalten werden kann. Wir müssen die fehlende Zeit herausholen – und wir schaffen das. Die ersten Pontons sind schon auf dem Weg nach Hamburg.“ Ob die Senatsbarkasse „Schaarhörn“ ihren Liegeplatz im Traditionsschiffhafen bekomme, hänge noch an Detailfragen. Auf keinen Fall dürfe die „Schaarhörn“ im Sandtorhafen angeheizt werden. Dazu müsste sie in den Elbstrom geschleppt werden. Die Stege des Traditionshafens sollen später rund um die Uhr öffentlich zugänglich sein.
Am Großen Grasbrook soll der erste Taxistand in der Hafencity in der Nähe von SAP und Kühne&Nagel entstehen. In den kommenden Wochen spricht die HafenCity GmbH darüber mit den Hamburger Taxi-Verbünden.
Der Sandtorpark wird als „grüner Platz“ in der HafenCity nicht vor 2011 realisiert. Bis dahin wird dir Fläche als Logistik-Raum für die Baustellen rundherum benötigt. Der temporäre Spielplatz am Viewpoint soll noch im Mai eröffnet werden.
Der nördliche Teil des Überseequartier wächst im Rekordtempo: Bereits zwei Jahre nach Vergabe des Projekts (280 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche) sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Im Mai 2010 soll das Viertel realisiert sein. 11000 Quadratmeter sind dort für den Einzelhandel vorgesehen. Geplant unter anderem: ein Drogeriemarkt, ein Lebensmittelmarkt und 6000 Quadratmeter Marktflächen mit kleinteiligen Angeboten rund um das ehemalige Amt für Strom- und Hafenbau, das „bis in die Abendstunden hinein betrieben wird“. Außerdem: 360 Wohnungen und ein Boarding-House.
Der Masterplan für die östliche HafenCity wird überarbeitet. Neben einer verdichteten Bebauung im Bereich der U4-Haltestelle HafenCity-Universität wird darüber nachgedacht, die Geschichte des Hannoverschen Bahnhof zwischen 1933 und 1945 mit einer permanenten Ausstellung zu den Deportationen zu dokumentieren, alte Bahngleise und –steige zu erhalten. Wegen der möglichen Bedeutung einer Fruchtlagerhalle bei der Verschleppung von Roma und Sinti wurden bereits drei historische Gutachten in Auftrag gegeben. Bei der weiteren Wohnbebauung der östlichen HafenCity könnten wieder Baugenossenschaften am Start sein. „11 Genossenschaften haben die Hand gehoben. Ich denke, es werden einige davon übrig bleiben. Die östliche HafenCity soll jedenfalls ein „urbanes“, verdichtetes Stadtviertel werden. Einem „sub-urbanen Wohnquartiers“, (aufgelockerten Bebauung) etwa im Bereich des Baakenhafens erteilte Bruns-Berentelg eine klare Absage: „Ich halte es wirtschaftlich für nicht vertretbar, so etwas wie eine Reihenhaus-Seidlung am Baakenhafen zu realisieren.“ Für die öffentlichen Flächen denkt die HafenCity derzeit über eine Nutzung als Ort für „Sport- und Freizeit-Nutzung mit Wasserbezug“ nach
Deutlich formulierte Bruns-Berentelg seine Ablehnung gegenüber dem Projekt einer „Living Bridge“ vom Lohsepark über das Baakenhöft auf den Kleinen Grasbrook. Diese würde von den Elbbrücken täglich 40-50000 Fahrzeugbewegungen anziehen, ein Verkehr, den die Speicherstadt und die Brücken über den Zollkanal gar nicht aufnehmen könnten. Der entscheidende Nachteil des Bauprojekts von Architekt Hadi Teherani und Investor Dieter Becken sei aber die „Maximierung der Zerschneidungswirkung“, mit der die Wohnbrücke die HafenCity im Bereich des Baakenhafens auf einer Länge von 300 Metern teilen würde. Eine Realisierung hält Bruns-Berentelg nicht für wahrscheinlich: „Ich glaube nicht, dass die Brücke kommen wird, unabhängig von der neuen Koalition.“
Ebensowenig sieht der HafenCity-Geschäftsführer einen Platz für ein Musical-Theater in der HafenCity. „Wir haben 2 Orte angeboten – die Verhandlungen sind gescheitert.“ Bruns-Berentelg hält ein zweites Theater auf der südlichen Elbseite für realistischer. Ein Musical-Theater sei für die HafenCity wenig attraktiv, da es abends Verkehr produziere und tagsüber ein „toter Raum“ sei.
Nicht glücklich ist die HafenCity über den Gewerbe-Mix am Kaiserkai. Im Vorfeld der Bebauung hatte sie versucht, die Bauherren zu einer koordinierten Vergabe der Gewerberäume zu bewegen. Diese Ansätze sind allerdings nach anfänglicher Zustimmung im Sande verlaufen. Und so dürfen sich die Nachbarn am Kaiserkai bald unter anderem über drei thailändische Restaurants freuen. Eine „Abstimmung mit den Füßen“ wird diese Belegung verändern, schätzt Bruns-Berentelg.
Die blaue Wasserleitung, die sich seit Mitte der Woche von der U4-Baustelle zum Notausstieg am Kaiserkai spannt, ist gar keine. Darin wird Betonit (eine Suspension die zur Verfestigung des Bodens dient) von der Baustelle an den Kaiserkai gepumpt. Auf die Aufstellung großer Silos in der Straße Am Kaiserkai kann damit zur Freude der Nachbarn verzichtet werden.
Vor die Realisierung der Marina im Grasbrookhafen haben die Götter den Mammon gesetzt. 6,5 bis 7,5 Millionen Euro dürfte das Ausbaggern und – vor allem – die Entsorgung des Sedimentes kosten, schätzt die HafenCity. „Es wird eine meiner leichtesten Aufgaben, dafür einen privaten Investor zu finden“, scherzte Bruns-Berentelg. Immerhin: für den Fähranleger und Wellenbrecher am Eingang des Hafens (HADAG Linie 62, Elbphilharmonie) muss nur lokal eine Barre aus Sediment weggebaggert werden. Und die Marina ließe sich auch in Teilabschnitten realisieren.
Und zuletzt: Störtebecker bleibt! Das Denkmal des Piraten und Likedeelers soll nicht mehr auf seinen alten Standort am Magdeburger Hafen zurückkehren. Das freut die Aktiven von Störtebeker SV, die zum Teil aus ihren Wohnzimmern auf die Statue vor dem SAP-Gebäude sehen können.