Info-Abend im Kesselhaus
Verkehr, Parken und Verkehr
Die Informationsveranstaltungen im Kesselhaus erfreuen sich bei den Bewohnern der HafenCity konstanter Beliebtheit. Zu Recht, bekommen sie doch dort und nur dort Informationen aus erster Hand und haben die unmittelbare Möglichkeit der Nachfrage. Wie gewohnt führt Moderator Marcus Birzer durch den Abend und ebenso souverän wie ausführlich zeigt Jürgen Bruns-Berentelg, was sich er und seine Leute Neues ausgedacht haben. Immer mit Stolz und allseits anerkannter Kompetenz. Ein Thema verfolgt ihn aber zunehmend von Infoveranstaltung zu Infoveranstaltung und man merkt sein zunehmendes Unbehagen und die Erleichterung die Verantwortung dafür zumindest am Dalmannkai demnächst los zu sein. Der Verkehr in der HafenCity ist sein Sorgenkind und ständig Ursache für Ärger. Parkanarchie und Touristenbusse, Gäste und Handwerker, Angestellte und Lieferverkehr sorgen für eine explosive Mischung im Alltag der Anwohner. Diese gereizte Grundstimmung schlägt in der Fragestunde auch durch – gleichzeitig zu Recht und zu Unrecht. Zu Unrecht deswegen, weil, wer die Situation realistisch einschätzt und einen Blick in die Zukunft wirft, feststellen wird, dass das Chaos heute nur ein Schatten der Dinge ist, mit der sich Sandtorkai und Dalmannkai in Zukunft auseinandersetzen müssen. Die Elbphilharmonie wird die Touristenattraktion Hamburgs werden, Heerscharen von Menschen werden auf die Plaza strömen – Konzerte sind da nur noch das i-Tüpfelchen. Der Baustellenverkehr wird nach und nach durch den Lieferverkehr ersetzt werden – auch heute rührt schon ein nicht geringer Teil des Alltagsärgers, wie in jeder Straße in der auch gearbeitet wird, von Kurieren, Frischediensten und Parkplatz suchenden Angestellten her.
Und alle haben ein „Anliegen“. Und zu Unrecht auch, weil die meisten Fakten nicht erst seit gestern bekannt sind – die HafenCity soll schließlich eine Innenstadterweiterung sein. Man darf aber auch zu Recht ärgerlich sein. Aktiv gewarnt vor diesen Fakten wurde in keiner Verkaufsveranstaltung und vieles rund um die Elbphilharmonie sprengt in den Dimensionen einfach die Vorstellungskraft auch der fantasievollsten Gemüter. Verstärkt wird der Ärger natürlich auch durch die parallel stattfindenden Infrastruktur-Baumaßnahmen wie dem U4-Notausstieg, dem zusätzlichen Brunnen für die Elbphilharmonie und ganz vorne weg – des Umbaus der Sandtorhafenklappbrücke. Mit sieben Monaten Dauer werden sich alle die, die sich über heutige Verhältnisse beschweren, sehnsüchtig an die Zeiten erinnern, als man die Brücke noch benutzen konnte. Immerhin vier Monate davon können auch keine Schiffe die Stelle passieren, was zu diesem Zeitpunkt für einen leeren Traditionsschiffhafen sorgen wird – Starker Tobak für die Hafenmeister, die davon erst in der Infoveranstaltung erfahren haben. Wer glaubt, dass man an dieser Situation irgendetwas noch ändern könnte täuscht sich – man kann die Not lindern aber es wird immer weh tun. Jürgen Bruns-Berentelg weiß mit Sicherheit darum, deswegen ist er auch froh diese Geschichten los zu sein, gibt es doch hier keine Lorbeeren zu verdienen, nur Ärger von allen Seiten.
Eigentlich vollkommen unnötig und schade ist dann doch die permanente ultimative Lobhudelei. Warum kann man nicht einfach mal sagen.“Ja, das ist blöd gelaufen – lasst uns mal zusammen gucken wie wir das Beste daraus machen.“ Unter diesem Aspekt ist die Aussage der HafenCity Hamburg GmbH im Abendblatt zur Parksituation vollkommen unverständlich "Die Situation des Falschparkens hat sich dort deutlich entspannt, sodass der Sicherheitsdienst unter der Woche nicht mehr tätig ist, sondern nur noch im Bedarfsfall am Wochenende." Die meisten HCH-Angestellten gehen mittags irgendwo am Dalmannkai essen und dürften sich der Situation wohl bewusst sein – und die ist beileibe nicht entspannt.
Doch über den Ärger über den Verkehr der diesen Teil der HafenCity bis zum Untergang begleiten wird und an den man sich besser gewöhnt, soll nicht vergessen werden, dass es noch viel mehr Informationen an diesem Abend im Kesselhaus gegeben hat.
Sandtorpark und Schule
Der Sandtorpark wird laut Jürgen Bruns-Berentelg ein „Interessanter Quartierspark mit einer 60 Zentimeter hohen Umrandung“. Die gute Nachricht: Die Versicherungen haben den Park so klassifiziert, dass die Schüler der Katharinenschule den Park mitbenutzen können. Die Verkehrssituation der Straße „Am Dalmannkai“ wurde durch zusätzliche Parkbuchten entschärft. Da aber immer noch die Mehrzahl der Eltern ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule bringt, sollen die Behörden Parkraumbewirtschaftung einführen. Die Straße ist im übrigen schon gewidmet. Der geplante Grasbrookpark neben SAP soll vom Charakter eher ein großes Spielareal werden, als Park sein. Mit 3000 Quadratmetern sollen dort nicht nur Kinder sondern auch Jugendliche und Erwachsene ihren Freizeitaktivitäten nachgehen können.
Überseequartier
Das Überseequartier-Konsortium schafft es immer noch den Deckel auf den Informationen halten. Immerhin ist das Stocken der Arbeiten am Alten Hafenamt und dem benachbarten Wohnturm jetzt nach Aussage von Bruns-Berentelg auf eine Überarbeitung der Konzeption zurückzuführen. Der Charakter des Hafenamtes ändert sich aber. War ursprünglich eine Markthalle geplant – ähnlich einem permanenten Wochenmarkt – ist jetzt von überwiegend gastronomischer Prägung die Rede. Die Gerüchteküche zweifelt noch am Frischemarkt, aber laut Jürgen Bruns-Berentelg kommen Frischemarkt und Drogerie im Sommer. Pionier wird auf jeden Fall die Deutsche Bank sein, die im Frühjahr ins Überseequartier ziehen. Aufreger bleibt der geplante Umzug des Bezirksamts Mitte in das Überseequartier. Zwar behauptet Bruns-Berentelg „Der Umzug des Bezirksamts Mitte kostet die Stadt Hamburg keinen Cent mehr am alten Standort“ und „die Zeitungen seien alle fehlinformiert“ – übersieht dabei aber doch den kleinen aber feinen Unterschied bei den Vermietern. Der jetzige ist die stadteigene Sprinkenhof AG – es wird also nur von der linken in die rechte Tasche gepackt – und der zukünftige ist das Übersee-Konsortium oder irgendein anonymer Investor. Ist der Hintergrund der Aussage etwa dass die Stadt doch selbst dort bauen will?
St.Annen, Osakaalleepromenade und Elbtorquartier
Im Februar soll der Rückbau der Baustellen bei St.Annen anfangen, so dass im Frühjahr die große Kreuzung ohne Verkehrsbehinderungen befahren werden kann. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Germanische Lloyd in sein neues Zuhause einziehen. Leider läßt sich der Pfiff der Anlage nur aus der Luft erkennen, vom Boden aus präsentiert sich das Gebäude als über hundert Meter lange Ziegelwand. Die Promenade an der Osakaallee wird jetzt auf den Weg gebracht, ein wichtiger Punkt an der Promenade soll ein 190 Quadratmeter großer Kiosk werden. Auch der Bau der HafenCity-Universität wird im Frühjahr beginnen. Für den Baubeginn der beiden Baugemeinschaften an der Shanghai-Allee sieht er gute Chancen für das nächste Jahr, ebenso für das Haus der „Brücke“. Bei einem der Aushängeschilder des Elbtorquartiers, dem integrativem Stadthotel, sieht er noch Nachholbedarf bei der Darstellung der Finanzierung. Die Promenade an der Ostseite des Magdeburger Hafens wird jetzt vorbereitet und im Unterschied zu den anderen Promenaden schwebend auf den ehemaligen Gründungspfählen eines Lagerhauses gebaut werden. Die überzähligen Gründungspfähle werden zur Zeit entfernt. Der dort noch stehende Speicherkomplex soll bis auf den derzeit vom WWF bewohnten Speicher abgerissen werden, dem WWF-Speicher bleibt noch eine Gnadenfrist.
Lohsepark und Oberhafen
Mit den Worten „Hier haben wir schon mal ein bisschen geräumt“ leitet Bruns-Berentelg zum Areal des zukünftigen Lohseparks über. Mit ein bisschen geräumt meint er den Abriss von durchaus pittoresken Bahnschuppen, deren Pendants auf der anderen Seite der Bahntrasse derzeit im Aufmerksamkeitsfokus der Hamburger Kulturszene rund um Klausmartin Kretschmer steht. Der Wettbewerb für die Gestaltung des Lohseparks geht in die Verlängerung. Ende November sollten die Ergebnisse verkündet werden, laut Jürgen Bruns-Berentelg kann es aber noch länger dauern: „Es hat nur gute Entwürfe gegeben, deswegen muss ich noch vier Monate nachsitzen“ und meint dabei die Jury des ausgelobten Wettbewerbes. Alternative Quellen behaupten, dass die Entwürfe alle nachgebessert werden müssen, da keiner den geforderten Ansprüchen genügt habe. Alle geplanten sportlichen Aktivitäten im Lohsepark werden aber auf die Oberhafenseite des Bahndamms verlegt, da sie den Gedenkcharakter des Ortes stören würden. Damit diese Orte erreicht werden können wird ein Tunnel unter den Bahndamm gebaut, dessen Baubeginn demnächst sein wird. Für die Sicherheit der Anlage soll die Hochbahn sorgen, mit deren U4-Haltestelle der Tunnel verbunden werden soll. Die am südöstlichen Kopf des Lohseparks geplante zweite Primarschule und weiterführende Schule wird sicherlich auf diesen Plätze als Schulsportorte zurückgreifen.
Östliche HafenCity
Das Areal rund um den Baakenhafen nimmt auf den Visualisierungen immer mehr Gestalt an. Eine Brücke über den Baakenhafen soll schon 2011 in Bau befindlich sein, auch die Brückensituation am Oberhafen hat sich verändert. Eine mehrspurige Autobrücke soll vom Großmarktareal an den Baakenhafen führen und für eine Verkehrsentlastung sorgen. Die früher immer gezeigte Brücke Höhe Stadtdeichschleuse ist entfallen. Ganz neu ist eine sichtbare Brücke über die Norderelbe die in etwa die Lage wie die geplante „Living Bridge“ hat. Diese Brücke würde derzeit ins Nirwana führen und nur als strategischer Brückenkopf für den „Sprung über die Elbe“ Sinn machen. Ebenso ncoh Zukunftsmusik ist eine gezeigte Verlängerung der U4 mit einer U-Bahn-Station Elbbrücken. Der Schwerpunkt der Bebauung rund um den Baakenhafen sollen Wohnungen sein, intensive Gespräche mit den Hamburger Genossenschaften laufen. Die Bebauung zum Bahndamm ist jetzt tiefer gestaffelt um als Lärmschutz zu dienen.
Strandkai
Eine Überraschung wartet auf das Publikum bei der Präsentation des Strandkais. Es sind höherklassige Genossenschaftswohnungen eventuell geplant, die Spitze soll ein Theaterplatz werden, das von dem im Erdgeschoß der Bauten am Strandkai geplanten Kinderkulturzentrum bespielt werden soll. Hier deutete Jürgen Bruns-Berentelg auch das erste Mal an, dass eine öffentliche Diskussion über den Masterplan stattfinde könne, um eine optimale Lösung für eines der Filetstücke der HafenCity zu finden.
Am Kaiserkai
„Es ist eine Anliegerstraße – es dürfen keine Busse durchfahren“ bestärkte Bruns-Berentelg noch einmal die Regelung für die Straße „Am Kaiserkai“ und auch die Regelung mit der Rege der Elbphilharmonie sei noch aktuell, dass keine Baustellenfahrzeuge die Baustelle über die Straße „Am Kaiserkai“ anfahren sollen. Mit der Widmung ist in noch im Dezember zu rechnen, sobald die Widmung im Gesetzblatt eingetragen sei, sei sie rechtswirksam. Der Baubeginn für den Fähranleger vor dem Carls sei demnächst, zuerst werde dort das Hafenbecken ausgebaggert und die landseitigen Vorrichtungen für die Anbindung des Pontons vorbereitet. Mit ein wenig Glück können noch Ende 2010 die ersten Fähren dort anlegen. Eine kurze Exkursion zeigte noch die Gründe für die Pflanzorte der Bäume nahe der Promenadenmauer – Gründungen für die Kaianlagen machen eine andere Lage unmöglich. Die Bäume seien aber schmalwüchsig und werden regelmäßig zurückgeschnitten.
Fragestunde
Applaus bekam Jürgen Bruns-Berentelg für die Aussicht, dass die HafenCity Hamburg GmbH möglicherweise noch bis zu drei Jahre für die öffentlichen Plätze verantwortlich sei und dafür Sorge trage, dass die absichtlich wenigen Mülleimer an den Plätzen mehrmals täglich geleert werden. Mehrere Fragen beschäftigten sich mit dem Verkehr und der geplanten Buslinie durch die Straße „Am Kaiserkai“. Zwei Haltestellen wird es geben, eine ungefähr Höhe Kaiserkai 56 und eine weitere Höhe Schanzenbäcker. Die genaue Lage könne man an den fehlenden Parkbuchten und Fahrradständern erkennen. Eine Anwohnerin beschwerte sich über den Rost an den Museumskränen und hörte als Antwort, dass das Problem schon diskutiert werde. Das erste Teilstück der gigantischen Überseequartiertiefgarage nimmt schon im Mai die Arbeit auf, im Februar sollen die Parkuhren auf dem Dalmannkai aufgestellt werden. Mehrere Anwohner beschwerten sich über das Parkverhalten der Gäste des „Carls“. Jürgen Bruns-Berentelg verwies in letzter Instanz auf die partnerschaftliche Klärung durch das Netzwerk HafenCity. Mehren Anwohner war nicht bekannt, dass das Parkhaus von Unilever von 18-22 Uhr der Öffentlichkeit zur Verfügung steht, und ein Gast schilderte die Reaktion von Restaurantgästen auf die frühen Schließzeiten des Speicherstadtparkhauses.
Eine Masse an Informationen, die die über 120 Anwohner im Kesselhaus aufnehmen mussten und wollten. Ohne diese Einrichtung wäre es kaum möglich eine Übersicht über alle laufenden Projekte zu erhalten. Der Kern der Neugierigen ist schon seit Jahren gleich, die Anzahl der Neuzugezogenen auf den Veranstaltungen sinkt erstaunlicherweise.